Traben-Trarbach galt nach Bordeaux um 1900 als zweitgrößte Weinhandelsmetropole Europas. In der Moselstadt sind heute noch mehr als 60 Kellergewölbe – teils doppelstöckig – zu besichtigen. Besonderer Tipp für die bevorstehende Adventszeit: die stimmungsvollen Weihnachtsmärkte in den Unterwelten.
von Fred Hafner
Salopp wäre zu sagen: Traben-Trarbach ist durchlöchert. Wie ein Schweizer Käse. Denn die Jugendstilstadt an der Mosel besitzt einen seltenen Schatz: Mehr als 60 Kellergewölbe, teils doppelstöckig, durchziehen sie. Oder unterhöhlen Traben-Trarbach, je nach Betrachter. Der Clou: Auch wenn sich die meisten dieser Weinkeller in Privatbesitz befinden, sind viele von ihnen heute noch zu besichtigen. Am besten in der Zeit nach der Weinlese und vor Weihnachten. Also jetzt!
Traben-Trarbach war um 1900 eine der zwei bedeutendsten Weinhandelsstädte. Denn die Jugendstil-Stadt an der Mosel war zur damaligen Zeit gleich nach der großen französischen Stadt Bordeaux der zweitgrößte Weinumschlagplatz Europas. Der Grund für diese außergewöhnliche Stellung lag in der großen Nachfrage nach Riesling-Weinen und den Exporten insbesondere nach Großbritannien und Übersee. Dies zog die Gründung von über 100 Weinfirmen nach sich.
Deshalb wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Kapazitäten der Traben-Trarbacher Weinkeller vergrößert und wie in keiner zweiten Moselgemeinde große Flächen des Stadtkerns mit teilweise mehrstöckigen und über 100 Meter langen Gewölben unterkellert.
Viele dieser Keller stehen heute für Besichtigungen, Feierlichkeiten, Konzerte o.ä. zur Verfügung. Ein jährliches Event zum Weinprobieren und für kulinarische Genüsse in historischen Gemäuern ist der „Mosel-Wein-Nachts-Markt“ – der Weihnachtsmarkt in der Traben-Trarbacher Unterwelt. Dann erzeugen mystisches Halbdunkel, Kerzenschein sowie besondere Wein- und Weihnachtsgerüche eine ganz einzigartige Atmosphäre in den Kellern. Rechtzeitiges Reservieren lohnt, der Andrang wächst von Jahr zu Jahr!
Es war der Berliner Architekt Bruno Möhring, der seine Liebe zur Mosellandschaft entdeckte. So entstanden oberirdisch einzigartige Bauwerke, wie das Romantik Jugendstilhotel Bellevue, die Villa Huesgen und die Villa Nollen (frühere Villa Breucker) am Moselufer Traben, das Brückentor auf der Trarbacher Seite und die Kellerei Julius Kayser in Trarbach. Alle sind bis heute bestens erhalten. Selbstverständlich kann man Kellerbesuche mit einem Jugendstilrundgang kombinieren, das nennt sich dann zu Recht, weil einzigartig „Stadtführung der besonderen Art“. So etwas gibt es in dieser Form kein zweites Mal in Europa.
JUGENDSTIL IN TRABEN-TRARBACH |
Der Berliner Architekt Prof. Bruno Möhring schuf einzigartige Bauwerke, die bis heute bestens erhalten sind. |
• Romantik Jugendstilhotel „Bellevue“ am Moselufer Traben • Villa Huesgen am Moselufer Traben • Villa Nollen (früher Villa Breucker) am Moselufer Traben • Brückentor an der Moselbrücke in Trarbach • Kellerei Julius Kayser (heute Buddha-Museum) in Trarbach • Geschäftshaus Brückenstraße 20 in Trarbach • Hotelbau beim Kurhotel „Parkschlösschen“, Wildbadstraße 201 • Wand und Deckenfliesen im Geschäft Brückenstraße 2 • Grabmal Oskar Haussmann auf dem Friedhof Traben • weitere Bauwerke der „Belle Epoque“ z. B. Stadthaus Alter Bahnhof |
Zu Ehren Möhrings wurde im Oktober 2003 ein Gedenkstein am Moselufer Traben aufgestellt. |
Überhaupt: Das Städtchen an der Mittelmosel bezaubert und überrascht den Besucher, der hier gut und gerne mehr als zwei Wochen am Stück verbringen kann und dabei täglich immer wieder Neues entdeckt.
Eingebettet zwischen Weinbergen und dem Mosellauf wirkt Traben-Trarbach wie ein Kleinod.
Die Stadt galt schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Hochburg des Weinhandels und zog so manchen Mäzen in den Bann. Ob Silberminenbesitzer oder Architekten mit landesweitem Renommee – hier ließ man sich nieder, hier wurde investiert. Als protestantische Enklave an der ansonsten katholischen Mosel ergeben sich aus den engen Beziehungen zu Preußen hervorragende Voraussetzungen für einen profitablen Weinhandel. Man beginnt mit dem Export in europäische Nachbarländer und nach Übersee. Enormer Wohlstand und Reichtum schaffen die Grundlage einer regen Bautätigkeit im großbürgerlichen Stil.
