Information in Wort und Bild auf dem CTOUR-Medientreff: Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carsten Cossmann, TUI-Direktor für Autoreisen, Canan Akcabey, Produktmanagerin bei TUI, Hans-Peter Gaul, CTOUR-Vorstandssprecher, Ursula Laumann, Pressesprecherin der USE (v. l. n. r.)

CTOUR-Medientreff: „Harz meets Berlin“

Warum lassen sich Journalisten an Merkpunkte der Hauptstadt kutschieren, die sie bislang mit anderen Augen wahrgenommen haben? Wieso wurde die Köpenicker Freiheit Nr.15 zum Hexentanzplatz? Weil der Tourismusverband Harz am 22. Oktober einen CTOUR-Medientreff dazu nutzte, in Berlin den Harz-
Tourismus als wichtigen Wirtschafts- und Imagefaktor zu präsentieren. Dabei ging es auch um die Gebirgswelt, magische Inspirationen, zehn Jahre Hexen-Stieg und die regionale Produktmarke „Typisch Harz“.

Information in Wort und Bild auf dem CTOUR-Medientreff: Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carsten Cossmann, TUI-Direktor für Autoreisen, Canan Akcabey, Produktmanagerin bei TUI, Hans-Peter Gaul, CTOUR-Vorstandssprecher, Ursula Laumann, Pressesprecherin der USE (v. l. n. r.)
Information in Wort und Bild auf dem CTOUR-Medientreff: Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carsten Cossmann, TUI-Direktor für Autoreisen, Canan Akcabey, Produktmanagerin bei TUI, Hans-Peter Gaul, CTOUR-Vorstandssprecher, Ursula Laumann, Pressesprecherin der USE (v. l. n. r.)

Was für ein seltsamer Stadtführer: Er bat die Busladung Neugieriger, mitten im ältesten Berlin auszusteigen und führte sie, ohne weitere Worte zu verschwenden, vorbei an den Sehenswürdigkeiten, die das Viertel in Fülle bietet (Kirche, Ermeler-Haus, Nussbaum, Restaurationen), und blieb erst stehen, wo Probststraße und Nikolaikirchplatz aneinander ecken. „Genau hier,“ sagte der Mann, „betrieb Martin Friedrich Heinrich Klaproth, geboren 1743 in Wernigerode, die Bärenapotheke.“

Damit hüpfte endlich die Katze aus dem Sack: Unser Mann war gar kein Stadtführer, sondern einer, der sich vorgenommen hatte, die Beziehungen zwischen Berlin und einer der schönsten Reiseregionen Deutschlands, den Harz, auf absolut ungewöhnliche Art deutlich zu machen. Aus zwei Gründen ist der eloquente Mann dafür bestens prädestiniert: Einmal ist er selbst im Harz geboren und aufgewachsen, zum anderen verfügt er über ein phänomenales Wissen der Berliner Historie – Dr. Christian Juranek, Geschäftsführer des vielbesuchten Schlosses Wernigerode, und Historiker.

Der Schloss-Chef hatte sich, um drei Dutzend CTOUR-Leute und ihre Gäste auf den ungewöhnlichen Medientreff „Harz meets Berlin“ einzustimmen, eine selbst für den Wörlitz-Reisebus noch unbekannte Fahrtroute ausgetüftelt. Und die begann eben an der Berliner Forschungsstätte des Harzer Apothekers, der einst die Elemente Uran (ohne zu ahnen, dass es radioaktiv ist), Zirkonium und Cer entdeckte. Klaproth, später als angesehener Wissenschaftler Professor der Chemie, starb 1817 in Berlin und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.

Berliner Historie aus Harzer Sicht: Dr. Christian Juranek, Schlossherr aus Wernigerode, und CTOURisten.
Berliner Historie aus Harzer Sicht: Dr. Christian Juranek, Schlossherr aus Wernigerode, und CTOURisten.

Der Anhalter Bahnhof war die nächste Station der historisch-wissenschaftlichen Rundfahrt – seit 1841 Start und Ziel der Berlin-Anhaltinischen Eisenbahn, Ausgangspunkt der wichtigsten Harz-Verbindungen der Großstadt, die Fontane für seinen Roman „Cecile“ nutzte. An den Bahnhof, im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört, erinnert heute nur noch das monumentale Portal. Die Wilhelmstraße, einst Sitz der Regierungsbehörden Preußens und des Deutschen Reiches, knüpfte gleichfalls eine starke Harz-Affinität. Fürst Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode, der mit seiner Familie im dortigen Schloss residierte, wurde 1878 Vizekanzler unter Otto von Bismarck und ließ sich im Palais Wilhelmstraße 63 nieder. Er zählt als einer der Begründer der zum Teil in Grundzügen bis heute gültigen Sozialgesetzgebung.

