VON DER „STEINERNEN CHRONIK THÜRINGENS“ ZUM „THÜRINGER MEER“

Immer mehr Deutsche entdecken während der Coronakrise ihr Heimatland wieder neu und wollen, wenn es ihnen gefallen hat, im kommenden Jahr wiederkommen. So kann auch die als „Steinerne Chronik Thüringens“ bekannte Ostthüringer Kreisstadt Saalfeld mitten in Deutschland optimistisch in die Zukunft blicken.

Erlebniswelt Feengrotten

Mit dem traditionellen Bergmannsgruß „Glück auf!“ beginnen seit über einhundert Jahren die Führungen in Saalfelds Touristenmagnet Nr. 1 – den Feengrotten. „Wir freuen uns über den regen Zuspruch aus vielen Regionen Deutschlands“, so Yvonne Wagner, Geschäftsführerin der Saalfelder Feengrotten und Tourismus GmbH bei meinem Besuch der lt. Guinnessbuch der Rekorde „farbenreichsten Schaugrotten der Welt“.
„Zunehmend kommen die Besucher per Wohnmobil oder Fahrrad.“

„Aber auch Wanderer und Familien aus ganz Deutschland haben in diesem besonderen Corona-Sommer verstärkt zu unseren Gästen gehört“,

freut sich die engagierte Saalfelder Tourismuschefin.
Die Investitionen in die „Erlebniswelt Feengrotten“ haben sich gelohnt. So konnte im „Feenweltchen“, dem familienfreundlichen Abenteuerland der Feengrotten, in diesem Frühjahr die bunte „Elfenwiese“ u. a. mit Blumenschlösschen und Feentanzplatz sowie Glockenbaum, der Wiesenwunderblume und dem Wurzelhaus neu eröffnet werden.

„Elfenwiese“ mit Blumenschlösschen und Feentanzplatz im Feenweltchen

Für Familie Werner aus Nürnberg die Ferien-Entdeckung. Ihren beiden Kindern macht es hier sichtlich Spaß nach dem erlebnisreichen Grottenbesuch in die immer wieder überraschende Anderswelt der

Feen begrüßen die Besucher im Feenweltchen

Feengrotten mit Klangpilzen, Riech- und Fühlkästen, Spinnen-Wackel-Hängebrücke und Feenwipfelschloß (samt Rutschbahn) „einzutauchen“.Auf dem Grottenhof am Quellenhaus laden zudem eine Schatz-Suche-Station, Wasserkunst und Göpelwerk große und kleine Besucher zum Entdecken ein.
(Bild: „Glück auf!“ am Quellenhaus der Feengrotten)

Gefragt ist auch das Erlebnismuseum Grottoneum, das zum Staunen und Mitmachen einlädt. Hier kann man mehr über die interessante Geschichte des ehemaligen Alaunschieferbergwerks erfahren, das 1914 vom Berliner Kaufmann Adolf Mützelburg als Schaubergwerk eröffnet wurde und nun auf dem Weg zum 20millionsten Besucher ist.

Vor der zauberhaften Kulisse des „Märchendoms“ mit der Gralsburg haben sich bereits über 1500 Paare das Ja-Wort gegeben

So wie sich hier inzwischen bereits mehr als 1500 Paare im „Märchendom“ in Saalfelds berühmter „Unterwelt“ das Ja-Wort gegeben haben, ist das Tourismusziel am Saalfelder Stadtrand mehr denn je gefragt.

Neue Kurstadt-Angebote

Kein Geheimtipp mehr ist der in den 30er Jahren entdeckte Heilstollen „Emanatorium“. Seit 1937 finden hier Besucher im ersten Inhalations-Heilstollen Deutschlands Gesundheit aus den Tiefen des Berges. Bei ganzjährig konstanten Temperaturen von 8 bis 10 Grad Celcius, einer relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 98 % kann die nahezu völlig staub-, keim-, bakterien-, allergen-, ozon- und pollenfreie Grubenluft bei der Therapie chronischer Erkrankungen der Atemwege helfen und zugleich die Abwehrkräfte und das Immunsystem stärken. 2007 hatte der Deutsche Heilstollenverband das „Emanatorium“ der Saalfelder Feengrotten in der höchsten Qualitäts-Kategorie zertifiziert. Seit 2018 darf sich Saalfeld als „Staatlich anerkannter Ort mit Heilstollenkurbetrieb“ nicht nur Feengrotten- sondern auch Kurstadt nennen.

Das freut natürlich auch Bürgermeister Dr. Steffen Kania, mit dem ich mich im historischen Rathaus getroffen habe.