Traben-Trarbach war derart bedeutungsvoll, dass es hier als zweite Stadt (nach Berlin!) elektrisches Licht gab. Noch heute lässt sich dies am Stadtbild erkennen. Der Jugendstilarchitekt Bruno Möhring sorgte nicht nur für einige Gebäude im Stil der Belle Époque sondern auch für die Brücke, die Traben mit Trarbach verbindet. Denn die bis 1904 eigenständigen Gemeinden sollten aufgrund eines Erlasses zu einer Verwaltungseinheit verbunden werden, was den Bau einer zusammenführenden Brückenverbindung erforderte.
Traben-Trarbach – ein Ort mit beeindruckender Historie. Mittendrin, direkt an der Moselbrücke, eröffnete im April 2022 das „Moselschlösschen“ als Spa-Resort. Auch im Moselschlösschen findet sich die eine oder andere Referenz an die vom Wein geprägte Geschichte der Stadt. (So lohnt es sich im Treppenhaus die Wände zu studieren, die großflächig Zeitungsabdrucke abbilden oder im Restaurant den Blick auf die Fotografien aus den zwanziger Jahren zu lenken.)
Auf einer erweiterten Fläche von mehr als 2.500 Quadratmetern, verteilt über zwei Etagen, entstand an prominenter Stelle am Moselufer ein eindrucksvoller Wellnessbereich. Gäste erwartet eine Vielzahl an Behandlungsräumen, etwa ein wavebalance®-Raum, ein Lady- sowie Private Spa, Ruhezonen, Fitness- und Yogastudio, Kneipp-Becken und unterschiedlichste Saunen. Ein Eisbrunnen, ein Schneeraum sowie ein Pool sorgen für Erfrischung. Von sämtlichen Bereichen ist der Moselausblick garantiert. Im Neubau des Wellnessbereichs entstanden 13 neue Zimmer, Juniorsuiten und Suiten. So erhöhte sich die Zimmeranzahl auf 72. Eine Übernachtung ist ab 160 Euro pro Person im Doppelzimmer buchbar. Der Mindestaufenthalt beträgt zwei Nächte. Die neue „Moselauszeit“ enthält Logis, Frühstück sowie Sauna- und Poolnutzung, einen Tiefgaragenstellplatz und das Menü am Abend.
Wer dann vor lauter Spa, Wellness und Wein vielleicht noch Kultur sucht, auch wird in Traben-Trarbach fündig: Bietet die Doppelstadt im Stadtteil Trarbach doch auch eine eine Museums-Zeile. Um den historischen Platz am Alten Stadtturm reihen sich das Mittelmosel-Museum, das Haus der Ikonen sowie das Zeitreise-Museum. Sie bilden zusammen mit dem renovierten Stadtturm samt Glockenspiel und dem neu eröffneten Buddha-Museum ein kleines Zentrum kultur-historischer Sammlungen. Hier lässt sich locker ein Tag verbringen. Wem das noch nicht genug hat, den erwartet im Stadtteil Traben das weltweit einzige Schuh Styling Museum.
Und noch ein europaweit einzigartigen Höhepunkt hat Traben-Trarbach zu bieten: Das „Ayurveda Parkschlösschen“.
Es ist der Spezialist für Ayurveda-Kuren in Europa. Seit Eröffnung 1993 wird in dem exklusiven 5-Sterne-„Ayurveda Detox & Health Resort“ ausschließlich die älteste Heilkunde der Welt in reiner und authentischer Form praktiziert: Ayurveda – sonst nichts.
So lautet das mehrfach international ausgezeichnete Konzept. Viele kleine Details werden hier zu einem großen, heilsamen Ganzen: Hochqualifizierte Mitarbeiter, persönlich angepasste individuelle Therapien, fein ausbalancierte Ayurveda-Küche, heilsames Yoga und Meditation.
Das Resort liegt 1,5 Kilometer abseits vom Hauptort, in einer malerischen Naturlandschaft Traben-Trarbachs mit eigenem Park und Bach. Wer schon immer den persönlichen Neustart in ein gesundes und vitales Leben wagen wollte, hier wird ihr oder ihm höchst professionell dabei geholfen.
Nach so viel Wein, Wellness, Kultur und Kur jetzt aber raus in die umliegenden Berge: Direkt hinter der Moselbrücke und der Brückenschenke findet sich auf der Trarbacher Seite der Einsteig zum Moselsteig (Etappe 13 in Richtung Reil). Einem Serpentinenpfad folgend erklimmt man einen steilen Waldhang (auch familiengeeignet). Nach unzähligen Kehren und Schleifen erreichen die Wanderer die romanische Ruine der Grevenburg, die im Sommer auch bewirtschaftet ist. Der Clou ist der Blick nach unten: nun liegen die Doppelstadt, die historische Brücke, die Jugendstilgebäude wie an einer Perlenkette vor Augen.
Nur die Keller, die sieht man natürlich von hier oben nicht. Dazu muss man wieder absteigen.
INFOS
Weinarchitektonischer Spaziergang
– Dauer: ca. 1,75 Stunden
– Preis: 15,00 € p.P. inkl. Secco-to-go, Weinglas
und Glashalter
– Treffpunkt: Platz vor der Tourist-Information
Ausflüge in die Unterwelt
– Oktober:
jeden Donnerstag um 17.00 Uhr, jeden Freitag um 17.00 und
19.00 Uhr und Samstag um 11.00 Uhr; jeden Montag um 17.00 Uhr
– November bis Ostern:
der zweite und letzte Freitag im Monat um 17.00 Uhr
– Ostern bis Ende Juli:
jeden Freitag um 17.00 Uhr; jeden Montag um 17.00 Uhr