Die jeden Berlin-Besucher störende Zeitnot zwang Juranek schließlich, weitere Demonstrationsobjekte in Stichworten vorzustellen. Das Bode-Museum, zum Weltkulturerbe zählend, wurde 1956 nach seinem ersten Direktor Wilhelm von Bode benannt; viele Jahre seiner Kindheit verbrachte er im Harz und nannte später Harzburg als seine wahre Heimat. Robert Koch, der 1881 den Tuberkuloseerreger entdeckte und 1905 den Nobelpreis erhielt, stammte aus Clausthal-Zellerfeld. Im Volkspark Humboldthain erfreut die Jugendstilbronze „Diana mit Windhunden“ ihr Publikum, geschaffen von dem Ilsenburger Walter Schott.

Martina Weber & Andreas Knopf – das Jodlerpaar aus Altenbrak. Knopf ist schon zum 30. Mal Harzer Jodlermeister geworden.
Martina Weber & Andreas Knopf – das Jodlerpaar aus Altenbrak. Knopf ist schon zum 30. Mal Harzer Jodlermeister geworden.

Zur Einstimmung auf den Medientreff hat der Harzer Tourismusverband mit dem Schloss-Chef Christian Juranek einen echten Glücksgriff getan. Der brachte es tatsächlich fertig, in knapp zwei Stunden Harzer Klängen nicht ein einziges Loblied auf sein eigenes, herrliches Schloss Wernigerode anzustimmen. Und er kennt auch nicht (das sei ihm aber gern verziehen) weitere wichtige Beziehungen Berlin-Harz. Mein eigener Bruder, Urberliner, hat nämlich – vor etlichen Jahren – im malerischen Rathaus von Wernigerode geheiratet. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Harzer Hexenzauber und magische Themenwelten

Monika Luhn

Plötzlich hatte ich einen schwarzen Strich auf der Nase, ritt auf einem geschmückten Reisigbesen ums Lagerfeuer und beschwor mit kräftiger Stimme das Hexeneinmaleins. Schrilles Triumphgekreisch – von nun an gehöre ich zur Wolfshäger Hexenbrut, wie mir Oberhexe Antje per Urkunde versichert.
Krötenbein und Kräuterbrei, flieg mein Besen eins, zwei, drei… Zehn Hexen mit beneidenswert spitzen, gebogenen, bald zehn Zentimeter langen Nasen („Die bekommt nur, wer im Harz wohnt“) hatten es am 22. Oktober bis in die Altstadt von Köpenick geschafft. Zu ihrem Tross gehörten Tourismus-Fachleute vom Harzer Tourismusverband und von TUI sowie der Harzer Jodlermeister Andreas Knopf mit Partnerin Martina Weber und Musiker der Gruppe Bergfolk. Anlass der Reise war der CTOUR-Medientreff „Harz meets Berlin“, der nach Bustour mit einer Pressekonferenz rund um den Harz in der Freiheit 15 seine Fortsetzung fand.

Harz meets Berlin – who is who?
Harz meets Berlin – who is who?

Die magische Gebirgswelt Harz liegt für Berliner gewissermaßen vor der Haustür. Der Harz, das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands, gehört drei Ländern: Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen. Der Tourismus ist Wirtschaftsfaktor Nummer eins, gibt mehr als 35 000 Menschen Arbeit. Rund 80 Prozent der Deutschen kennen das Mittelgebirge. Seine Sympathiewerte sind hoch: Im Reise-Vergleich aller deutschen Mittelgebirge liegt es an vierter Stelle. Ein Pfund, mit dem die Touristiker wuchern können. Und das auch TUI mobilisierte. Das Reiseunternehmen aus Hannover legt seit 14 Jahren als einziges der Branche einen speziellen Katalog für den Harz auf. Produktmanagerin Canan Akcabey und Carsten Cossmann, Direktor für Autoreisen bei TUI, verwiesen auf die hohe Akzeptanz der Region bei Familien, die das Gebirge in der Mitte Deutschlands für Kurzreisen bevorzugen. Und da alles irgendwie auch seine Ordnung haben muss, gliedern die Harzer Tourismusleute ihre Angebote in drei magische Themenwelten mit fließenden Übergängen:

Kultur pur – magische Inspiration

Dazu gehören die UNESCO-Welterbestätten Kaiserpfalz Goslar mit Besucherbergwerk Rammelsberg, die Oberharzer Wasserwirtschaft, ein System aus Gräben und Teichen, im Mittelalter als Be- und Entwässerungssystem für den Bergbau angelegt, weiter die sehenswerte Altstadt von Quedlinburg und die Luthergedenkstätten in Eisleben. Darüber hinaus locken Burgen, Schlösser, Klöster, die tausendjährige Bergbaugeschichte mit über 20 Museen. Oder die Harzer Schmalspurbahn, die ohne Zahnräder auf etwa 150 Kilometern mit historischer Dampflok durchs Gelände schnauft. Oder Freilichttheater und Musikfestials. Auch die Straße der Romanik , die durch Sachsen-Anhalt führt, tangiert den Harz ( 2013 begeht sie ihr 20jähriges Bestehen). Und selbstverständlich die Hexen, die durchaus nicht nur in der Walpurgisnacht (30. April) auf Brocken oder Hexentanzplatz oder in Wolfshagen umhergeistern, sondern gern dort, wo Touristen einschwärmen.

