CTOUR-Buchtipp: 50 sagenhafte Naturdenkmale in Berlin und Brandenburg

Als der Verlag Lars Franke anfragte, ob er statt der geplanten drei Dutzend Geschichten auch ein halbes Hundert „Exkursionen ins Grüne“ den Lesern anbieten könne, hat er ohne länger nachzudenken zugestimmt. Die Recherchen erwiesen sich allerdings schwieriger als vermutet. Fast zwei Jahre war er zwischen der Prignitz und der Schwarzen Elster unterwegs, hat sich in Bibliotheken und Archiven umgesehen und Interviews geführt.

Entstanden ist ein Buch von reichlich 150 Seiten. Gerade noch rechtzeitig, um als Weihnachtsgeschenk auf weniger bekannte Seiten der Mark Brandenburg neugierig zu machen. Bestimmt wird der eine oder andere Leser nach der Lektüre mit der gewiss nicht falsche Bemerkung von der „Streusandbüchse“ vorsichtiger umgehen.

TitelDenn wem ist schon bekannt, dass die Mark mit dem Rhin über einen Fluss mit Wildwasser-Qualitäten verfügt? Oder wer kennt den einzigen natürlichen Kletterfelsen, den Rothstein bei Bad Liebenwerda? Dagegen sang schon der Wander-Pionier Theodor Fontane ein Hohelied über die Reize der Schluchten in der Nähe von Bad Freienwalde. Und dank einer Ballade des Apotheker-Sohnes aus Neuruppin ist der Birnbaum von Ribbeck im Havelland deutschlandweit bekannt.
Um zahlreiche Bäume und Findlinge rankt sich gleich ein ganzes Geflecht von Sagen und Legenden: Um die „Dicke Marie“ in Berlin-Tegel, um die „Florentinen-Eiche“ bei Straupitz im Spreewald, um die umgestürzte Fouque-Eiche in Nennhausen. Ein Stück Agrar-Geschichte aus der Zeit des Alten Fritz erzählt die Maulbeerbaum-Allee in Zernikow bei Rheinsberg.
Zwar hat er den Spreewald eher stiefmütterlich behandelt, wohl auch die Schorfheide und den Nationalpark Unteres Odertal. Dafür ist die Bundeshauptstadt gut weggekommen. Wer vermutet schon in Berlin „lupenreine“ Moorlandschaften, in denen sich sogar wieder Biber angesiedelt haben? Das alles nur wenige S-Bahn-Kilometer von Alexanderplatz und Kurfürstendamm entfernt. Die Moore zu erkunden, hat ihm die meiste Mühe bereitet. Im Gegensatz zu ihren Verwandten in Schleswig-Holstein sind historische Funde oder Moorleichen die große Ausnahme. Und ausgiebige und spannende Geschichten können die märkischen Feuchtgebiete auch nicht erzählen. Außerdem ist es Lars Franke als selbsternannten „Geschichten-Erzähler“ manchmal schwer gefallen, ein Moor so abzulichten, dass es nicht aussieht wie eine große Pfütze.
Dieses Buch ist wieder als Oma-Opa-Enkel-Buch gedacht, das heißt: Die Großeltern – möglicherweise auch die Eltern – lesen die Geschichten und erzählen dann den Enkeln, was sie bei einem Ausflug ins Berliner Umfeld erwartet. Völlig ausgeschlossen ist es ja auch nicht, dass sich die Sprösslinge selbst das Naturdenkmale-Buch zu Gemüte führen.

Lars Franke
50 sagenhafte Naturdenkmale in Berlin und Brandenburg
150 Seiten , 14,95 Euro
Steffen Verlag Berlin 2015
ISBN 978-3-95799-011-2