CTOUR VOR ORT: Die Reiselust ist ungebrochen

20. BTW-Tourismusgipfel in Berlin

Bereits zum 20. Mal haben sich etwa 500 hochrangige Vertreter der Tourismuswirtschaft am Vorabend des 36. Welttourismustages der UNWTO im Berliner Hotel ADLON zum Tourismusgipfel des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) getroffen. Im Mittelpunkt des Treffens am 26. September 2016 standen der interkulturelle Dialog mit der arabischen Welt sowie Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung.

BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel, Fotos: Hans-Peter Gaul
BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel

BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel konnte in seiner Eröffnungsrede darauf verweisen, daß die deutsche Tourismuswirtschaft mit 4,4 Prozent der Bruttowertschöpfung und rund drei Millionen Beschäftigten noch vor der Automobilbranche und dem Maschinenbau rangiert. „Die politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen für die Tourismuswirtschaft verändern sich derzeit rapide“, so Dr. Frenzel. „Ohne das friedliche Miteinander, das gemeinsame Handeln, das Zusammenwirken wäre das Wachstum des Tourismus in Europa undenkbar gewesen.

Deshalb müssen wir uns mit aller Entschiedenheit für den Zusammenhalt der Europäischen Union einsetzen“. Einmal mehr appellierte der BTW-Präsident an die Politik, für die notwendigen Rahmenbedingungen zu sorgen. Diesem Ziel soll u. a. auch die neue vom BTW initiierte Branchenkampagne „Auf Zukunft gebaut – Die Tourismuswirtschaft“ dienen. Mit großformatigen Motivbildern in Anzeigen und auf Veranstaltungen soll die Relevanz der Tourismusbranche als wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor im Vorfeld der Bundestagswahl noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Fotos: Hans-Peter Gaul
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

Herzlich begrüßter Gast war Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, die bereits zum zweiten Mal am Tourismusgipfel teilnahm. „Die Zunahme von Tourismus beinhaltet eine Vielzahl von Chancen“, so die Bundeskanzlerin. In Hinblick auf Schwellen- und Entwicklungsländer kann der Tourismus mit dazu beitragen, „… den Menschen in ihren Heimatländern wieder wirtschaftliche Perspektiven zu bieten… Es ist wichtig, auch im Tourismusbereich noch mehr auf lokale Kultur, auf lokale Produkte und Dienstleistungen zu setzen, um daraus echte Entwicklungschancen zu machen“. Angesichts von etwa 30 Prozent der Menschen im Tourismussektor, die einen Migrationshintergrund haben, sagte Angela Merkel in ihrer Rede erfreut „Das Gastgewerbe bietet im Vergleich zu anderen Branchen überproportional vielen Menschen, die neu bei uns sind, eine Arbeit an“. Lebhafter Beifall der Teilnehmer auch für ihre Bemerkung „Natürlich weiß auch ich als gelegentlicher Urlauber, wie gut es ist, wenn man gute Reiseveranstalter und Angebote hat“.

BTW-Tourismus-Index Grafik: BTW
BTW-Tourismus-Index
Grafik: BTW

Und auch das wurde auf dem BTW-Tourismusgipfel deutlich: nachdem 2012 erstmals mehr als eine Milliarde Touristen weltweit gezählt wurde, reisen die Menschen trotz der Verunsicherung, die die verschiedenen Anschläge hinterlassen haben, weiterhin in großer Zahl. So waren lt. der Welttourismus-Organisation (UNWTO) von Januar bis April 2016 etwa 5,3 Prozent mehr Touristen als im selben Vorjahreszeitraum unterwegs. Wie BTW-Präsident Dr. Frenzel feststellte wird die generelle Reiselaune der Deutschen durch Nachrichten über Terror und Krisen nur kurzfristig getrübt. „Das hat unser BTW-Tourismusindex zum Halbjahr bestätigt“, so Dr. Frenzel. Er konnte zum Jubiläums-Tourismusgipfel auch den UNWTO-Generalsekretär Dr. Taleb Rifai herzlich im Tagungshotel ADLON begrüßen. Er hat die Schirmherrschaft für den vom BTW 2015 gemeinsam mit Vertretern der Tourismuswissenschaft und weiteren Partnern ins Leben gerufenen interkulturellen Dialog CIST übernommen. Wie in der Gesprächsrunde „Transkultureller Dialog im Tourismus mit der arabischen Welt – Urlaub und Reisen als Brücke der Verständigung?“ bekannt wurde, wird eine erste Veranstaltung zum transkulturellen Dialog mit dem Center for Innovation and Sustainability in Tourism“ (CIST) 2017 in Jordanien stattfinden.
In weiteren interessanten Gesprächsrunden ging es um Fragen der Digitalisierung in der Tourismuswirtschaft („Die smarte Diktatur – Wie sehr hängen wir am Datentropf?“) sowie um Startups in der Tourismusbranche. Zu den herzlich begrüßten Gästen gehörte auch die Generalsekretärin der SPD Dr. Katarina Barley. Und während Moritz Freiherr Knigge zum Thema „Wertschätzung – über den Umgang miteinander in turbulenten Zeiten“ referierte, konnten Jakob Augstein und Nikolaus Blome einmal mehr mit ihrem gekonnten verbalen Schlagabtausch in Sachen Tourismus überzeugen.

Manuel Kliese (Mitte) mit Jens Christian Boysen, Erster Botschaftssekretär der Königlich Norwegischen Botschaft (r.) und Per-Arne Tuftin, CEO Norwegian Tourism Partners beim „Berliner Abend“ im ADLON Fotos: Hans-Peter Gaul
Manuel Kliese (Mitte) mit Jens Christian Boysen, Erster Botschaftssekretär der Königlich Norwegischen Botschaft (r.) und Per-Arne Tuftin, CEO Norwegian Tourism Partners beim „Berliner Abend“ im ADLON

Ausgiebig Zeit zum Networking gab’s dann auch beim traditionellen „Berliner Abend“, der in diesem Jahr durch Innovation Norway (Visit Norway) unterstützt wurde. Manuel Kliese, Direktor D-A-CH & Niederlande Innovation Norway: „Deutschland gehört zu unseren wichtigsten Partnern. Deutsche Urlauber bilden die größte ausländische Touristengruppe in Norwegen. Allein im ersten Halbjahr 2016 kamen zehn Prozent mehr Touristen aus Deutschland.“

www.btw.de

Fotos: Hans-Peter Gaul