Urlaub auf dem Bauernhof südlich vom Brenner organisiert seit 1999 der „Rote Hahn“
Alle diejenigen Touristen, die bei ihrer Urlaubsreise ins Ausland echt und wahrhaftig Land und Leute erleben wollen, haben dafür in einem Quartier auf dem Bauernhof beste Chancen. Diese Erfahrung kann der Besucher vor allem in Südtirol machen, wenn er sich mit der Tourismus Organisation „Roter Hahn“ ein Quartier sucht. Sie präsentiert die ganze Breite und Vielfalt von Bauernhöfen, die ein authentisches Südtirol garantieren, angefangen am Frühstückstisch mit selbst gebackenen Brötchen und Brot, selbst hergestelltem Joghurt und Quark, Früchten aus dem Garten und Wurst vom Schlachter bis hin zum Abendbrottisch im Kreis der Bauernfamilie bei einem Glas Wein.
Quartier bei den Obstbauern
Das Hochplateau von Natz-Schabs in Südtirol liegt 860 Meter über dem Meeresspiegel. Und hier, nahe der Bischofsstadt Brixen, umgeben von Wäldern, Obstwiesen und dem idyllischen Flötscher Weiher liegt der Weiher-Hof. Das Holzhaus mit einer Scheune, erst vor zwei Jahren von der Familie des Obstbauern Graf neu gebaut, passt sich ideal in diese Landschaft vieler kleiner Apfel-Plantagen ein.
An der Türklingel des Tores zum Weiher-Hof klebt ein Zettel mit einer Telefonnummer. Die Familie ist auf ihren in der Nähe liegenden Obstwiesen unterwegs. Die 31-jährige Tochter Barbara kommt mit einem kleinen VW Caddy direkt von den Apfel-Feldern. Mutter Monika, Vater Karl und Schwester Evelyn, die ganze Familie, ist damit beschäftigt, ihre Bäume mit Hagelnetzen zu schützen. Es gibt die Faustregel: auf einem Hektar stehen rund 3.000 Bäume. Der Wetterbericht kündigt starke Gewitter an, da kann auch Hagel auf die Ernte herunter schlagen. „Wir haben schon zuallererst einen langen Arbeitstag und sind mit ganzer Seele Obstbauern“, sagt Barbara, die in Bozen ein Studium der Agrarwirtschaft und -technik absolviert hat. “Zusätzlich empfangen wir dann über das ganze Jahr auf unserem Hof die Urlauber.“
Roter Hahn mit strengen Gütesiegeln
Schon längst ist der Bauernhof kein ungewöhnliches Urlaubsziel. Unter dem Dach des Südtiroler Bauernverbandes vermarktet die Tourismus-Organisation „Roter Hahn“ seit 16 Jahren ländliche Domizile. Heute liegt die Zahl immerhin bei 1600 Bauernbetrieben. Mit stolz verweist Valentina Thurner aus der Marketing Abteilung darauf, dass die Kriterien der Marke ganz konsequent kontrolliert werden. „Das Gütesiegel roter Hahn erhalten nur aktive landwirtschaftliche Betriebe, die hofeigene Produkte aufweisen. Die Zahl der Quartiere für Urlauber ist pro Hof auf fünf Ferienwohnungen begrenzt bzw. acht Doppelzimmer, um Voraussetzungen für eine persönliche Atmosphäre auf dem Hof zu schaffen.“ Die Höfe werden ähnlich den Hotelsternen mit Blumen bewertet. Und manches Hof-Quartier könne es spielend mit einem 4-Sterne-Hotel aufnehmen.
Angenehmer Geruch nach Holz
Die Gäste im Weiher-Hof werden zunächst von Holz des Hauses gefangen genommen. „ – Es riecht so angenehm nach Holz – das hören wir sehr oft, vor allem natürlich von denen, die zum ersten Mal bei uns sind,“ erzählt Barbara. Alle vier Ferienwohnungen und die zwei Doppelzimmer tragen Namen von Bäumen. Natürlich sind auch Schränke, Tisch und Stühle aus unbehandeltem Holz, alles naturbelassen. „Und gesäubert nur alles mit natürlicher Kernseife ohne chemische Putzmittel“, betont Barbara.