„Der Kurbeitrag in Höhe von zwei Euro pro Aufenthaltstag und Person dient nicht nur der weiteren Verschönerung unserer Stadt, sondern wird auch für neue Gäste-Angebote genutzt“,

so das Stadtoberhaupt. Seit diesem Jahr bietet beispielsweise die Saalfeld-Card, auf die jeder Übernachtungsgast im Rahmen der Kurbeitragsordnung Anspruch hat, über 270 Vorteilspartner. Mit der Gästekarte kann man zum Beispiel für die Zeit des Aufenthalts in Kooperation mit der Thüringer Wald Card und dem Rennsteig Ticket auch den Buslinienverkehr im Städtedreieck Saalfeld – Rudolstadt – Bad Blankenburg, den Wander- und Radbus Thüringer Meer und Schwarzatal sowie Buslinien nach Neuhaus und Neustadt/Orla kostenfrei nutzen. Eine schöne Gelegenheit, Saalfeld und seine abwechslungsreiche Umgebung mit vielen touristischen Sehenswürdigkeiten bequem mobil und umweltfreundlich kennenlernen zu können.

Giebel an der im Stil der Spätrenaissance erbauten ehem. Stadtapotheke
„Saalfelder Nachtschwärmerei“ vor dem 1529 bis 1537 erbauten Renaissance-Rathaus

Mein Tipp: Der gut ausgeschilderte „Historische Rundweg“ führt zu wichtigen Sehenswürdigkeiten der einstigen Kloster-, Bergbau- und Residenzstadt. Unter dem Namen „Salauelda“ 899 erstmals urkundlich erwähnt, wurde Saalfeld 1180 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Stadt gegründet und 1680 Zentrum eines eigenen Herzogtums (bis 1745).

Wenig bekannt ist, dass aus dem hier einst residierenden Zweig der sächsischen Ernestiner große Teile des europäischen Hochadels hervorgingen. Ein für künftige Touristen aus dem In- und Ausland durchaus interessanter Aspekt.

Die imposante Burgruine „Hoher Schwarm“, einst Stadtburg der Grafen von Schwarzburg, ist Wahrzeichen der Stadt Saalfeld

Am „Historischen Rundweg“ liegt auch die Burgruine „Hoher Schwarm“ und das ehemalige Franziskanerkloster, in dem seit 1904 das sehenswerte Stadtmuseum untergebracht ist.

Blick zum ehemaligen Franziskanerkloster

In der um 1250 gegründeten mittelalterlichen Klosteranlage können umfangreiche kunst- und kulturgeschichtliche Sammlungen (u. a. mit spätmittelalterlicher Sakralkunst) besichtigt werden.

Kreuzgang im ehemaligen Franziskanerkloster und heutigem Stadtmuseum

Zudem sind hier einige der zur Blütezeit der Saalfelder Bildschnitzkunst um 1500 entstandenen Schnitzaltäre im Kapitelsaal zu sehen. Bedeutend ist ebenfalls die „Geologische Sammlung“ des Stadtmuseums u. a. mit Bezug zum ehemaligen Alaunschieferbergwerk „Jeremiasglück“, den heutigen Feengrotten.

Stadttore werden erlebbar

Bevor ich zum Thüringer Meer starte hat Bürgermeister Dr. Kania noch einen aktuellen Tipp: das Obere Tor.

Das Obere Tor – neue Touristenattraktion

Seit einigen Wochen ist dieses altehrwürdige Stadttor erstmals für Besucher geöffnet. In der neuen Erlebnis-Ausstellung kann man Interessantes über das mittelalterliche Tor an der einstigen Handelsstraße Nürnberg-Leipzig erfahren und die „Steinerne Chronik“ mit 3D-Aufnahmen aus der Vogelperspektive entdecken. Ich habe im Tormuseum einen Nürnberger Kaufmann virtuell auf seiner Reise entlang der alten Handelsstraße begleitet, bin mit ihm in die Zeit um 1600 eingetaucht und habe mir zur Erinnerung meinen persönlichen nostalgischen „Passagierschein zur Einreise in die Stadt Saalfeld“ ausgedruckt. In den nächsten Jahren sollen auch die drei anderen Stadttore Saalfelds für Touristen zugängig gemacht werden. Eine schöne Idee, die der Stadt mit ihren zahlreichen mittelalterlichen Bauten sicher weitere Gäste aus nah und fern beschert. Es gibt bereits Überlegungen, um für die deutlich angewachsene Zahl von Caravan-und Wohnmobiltouristen weitere Parkplätze sowie neue familienfreundliche Übernachtungsangebote zu schaffen.