Natur pur – berauschend schöne Wildnis

Einst lag der Reichtum des Harzes unter der Erde. Heute liegt er darüber, für jeden greifbar. „Bei uns gibt es eine wunderbare Natur. Fünf nationale Naturlandschaften, drei Nationalparks und ein Biosphärenreservat – der ganze Harz steht gewissermaßen unter Schutz“, wirbt Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes, den es seit über 100 Jahren
gibt und der seit 1990 für das gesamtharzer Tourismusmarketing den Hut auf hat. Die oftmals mystische Landschaft – schroffe Granitklippen, geheimnisvolle Wälder, neblige Moore – ist Ursprung vieler Sagen und Mythen.

Spaß pur – Zauberformel gegen Alltagstrott

Nach Kultur und Natur soll auch der Spaß nicht zu kurz kommen. Ob sommers oder winters, für jeden ist etwas im Angebot. Nun denn. Wandern hat wieder Konjunktur. Quer über den Harz führt der Hexen-Stieg, von Osterode (Niedersachsen) nach Thale (Sachsen-Anhalt). Der „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ feiert im kommenden Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Auf 94 Kilometer erlebt der dort Wandernde den Harz in seiner beeindruckenden Schönheit, begleitet von Hexe und Teufel, die sich, wie Eingeweihte wissen, hinter knorrigen Baumstümpfen verstecken. Die Harzer Wandernadel soll Groß und Klein verlocken, die Stiefel zu schnüren. Man kann Wanderkönig werden oder gar -kaiser. Kletterfelsen und Hochseilgärten, Seilbahn, Sommerrodelbahn oder Harzbob, über 2000 Kilometer für Mountainbiker, Entdeckerführungen mit einem Ranger im Naturschutzpark, nördlichstes Wintersportgebiet Deutschlands mit Alpinskigebieten, Langlaufloipen, Rodelbahnen – wer da nichts findet, ist selber schuld. Zur aktiven Erholung gehört gutes Essen. Die Harzer bieten ihre Gaumenfreuden unter der Marke „Typisch Harz“ an. Mehr als 200 Erzeugnisse tragen schon dieses Siegel. Es garantiert Produkte aus der Region, hergestellt aus einheimischen Rohstoffen – ob Harzer Käse, Bier, Wurst oder Gebäck. Carola Schmidt und ihre Kollegen hatten als Kostprobe ein wohlschmeckendes kaltes Büfett mitgebracht.

Gastgeber mit großer Aufgabe

Gastgeber für die Harzer Gesandtschaft in der Köpenicker Freiheit 15 war die Union Sozialer Einrichtungen gGmbH (USE). Die gemeinnützige Gesellschaft bietet psychisch kranken und behinderten Menschen Bildungs-, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten in über 20 Einrichtungen an sieben Standorten in Berlin und Brandenburg. Sie betreibt beispielsweise das Cafe Sibylle in der Berliner Karl-Marx-Allee, den Ratskeller im Roten Rathaus, den Standort FREIHEIT 15 mit dem Event-Schiff “ars Vivendi“ sowie den Modellpark Berlin–Brandenburg und das Haus Natur und Umwelt in der Wuhlheide. Sie hat eine Flotte historischer Schiffe, die am Ufer der Dahme liegen und gechartert werden können. Unterm Dach der USE arbeitet auch ein sozialpädagogischer Verein (SOWAS), der unter dem Motto „rudern, laufen, Toreschießen“ den oftmals benachteiligten Menschen unter anderem die Möglichkeit gibt, bei Sportveranstaltungen wie einem Halbmarathon dabei zu sein oder zu segeln.

Hexeneinmaleins
Hexeneinmaleins

Du musst verstehn!
Aus Eins mach Zehn,
und Zwei lass gehn
und Drei mach gleich –
so bist du reich!
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs –
so sagt die Hex –
mach Sieben und Acht:
Dann ist’s vollbracht.
Und Neun ist Eins
und Zehn ist keins.
Das ist das Hexen-Einmaleins!

(Johann Wolfgang von Goethe)

Nachtrag: Der Harz ist, bei allen Varianten des modernen Tourismus, ohne die Hexen nicht denkbar. Schlag nach bei Goethe und Heine, bei Fontane und Raabe, bei Ricarda Huch und Hermann Löns. Die Wolfshäger Hexen waren an diesem freundlichen Oktober-Tag ohne ihren teuflischen Herrn und Meister nach Berlin gekommen. Sie machten, was sie wollten, tauchten hier und da auf und überraschten die Journalistenschar mit einem flotten Tänzchen nach dem kecken Gassenhauer „Harzer Hexen sind sexy…. Mir fiel der Abschied von ihnen schwer. Schließlich sind wir jetzt per Diplom versippt.

Fotos; CTOUR / Wolf-Georg Kirst (fotac)

www.harzinfo.de