Eigenhändig Kartoffeln buddeln
Eine wachsende Zahl von Touristen vor allem aus Großstädten, so die Erfahrung von Barbara, wollen hier ihre Ruhe finden und die Nähe zur Natur suchen. „Bei uns können sie frisches Obst und Gemüse von unserem Anbau essen – und auch selbst in unserem Bauern-Garten ernten.“ Dazu gehören Wald- und Felderdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Marillen, Pfirsiche, vier Sorten Tafeltrauben, Kiwi, Johannisbeeren. Natürlich stehen mehrere Sorten Äpfel, vor allem Golden Delicious, Jonagold und Gala im Mittelpunkt. Die EU-Sanktionspolitik gegen Russland, die im Gegenzug zu einem Stopp der Exporte von Äpfeln führte, macht auch den Obstbauern in Südtirol zu schaffen. Denn der gesamte Apfelmarkt in Europa kam ins Wanken. “Uns in Südtirol rettet immer noch und immer wieder die Qualität unserer Produkte, der besondere Geschmack unserer Äpfel“, hofft Barbara Graf.
Reise durch die Jahreszeiten
In dem modernen Holzhaus der Obstbauern Graf hängt im Frühstücksraum ein altes Familienfoto mit dem Urgroßvater, der aus Sterzing in Südtirol stammt. Das Foto ist mehr als nur eine Reminiszenz an die Altvorderen oder eine Design-Mode. Die Bauernfamilie fühlt sich ihrer Tradition verpflichtet. Sie lebt wie vor hundert Jahren mit der Natur im Einklang, passt sich ihrem Rhythmus in den vier Jahreszeiten an, mit dem Säen, dem Ernten, der Winterruhe. Mit dem jeweils gereiften Obst und Gemüse auf dem Frühstücks-Tisch. Und die Urlauber nehmen sie mit auf ihrer Reise durch die Jahreszeiten. www.weiherhof.it
Alltagssprache ist deutsch
Wie viele Bauernhöfe in Südtirol ist auch der Frötscherhof bei Brixen historisch tief verwurzelt. Seine ältesten Dokumente reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Diese lange Tradition erklärt auch, dass hier im ländlichen Raum nahezu überall im Alltag nur deutsch gesprochen wird – ungeachtet der mittlerweile einhundert Jahre währenden Zugehörigkeit zu Italien mit seinem Sprachraum. So hat die italienische Sprache nur mühsam einen Teil der Stadt-Kultur in Bozen oder in Meran erobern können. Doch zur Freunde der meisten deutschen Urlauber wird hier neben italienisch eigentlich überall deutsch verstanden und gesprochen – so auch auf dem Frötscherhof. Die hier lebende Bauern-Familie Anna und Sepp Jocher empfängt schon seit 15 Jahren Feriengäste.
Stallzeit ist sechs Uhr in der Frühe
Der Frötscher-Hof umfasst insgesamt 13 Hektar Grünland und zwei Hektar werden mit Getreide, vor allem mit Roggen angebaut. Die vier Ferienwohnungen am Bauernhof sind mit Möbeln aus edlem Zirbenholz eingerichtet. Das Holz hat Sepp zusammen mit Nachbarn aus dem Dorf selbst geschlagen und mit einem Zimmerer und Möbeltischler im Haus und in den Möbeln verbaut. Ihre Regio-Körner liefern sie in die Mühle und die Milch von ihren 18 Kühen in die Molkerei jeweils in Meran. Die Körner für Brötchen und Dinkel-Brot wachsen auf dem nahen Feld, Milch und Joghurt kommen auf dem Stall um die Ecke. „Der Joghurt ist bei unseren Gästen der Renner“, sagt stolz Anna Jocher, die wöchentlich bis zu 20 Liter davon für ihre Urlauber herstellt und auch im Hofladen verkauft. Manche Gäste, die es gut vertragen können, trinken auch die von Ehemann Sepp frisch gemolkene unbehandelte Milch ihrer Kühe auf dem Hof. Übrigens ist sechs Uhr in der Frühe Stallzeit für die Kühe, Kälber und Ziegen. Kleine und große Gäste dürfen dem Bauern Sepp dabei helfen.