Und während ich mich schon auf meine Thüringer Rostbratwurst frisch vom Holzkohlegrill am Marktplatz freue, denke ich nochmals an zwei Alleinstellungsmerkmale der über 1100jährigen Kreis- und Residenzstadt an der Saale. Nach der Eingemeindung des Ortes Schmiedefeld weist die knapp 30 000 Einwohner zählende Stadt einen nicht alltäglichen Höhenunterschied von fast 600 m auf und verfügt zudem neben den weltberühmten Feengrotten auch noch über ein zweites Besucherbergwerk – die Heilgrotten Morassina im Stadtteil Schmiedefeld. Auch hier heißt es: Glück auf!

Mein Fazit: Saalfeld inmitten einer einzigartigen, vielfältigen Tourismusregion zwischen „Thüringer Meer“ und Schwarzatal hat noch viel touristisches Potential. Das haben die wichtigsten Akteure der Region längst erkannt und handeln danach. Sicher könnte dabei auch der gerade neu ins Amt gekommene Thüringer Tourismuschef in Erfurt Dr. Franz Hofmann ein guter Partner sein. Der international erfahrene Tourismusfachmann und bekennende „Thüringenliebhaber“ weiß um die Vorzüge des Reiselandes Thüringen.

„Die großartige Natur und die zahlreichen Kulturdenkmäler hier auf so engem Fleck haben mich besonders beeindruckt.“

„Das ist eine Besonderheit unter den zahlreichen deutschen Reiseregionen“, so TTG-Geschäftsführer Hofmann im August.

Erlebnis „Thüringer Meer“

Mit meiner Saalfeld Card und dem noch bis Ende Oktober verkehrenden Wanderbus der KomBus GmbH fahre ich am nächsten Morgen zur Hohenwarte-Staumauer. Hier kann man zu Tageswanderungen auf dem beliebten Hohenwarte-Stausee-Weg starten, der auf vier unterschiedlich langen und anspruchsvollen Etappen zu erwandern ist.

Ich bin an der Anlegestelle mit Falko Tiesel, Geschäftsführer der Fahrgastschifffahrt Hohenwarte, verabredet.

Noch bis Mitte Oktober sind seine drei Schiffe mit Platz für insgesamt 650 Personen auf dem 27 km langen und bis zu einem km breiten Hohenwarte-Stausee unterwegs.

Der Stausee gehört zu der 80 km langen und fünf Mal hintereinander gestauten Saalekaskade, dem „Thüringer Meer“. So wird das größte Stauseegebiet Deutschlands gern genannt. „Wir starten in der prächtigen fjordähnlichen Landschaft drei Mal am Tag zu jeweils 1,5 stündigen Rundfahrten ab Sperrmauer Hohenwarte“, so Falko Tiesel.

Blick auf den Hohenwarte-Stausee

Seine MS Saaleland, MS Saaletal und MS Hohenwarte (feiert in diesem Jahr 40. Geburtstag) sind aber auch zu Sonder- und Erlebnisfahrten auf dem „Thüringer Meer“ unterwegs. So gab’s in diesem Jahr wieder das Highlight „Stausee in Flammen“, erstmals die „Presswitzer Kirmes“, und am 3. Oktober erwartet die Passagiere eine stimmungsvolle Mondscheinfahrt. Los geht‘s an der 75 m hohen Sperrmauer, wo sich bei Vollstau mit 68 m auch die tiefste Stelle des Stausees befindet.  Vorbei an der Presswitzer Spitze (hier befand sich einst der gleichnamige Ort) geht es vorüber an gutbesuchten Campingplätzen bis zur „Portenschmiede“.

Blick in die Saalthal-Alter-Bucht mit dem Wassersportzentrum

Hier und später auch in der imposanten Bucht „Am Alter“ kann bei Bedarf aus- und zugestiegen werden.

Thüringer Meer statt Mittelmeer

Ich komme an Bord der „Saaleland“ mit Ehepaar Schulze aus Dortmund ins Gespräch. Sie haben wegen Corona das „Thüringer Meer“ statt des eigentlich geplanten Mittelmeers als Urlaubsziel gewählt und sind begeistert, was sie hier im „Grünen Herzen Deutschlands“ so alles erleben können. 

MS Hohenwarte an der 412 m langen Hohenwarte-Sperrmauer

„Mit einem Fahrgastschiff inmitten der Thüringer Berge und am Nachmittag im nur 15 km entfernten Saalfeld mit seinen zahlreichen Baudenkmälern unterwegs zu sein, das macht Spaß“, so ihr Kommentar. Während der Schifffahrt haben sie auch vom Wassersportzentrum Saalthal-Alter mit seinen Angeboten vom Wasserski, Stand up Paddle und sogar Tauchausfahrten erfahren.

