KULINARISCHER USEDOM-STREIFZUG

…lädt zum Genießen und Entdecken auf der Sonneninsel ein

Mecklenburg-Vorpommern gehört auch zum Jahreswechsel zu den bevorzugten Zielen vieler Touristen. Die Sonneninsel Usedom (durchschnittlich über 2000 Sonnenstunden im Jahr) ist da ganz vorn mit dabei.
Bei einem kulinarischen Streifzug mit dem Usedom Tourismus gab’s im Herbst viel Interessantes zwischen Ostsee und Achterwasser zu entdecken.

„Wir wollen Usedom als Ganzjahresziel noch bekannter machen“, begrüßte uns Michael Steuer, Geschäftsführer des Usedom-Tourismus, im Aurelia Hotel St. Hubertus direkt an der Strandpromenade in Heringsdorf. „Die Kulinarik spielt auf unserer Insel eine besondere Rolle“.

Aurelia Hotel St. Hubertus Heringsdorf

Während es anderenorts bereits kulinarische Stadtführungen gibt, hatte Usedom Reisejournalisten zu einem nicht nur kulinarischen Streifzug zwischen Ostsee und Achterwasser eingeladen. Perfekter Auftakt mit der „Neuen Pommerschen Küche“im „Restaurant 1900“. Es gab traditionelle pommersche Gerichte aus Großmutters Zeiten, die der langjährige Küchenchef Jörg Gleißner in Archiven der Region entdeckt hatte. Auf der Speisenkarte findet sich neben den „Klassikern“ Apfelfleisch mit Schweinefilet und Backpflaumen sowie Honig-Krustenbraten auch „Zander auf Haferstroh“, wie ihn sich die Fischer einst am Strand von Usedom zubereitet haben. Die meisten Zutaten der „Gerichte mit Geschichte“ kommen frisch aus nachhaltiger Zucht vom hauseigenen Gutshof Varchentin und aus der Ostsee.
www.aurelia.net

Frischen Fisch von den Fischern gibt’s auch in der Alten Fischräucherei im Hafen von Rankwitz. Spezialität des familiengeführten Unternehmens ist Matjes, der u. a. nach einem eigenen Rezept maximal 72 Stunden in Rote Beete-Saft eingelegt wird. Geräuchert wird in Rankwitz nach alter Tradition mit Buchen- und Erlenholz.

Im Hafen Rankwitz am Peenestrom

Vom idyllisch am Peenestrom gelegenen Hafen u. a. mit einigen Ferienhäusern und Hausbooten – hier kommen im Sommer auch moderne Fluss-Kreuzfahrtschiffe auf ihrer Fahrt von Stralsund nach Potsdam vorbei – starten wir zu einer Rundfahrt über den noch wenig bekannten Lieper Winkel.

Karina Schulz (Usedom Tourismus) und Dr. Klaus Kögler in Liepe

Unseren „Reiseleiter“ Dr. Klaus Kögler (im Bild mit Karina Schulz von Usedom Tourismus) aus dem Ruhrpott hat es durch Zufall vor einigen Jahren nach Usedom „verschlagen“. Hier fühlt er sich als Mitglied der Gemeindevertretung, 2. stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Heimatvereins längst sichtlich wohl.

Im Achterland, der reizvollen Landschaft hinter der Ostsee, will er auch seinen Lebensabend verbringen.
Über holprige und teils naturbelassene Wege sind wir mit ihm im idyllischen Lieper Winkel unterwegs, der wie eine Halbinsel in das Achterwasser und in den Peenestrom ragt. Ins Auge fallen immer wieder reetgedeckte Fischerkaten und imposante Backsteinscheunen.

„Jahrhunderte lang waren die beschaulichen Fischerdörfer nur über das Achterwasser zu erreichen“, so Klaus Kögler, der sich auch um den Erhalt eines dörflichen Museums im einstigen Gemeindeamt kümmert. Hier kann man u. a. heute kaum noch bekannte landwirtschaftliche Gerätschaften bewundern. In Liepe lernen wir die älteste Kirche Usedoms mit ihrem typisch freistehenden Glockenstuhl und umgeben von Kunstwerken aus Granit kennen. 

Vom Warther Haken sticht Falk Bialowons, einer der letzten der etwa 20 noch aktiven Usedom-Fischer mit seinem Boot in See. In der von ihm belieferten „Bauernstube Morgenitz“ treffen wir ihn dann später wieder und lassen uns von den Wirten Carolin und Rene Bobzin in einer Riesenpfanne traditionell zubereitete leckere Fischgerichte schmecken – eine wahre kulinarische Entdeckung.

