Erlebnisreisen mit dem Hausboot

Ein neues Buch von CTOUR-Mitglied Dr. Peer Schmidt-Walther liegt vor, in dem er auf 286 Seiten seine Erlebnisse mit dem Hausboot beschreibt. Wir dürfen dran teilnehmen. Leider nur geistig.
Ziel des Buches ist es, dem Leser Appetit zu machen auf jene wacklige Wasserwelt, der immer mehr Menschen mit Vergnügen ihre freie Zeit anvertrauen.

Zeit für Ruhe und Gelassenheit
Mal ist das schwimmende Ferienhaus ein gemütlich aussehender, mit wenigen Stundenknoten vor sich hin tuckernder „Schuhkarton“, der gerade einmal in eine der „handelsüblichen“ Schleusen passt, mal eine komfortable Yacht, mit der man auf Kreuzfahrt in Westentaschenformat gehen kann.

Egal, ob so oder so, das schwimmende Ferienhaus hat alles an Bord, was nötig ist, um einen komfortablen 8- oder 14-Tage-Aufenthalt zum Erlebnis werden zu lassen. Vorausgesetzt, die Crew versteht sich, ist untereinander kompatibel und jedem an Bord ist klar, dass es bei dieser besonderen Urlaubsform nicht um Geschwindigkeit geht, um höher, weiter, schneller, sondern um Ruhe, Zeit und Gelassenheit. Um einen Urlaub für Philosophen. Oder frisch Verliebte, glücklich Geschiedene, gut Verheiratete.

Auf eine Gefahr muss deutlich hingewiesen werden: auf die Tatsache, dass sich zwei, vier oder sechs Menschen einen klitzekleinen Raum teilen. Diese Enge ein oder zwei Wochen aushalten zu müssen, ist nicht jedem gegeben. Und nur die wenigsten Hausbootnutzer sind bereit, einen eigenen Psychologen (prophylaktisch) mit auf die Reise zu nehmen.

Skipper und Buch-Autor Peer Schmidt-Walther am Ruder

Den braucht der mit allen Wassern dieser Welt gewaschene „Seebär“ Peer Schmidt-Walther ganz sicher nicht. Er ist der Skipper, und alle Mannschaftsmitglieder parieren auf sein Wort. Das scheint auch bitter nötig zu sein, um ein Hausboot sicher durch enge Kanäle, gefährliche Flussabschnitte, unbekannte Marinas, über große Seen und durch fremde, enge Schleusen zu steuern.

Wie so oft im Leben fangen auch bei Urlaub auf dem Wasser alle großen Erlebnisse ganz klein und banal an, von Peer Schmidt-Walther in zahlreichen Variationen beschrieben. Immer wird zuerst der Papierkram beim Hafenmeister erledigt, dann die Verpflegung samt Gepäck an Bord verstaut, nicht zu vergessen „die Seenotausrüstung, Bootsdokumente, See-, Fluss- und Kanalkarten, Zirkel, Dreiecke sowie das GPS. Am Ende der Prozedur steht die obligate Einweisung durch einen Techniker.“ Jetzt endlich kann es losgehen.

Entspannte Fahrt über die brandenburgischen Seen

Vorgestellt werden Touren rund um Brandenburg, durch Mecklenburg-Vorpommern und das friesische Land, zum Alten Fritz nach Rheinberg, durch Frankreich, Norditalien, Irland, Finnland, Polen und England.

Reader mit Hausboot-Geschichten
„Das vorliegende Buch ist kein Törnführer“, betont Dr. Peer Schmidt-Walther, „die gibt es natürlich schon und sie sollten vorab zu Rate gezogen werden, sondern ein Reader mit Hausboot-Geschichten.“ Solchen wie diese: „Blick durchs beschlagene Kabinenfenster am nächsten Morgen: Dichte Nebelschwaden deckeln den See. Bald macht sich Kaffeeduft breit und treibt auch das letzte „verteufelteW Crew-Mitglied aus dem kuschlig-warmen Schlafsack in den kleinen Salon.

Hausboot-Erlebnisreisen

Irgendwann gewinnt die spätsommerliche Sonne doch noch die Oberhand und bringt das stille Gewässer zum Glitzern. Nicht ohne vorher noch ein erfrischendes Bad genommen zu haben. Zeit zum Auslaufen durch unbebaute Waldeinsamkeit. 18 Kilometer windet sich der klare, tiefe See wie ein Fjord durch die Naturlandschaft. Auf dem Vorschiff lässt sich die Ruhe, die bis hierher nicht einmal das Motorengeräusch stören kann, still genießen. Irgendwie kommt einem dabei das Ostpreußenlied in den Sinn: „Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen, über weite Felder lichte Wunder gehen…“ Oder: „Die Bordküche bleibt kalt. „Zu viel Aufwand“, findet Katja, „zu wenig Zeit diesmal.“ Dafür Einkehr im urigen ‚Clarke’s Pub‘ bei einer gewaltigen Portion Fish and Chips. Das Guinnes wird fürs Dinner aufgespart … Philip James wartet schon. Er möchte die Crew in die Berge der Umgebung führen. Über schmale, von Steinwällen und Hecken in Windschur-Haltung eingefasste Straßen, wie sie gern in Rosamunde-Pilcher-Filmen gezeigt werden, geht es … in die Höhe … bis der Blick über die natur- und historienpralle Seenlandschaft schweift. Aus dem Dunst am Horizont schält sich 1500 Meter hohes Mittelgebirge. „Dieses U-Tal wurde von eiszeitlichen Gletschern ausgeschabt“, erklärt der arbeitslose Bauingenieur, „und die aus Quarzitbrocken aufgehäufte Spitze dieses Hügels ist menschengemacht“. Schaudernd kriechen einige hinein. Wie stehen auf einer keltischen Grabhöhle. Carrowkeel Magalithic Cementary, so Philip, sei der größte „Friedhof der Welt“.

21 Touren werden von Peer Schmidt-Walther vorgestellt. Die Tour 20 fehlt, obwohl sie da ist. Sie hat sich unter der Dachzeile 21 verkrochen, der Fehlerteufel schläft nie.

Dr. Peer Schmidt-Walther und Hans-Peter Gaul präsentieren das Buch passend zum Thema – auf einem Hausboot während einer Müritz-Fahrt

Es gibt einige Co-Autoren, darunter Hans-Peter Gaul, der Sprecher von CTOUR. Arno Surminski, deutscher Schriftsteller und Journalist wird als Ostpreuße und Wasserliebhaber vorgestellt und interviewt. Ausführliche Infos zur Tour, eine Karte sowie der Lebenslauf des jeweiligen Bootes gehören zum freundlichen Service, den Peer Schmidt-Walther seinen Lesern bietet.

Ergänzt wird der reichhaltige Informationsblock durch Erfahrungsberichte und Informationen für Hausbootneulinge. Ausgewählte Seiten aus dem Kapitänshandbuch, das bei Kuhnle Tours erhältlich ist, runden das Angebot ab.

Peer Schmidt-Walther: „Erlebnisreisen mit dem Hausboot“
286 S, 1 DVD; ISBN 978-3-95872-032-9
Euro 19,95
Druck- und Verlagshaus Kruse, Stralsund 2017

Fotos: Wolf-Georg Kirst/FOTAC