„Da werden wir im nächsten Sommer gern wiederkommen“,

so Herr Schulze, dem auch die herzhafte Thüringer Küche besonders mundet. Ihren sportbegeisterten Freunden im Ruhrgebiet werden sie den abwechslungsreichen Saale-Radweg empfehlen. Er führt von der Quelle der Saale im Fichtelgebirge durch das Stausee-Gebiet über insgesamt 403 km bis zur Mündung der Saale bei Barby in die Elbe. An einem der abwechslungsreichsten Fluss-Radwege Deutschlands kann man viel entdecken. Die Leuchtenburg bei Kahla mit ihrem Porzellanmuseum (hier wird gerade 260 Jahre Thüringer Porzellan gefeiert), Jena und der Naumburger Dom gehören dazu.

„Während in diesem Jahr coronabedingt weniger Reisebusse gekommen sind haben doch viele Individualgäste aus ganz Deutschland unser besonderes Fahrtgebiet auf dem Thüringer Meer entdeckt und wollen wiederkommen“ resümiert der Hohenwarte-Schifffahrt-Chef und plant bereits neue Angebote im kommenden Jahr.

Himmelswiese und Tresen-Titanic

Beliebt sind die von der Saalfelder Tourist-Information am Markt (Telefon: 03671/522181) angebotenen Erlebnisführungen durch die „Steinerne Chronik Thüringens“. So kann man während einer „Bierkellerführung“ eine ebenso interessante wie genussvolle Tour

durch unterirdische Gänge und Lokalitäten der Stadt unternehmen und dabei die mehrfach ausgezeichneten Biere des Saalfelder Brauhauses verkosten.

Spätabends lädt der Ratsherr und sein Gefolge zur stimmungsvollen „Saalfelder Nachtschwärmerei“ ein.

Dabei wird auch das Darrtor
(Bild links) bestiegen und die Johanneskirche (mit Orgelspiel) besucht.

Besonderheit in einer der größten Hallenkirchen Thüringens ist die „Himmelswiese“, das mit über 200 Pflanzendarstellungen kunstvoll ausgemalte Chorgewölbe (Bild rechts). Von Mai bis Ende September wird in der Johanneskirche jeweils am Mittwoch um 20 Uhr zu den traditionellen Saalfelder Abendmotetten eingeladen.
So stehen am 23. September ein Orgelabend und am 30. September „Geistliche Chormusik“ auf dem Programm.

Das für Pfingsten 2020 geplante und wegen Corona ausgefallene Festkonzert anlässlich des 70jährigen Jubiläums der Saalfelder Kirchenchöre, darunter die „Thüringer Sängerknaben“, wird 2021 stattfinden. Im nahen Kultlokal „Zum Pappenheimer“ kann man den Abend bei guter Thüringer Küche mit Spezialitäten der Region zünftig ausklingen lassen. Wer Glück hat, erlebt dann vielleicht auch wie Wirt Thomas Schmidt oder Sabine die legendäre „Tresen-Titanic“ starten.

Wirtin Sabine mit „Tresen-Titanic“ im Kultlokal „Zum Pappenheimer“

Ich habe mich zur 1441. Abendmotette mit exzellenter „Virtuoser Barockmusik“ in der Gertrudiskirche Saalfeld-Graba für dieses Jahr von der „Steinernen Chronik Thüringens“ in meiner Heimatregion verabschiedet.

Spätestens zur BUGA Erfurt 2021 werde ich wieder hier sein, denn dann lädt der historische Landschaftspark Bergfried am Saalfelder Stadtrand u. a. mit Glockenturm, Nymphäum und Japanischem Garten als Außenstandort der BUGA ein.

www.saalfeld-tourismus.de
www.feengrotten.de
www.saalfeld.de
www.fahrgastschiffahrt-hohenwarte.de
www.kirchenmusik-saalfeld.de

Fotos: Hans-Peter Gaul

2 Gedanken zu „VON DER „STEINERNEN CHRONIK THÜRINGENS“ ZUM „THÜRINGER MEER““

  1. Wenn der Schulfreund Hans-Peter sich meldet, kommen sofort Erinnerungen an die Kindheit und Jugend in und um Saalfeld. Ich danke für Deinen schönen Beitrag und hoffe, dass der „ehrengrottenführer“ uns noch oft erfreut!

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