Wer hier fangfrischen Fisch (je nach Angebot Barsch, Zander, Aal oder Schnäpel) genießen möchte ist gut beraten, rechtzeitig zu reservieren. www.bauernstube-morgenitz.de
Falk Bialowons fährt im Sommer ab vier Uhr und im Winter solange es noch kein Eis auf dem Peenestrom und Achterwasser gibt zu seinen Fisch-Reusen raus. Sorgen machen nicht nur ihm die immer wieder diskutierten Fischquoten.

Vom Waldladen zum Wasserschloss Mellenthin

Kontrastprogramm wenig später bei einer Rundfahrt mit MS Jessica auf dem Achterwasser. Die etwa zweistündigen Fahrten der Ückeritzer Personenschifffahrt vom Hafen Stagnieß sind bei den Usedom-Urlaubern sehr beliebt. Im Gespräch mit Karina Schulz vom Usedom-Tourismus, die in Koserow ihr Büro hat, erfahren wir mehr über Usedom, die besonders im Sommer gut gefüllte „Badewanne der Berliner“, lernen in ihrer Begleitung immer wieder kulinarische Köstlichkeiten der Sonneninsel kennen und schätzen. Während übrigens die Schiffe der ADLER-Fahrgastschifffahrt vor allem auf der Ostsee zwischen den Seebrücken und dem polnischen Swinemünde bei teils bewegter See unterwegs sind, ist Seekrankheit auf dem Achterwasser kaum ein Problem.

MS Jessica im Hafen Stagnieß

Bei einem Spaziergang mit dem engagierten Forstamtsleiter Felix Adolphi macht er uns mit den Besonderheiten des Usedomer Küstenwaldes und der Jagd auf der zu den wildreichsten Gegenden Deutschlands zählenden Insel bekannt. Die perfekte Einstimmung auf die alljährlich besonders gefeierten Usedomer Wildwochen, die wir ebenfalls bei unserem kulinarischen Streifzug erleben konnten. Einen kleinen Vorgeschmack bot da bereits der Besuch des Waldladens im Forstamt Neu Pudagla. Hier kann man u. a. Wildprodukte wie Hirschpastete, Wildsalami, Hirschschinken oder Rehrillette, aber auch diverse Bio-Produkte aus den heimischen Wäldern erwerben – Verkostung inklusive.

Brauhaus im Wasserschloss Mellenthin

Nur wenige Kilometer sind es bis zum prächtig erleuchteten wiederbelebten Wasserschloss Mellenthin am Mittelpunkt der Insel Usedom.  Eine Attraktion der Schlossanlage aus dem Jahre 1575 ist die Gasthausbrauerei, die u. a. neben Hell und Dunkel auch Sorten wie Mellenthiner Weizen, Eis-Bock, Rauch, Schwarz und Alt anbietet. So lange der Vorrat reicht sind im stimmungsvollen Gewölbekeller des Wasserschlosses auch Bier mit Kaffee, Ingwer oder Bernstein im Angebot. Schlossherr Jan Fidora legt zusammen mit seinem Braumeister besonderen Wert auf kreative Biervielfalt und Experimente mit besonderen Aromen. Selbst kaltgehopfter Wein „Wine& Hops“ zählt zum beliebten Angebot. Wir gehörten zu den ersten Gästen, an deren Tischen Philipp Fournes von der hauseigenen Destille von uns selbst zusammengestellte Obstaromen zum Verkosten gebrannt hat. Bis zum Jahresende soll dann auch noch eine spezielle Whiskysorte dazukommen. Einer zünftigen Silvesterfeier steht da wohl nichts mehr im Wege. www.wasserschloss-mellenthin.de

Pralinen, Kräuter und Kaiserbäder

In Wolgast, dem Tor zur Insel Usedom, lernen wir Torsten Riel aus Sachsen-Anhalt kennen. Als Urlauber hatte er die Region kennen- und schätzen gelernt und 2019 nach 14jähriger Tätigkeit in den Halloren-Werken in Halle/Saale in der traditionsreichen Konditorei Biedenweg Wolgast seine Schokoladen-Manufaktur eröffnet.

Sein Mut wurde belohnt. Getreu dem Motto „Hier läuft nichts vom Band, hier fertigt man mit Herz und Hand“ hat sich der umtriebige Konditormeister mit seinen traditionell gefertigten Pralinen sowie Schokoladenpräsenten längst einen guten Namen gemacht.

Wieder auf die Insel zurückgekehrt empfängt uns Kräuterexpertin Ina Schirmer in ihrem Refugium, bestehend aus Hofladen und Kräutergarten, mitten im Wald bei Prätenow.