Das jüngste Projekt steht seit einem Jahr auf der Wiese hinter ihrem Bauernhaus. Hier errichteten sie eine Sauna-Hütte und legten daneben einen Badeteich an. Von dem Frötscherhof eröffnet sich ein überwältigender Ausblick hinunter ins Eisacktal und auf die Dolomiten mit dem Schlern und der Sella Gruppe. Aber das ist wohl nicht der einzige Grund, warum viele Gäste ihr Quartier mit keinem Hotel-Bett tauschen wollen und die Ferienwohnungen der Bauernfamilie meist ausgebucht sind. www.froetscherhof.com
Buschenschank mit Spezialitäten
Der Oberparteggerhof auf 600 Meter Höhe über dem Eisacktal gelegen, macht im Frühjahr noch einen recht geruhsamen Eindruck. Die Haupt-Saison ist im Herbst die „Törggelezeit“, die Monate mit jungem Wein und der traditionellen Bauernküche. Hier auf dem Hof betreibt die Familie Rosmarie und Sepp Kainzwaldner einen Buschenschank. „Insgesamt 41 der bäuerliche Schankbetriebe sind bei uns organisiert“, sagt Valentina Thurner vom „Roten Hahn“. „Wir garantieren mit unserem Gütezeichen allen Gästen, dass sich auf der Karte weder Pommes noch Pizza verirrt, sondern nur das Hausgemachte.“ Urlauber wie auch viele Einheimische kommen dann zum Oberparteggerhof auf den Sonnenberg von dem Dörfchen Villanders, um die Spezialitäten direkt beim Produzenten auf dem Bauernhof zu genießen.
Bauernspeck reift im Keller
Der Bauer Sepp Kainzwaldner macht mit mir wie auch mit allen interessierten Urlaubern eine kleine Hofführung. Sie beginnt im geräumigen Kellergeschoss. In einem der Räume hängen die Bauchdecken und der Schlegel (Schinken) von Schweinen sowie Würste. In dem Kellerraum herrscht eine Luftfeuchtigkeit von etwa 80 Prozent, die für das Reifen notwendig ist. Hier entsteht der echte Südtiroler Bauernspeck, der nach drei Monaten gesäubert, mit Salz, Pfeffer und Wacholder gewürzt wird und nach weiteren sechs Monaten Lagerung so heiß begehrt ist. Ein paar hundert Meter vom Hof entfernt tummeln sich in einem weitläufigen Gehege am Berghang knapp zwei Dutzend Schweine. Sie sind recht munter unterwegs. Warum sie auf dieser Distanz zur Buschenschenke gehalten werden, kann man riechen.
Rosmarie Kainzwaldner ist eine begnadete Köchin und serviert ihren Gästen jede Menge Spezialitäten. Dazu gehören eine Graupensuppe, selbst gebackenes Brot, die Schlutzkrapfen mit Spinat und die Kartoffelblattler. Doch der unbeschreibliche Höhepunkt jeder Mahlzeit ist der hauchdünn geschnittene Tiroler Speck, der auf dem Berghang heranwuchs und im Keller des Hofes reifte. www.beimpartegger.com
Propaganda für Kräuter
In dem kleinen Dörfchen Schenna bei Meran liegt einer der traditionsreichsten Obst- und Weinbauernhöfe von Südtirol. Der Oberhaslerhof ist bereits im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt und seit Ende des 16. Jahrhundert in 18. Generation in Familienbesitz. Und seit 15 Jahren werden auf dem Hof die Urlauber empfangen. Die Bäuerin Priska Weger hat auf dem historischen Gelände des Bauernhofes einen ausgedehnten Bauerngarten angelegt, der viele Besucher und Gartenfreunde anzieht. Vor allem die Gemüse-Raritäten wie Pastinake, Erdmandeln, Gemüsemalve sowie die etwa 100 verschiedenen angepflanzten Kräuter wecken die Neugier.
Bitter macht fitter
„Wenn unsere Urlauber bei uns ankommen, dann sollen sie sich wie zu Hause fühlen. Zuerst Koffer abstellen in ihrer Ferien-Wohnung. Und dann wird in unserer Küche erst einmal eine Marende aufgetragen, die besteht aus Speck, Käse, Brot und Wein“.
Natürlich ist Priska auch das wandelnde Buch der Heilkräuter. Besonders sind die Kräuter für die Verdauung gefragt. Ihr ultimativer Tipp: Mehr Bitterstoffe zu sich nehmen z.B. durch ihren selbst gemachten Wermutwein. „Bitter macht fitter“ lautet der Spruch von der Bäuerin und Kräuterexpertin. www.oberhaslerhof.com
Aktuelle Literaturquelle:
MERIAN momente; „Südtirol“
München, 1. Auflage 2015