Bei geführten Touren durch ihren Kräutergarten mit rund 100 verschiedenen Duft-, Heil- und Küchenkräutern und den Wald kann man mehr über die Naturschätze und ihre Verwendung erfahren und sich auch an der Zubereitung eines leckeren 3-Gänge- Wildkräutermenüs

beteiligen. Für uns hatte Ina nach der Führung aus Zeitgründen bereits einen besonderen Kräuter-Imbiss vorbereitet – eine weitere interessante kulinarische Erfahrung auf der Sonneninsel, an die uns die im Hofladen gekauften Pestos, Kräuter- und Gewürzmischungen sicher zu Hause erinnern werden. www.kraeuterverbena.de

Mit der abwechslungsreichen Geschichte der Kaiserbäder macht uns im Seebad Heringsdorf „Insulaner“ Sven Brümmel als Wilhelm von Rummelsburg bekannt.
Der 34jährige Lehrer für Deutsch und Geschichte, für Heimatkunde und niederdeutsche Sprache an der Grundschule Heringsdorf sowie Co-Vorsitzender des Geschichtsvereins der Kaiserbäder Ahlbeck –  Heringsdorf – Bansin

lässt bei einem Rundgang mit historischem Wissen und Anekdoten die Entstehungszeit des Kaiserbades wieder lebendig werden.

In seiner Uniform als Offizier vom Füsilier Regiment Nr. 34 „Königin Viktoria von Schweden“ (Pommersches Nr. 2) aus dem Jahre 1909 stellt er den Zeitabschnitt von 1871 – 1910 dar.

Während des Rundgangs vorbei an der längsten Seebrücke Deutschlands und dem lt. Guinnessbuch größten Strandkorb der Welt erfahren wir, dass am Wochenende 6./7. Juni 2020 die Veranstaltung „200 Jahre Heringsdorf“ – von der namenlosen Fischerkolonie zum Weltbad- stattfinden soll. Geplant ist dann auch ein Stationsbetrieb mit historischen Szenen aus der Geschichte Heringsdorfs im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert. Sven Brümmel wird dann natürlich wieder in Uniform mit dabei sein.

Bevor wir uns in Europas 1. Kur- und Heilwald (www.kur-und-heilwald.de) gleich hinter der Heringsdorfer Strandpromenade mit ihren u. a. durch die einstigen Bewohner und prominenten Gäste berühmt gewordenen Villen im Stil der Bäderarchitektur umsehen, erleben wir im historischen Strandcasino den Marc O’Polo Concept Store mit einem smarten Gastronomiekonzept inmitten lässiger Mode und zeitlosem skandinavischen Design. Lohnend für Gäste aus nah und fern ist auch das Jahresendprogramm der Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin.

Fischerboote vor Seebrücke in Ahlbeck

So kann man hier u. a. diverse Konzerte, einen Wintermarkt mit Handwerker- und Gastronomie-Ständen sowie am 31. Dezember besonders stimmungsvoll „Silvester am Meer“ in beheizten Festzelten und um Mitternacht die traditionellen Höhenfeuerwerke an den drei Seebrücken erleben. Entlang der mit 12,5 km längsten Küsten-Promenade, die sich von Bansin grenzüberschreitend bis ins polnische Swinemünde erstreckt, laden ganzjährig diverse Restaurants zu vielfältigen kulinarischen Genüssen und Entdeckungen ein. Vom 6. – 8. März 2020 wird es zudem ein Schlittenhunderennen in den Kaiserbädern geben.

Wild Fashion Dinner

Eine Initiative der IG „Wildwochen auf Usedom“ feierte 2019 Jubiläum. Zum 15. Mal wurden in diesem Jahr unter dem Motto „schmecken, staunen, erfahren, erfühlen und genießen“ die beliebten Wildwochen auf Usedom zelebriert. Von der Berliner Acksteiner-Eventagentur organisiert gab es dazu zum Auftakt bereits zum 10. Mal das exklusive „Wild Fashion Dinner“ im Hotel Forsthaus Damerow (www.urlaub-auf-usedom.de/hotel-forsthaus-damerow).

Von Sylvia Acksteiner moderiert erwartete die Gäste des stimmungsvollen Gala-Abends ein exzellentes Fünf-Gänge-Menü mit korrespondierenden Weinen vom sächsischen Weingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe sowie eine hochkarätige Modenschau u. a. mit Stoffen im Lichterglanz von Moon Berlin, ein Highlight der Fashionshows. Frische regionale Küche prägt auch hier das Hotel-Angebot während des ganzen Jahres.

Mein Fazit: Usedom hat nicht nur viel Sonne zu bieten. Essen und Trinken liegen auch hier als Reisemotiv für einen Ganzjahresbesuch voll im Trend. Qualitätsvolle regionale Speisen an authentischen Orten innovativ angeboten schmecken nicht nur gut, sondern laden zum Wiederkommen, Entdecken und Genießen – vor allem außerhalb der Bade-Saison – ein.
www.usedom.de
www.kaiserbaeder-auf-usedom.de

Fotos: Hans-Peter Gaul