Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist der 16. Schutzpark Deutschlands – aber ein ganz Besonderer!
Serengeti, Yellowstone, Grand Canyon, Galapagos – Bilder großartiger Reiseziele entstehen, wenn wir diese Namen lesen. Bilder von überwältigenden Naturschönheiten, die weltweit mit dem Prädikat Nationalpark ausgezeichnet wurden.
Mit seinem Nationalpark Hunsrück-Hochwald spielt die Region jetzt in der Champions League des Naturschutzes mit. Auch wenn manch Beobachter in der südwestlichsten Ecke Deutschlands nicht die Top-Liga vermutet – ein Besuch des Hunsrück-Nationalparks ist noch aus einem weiteren Grund besonders: hier trifft Natur auf Geschichte. Die Gäste begeben sich auf die Spuren der Wildkatze und der Kelten.
Sören Sturm, Abteilungsleiter im Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald, empfängt am Nationalparktor Erbeskopf, dem ehemaligen Hunsrückhaus.
„Wir bieten den Besuchern hier in unserer digitalen Multimedia-Ausstellung einen perfekten Einstieg in den Nationalpark“,
erläutert Sturm. Im Mittelpunkt stehen dabei Wald und Moore: interaktiv, multimedial, ein Stück geheimnisvoll. Der Eintritt ist frei. Nach der Show geht es raus in die Natur: Per App kann man individuell wandern oder sich geführten Touren anschließen. Viele Angebote sind barrierefrei, egal ob eine Hör-, Geh- oder Sehbeeinträchtigung vorliegt. Und natürlich gibt es für große und kleine Kinder besondere Angebote, je nach Alter.
Um das Familienerlebnis komplett zu machen, finden sich am Erbeskopf eine 1,356 Kilometer lange Sommerrodelbahn. Die Besucher erreichen Geschwindigkeiten bis zu 42 km/h. Weil man nicht in einer Schale rodelt sondern auf einer Aluschiene ist echtes Kurvenfeeling garantiert.
Für weiteren Nervenkitzel und Spaß sorgt der Trailpark mit breitem Streckenangebot. Ähnlich Skipisten sind die Mountainbike-Abfahrten hier blau, rot und schwarz markiert. Ein Schlepplift bringt die Radler samt Bike nach rasanter Abfahrt mühelos wieder nach oben.
Der Erbeskopf im Hunsrück misst 816 Meter Höhe. Er ist damit nicht nur die höchste Erhebung von Rheinland-Pfalz sondern linksrheinisch sogar Deutschlands.
Weitere Eingangstore in den Hunsrück-Nationalpark sind die Wildenburg mit dem Wildfreigehege bei Kempfeld und der Keltenring mit dem Keltenpark bei Otzenhausen. Die mittelalterliche Wildenburg ist einer der Höhepunkte des Nationalparks. Nicht minder spektakulär ist der Keltenpark mit dem Nachbau eines keltischen Dorfes. Hier wird die Geschichte des Hunsrücks lebendig. Spektakulär ist der keltische Ringwall aus dem 1. Jahrhundert vor Christus.
Der zertifizierte Nationalparkführer Jörg Dietrich begleitet seit Jahren seine Gäste.
„Alte, großflächige Buchenwälder, steile Felsenwände, bizarre Rosselhalden und seltene Hangmoore machen unseren Nationalpark Hunsrück-Hochwald so einzigartig“,
erzählt er.
Und wirklich: Wir befinden uns in einem Urwald von morgen. Drei Stunden sind für die Führung mit Dietrich angesetzt, auch in der vierten wird es keine Minute langweilig. Der Biologe kann jede Metamorphose von Bäumen und Farnen erläutern, weiß über den Nutzen von jedem sogenannten Schädling ebenso exakt Bescheid, wie über die wichtige Funktion von Totholz.
Schon heute beherbergt der Nationalpark nach nur sechs Jahren Bestehens eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Die Wälder sind nicht nur Lebensraum für zahlreiche besondere Tiere wie Schwarzstorch, Schwarzspecht, Biber und Wildkatze (auch das offizielle Wappentier!), sondern beherbergen auch zahlreiche weitere große und kleine Tiere und Pflanzen.
Geführt wird neben deutsch auch in englisch, französisch – und sogar im Hunsrücker Platt.
Zahlreiche Wander- und Radwege (Achtung, vielfach geschottert, nicht asphaltiert, schließlich sind wir im Nationalpark) erschließen den Nationalpark für Besucher.
Beliebt ist der ausgezeichnete Fernwanderweg „Saar-Hunsrück-Steig“, der mitten durch den Nationalpark führt. Wem die 410 Kilometer zu lang sind (also den meisten sicher), der findet 111 sogenannte „Traumschleifen“, zum Beispiel „Gipfelrauschen“, „Börfinker Ochsentour“, „Hubertusrunde“, „Dollbergschleife“, „Kirschweiler Festung“ oder „Trauntal-Höhenweg“. Das sind jeweils kürzere Abzweige vom Saar-Hunsrück-Steig, die zu spektakulären Höhepunkten und nach 7 bis maximal 14 Kilometern wieder zum Ausgangspunkt zurückführen.
Zehn ausgeschilderte Radwege führen durch den Nationalpark. Über die teilweise sehr naturnahen Radrouten können alle Nationalpark-Tore und die angrenzenden Orte erreicht werden. Und:
Vor wenigen Wochen wurde gerade erst die neue Nationalpark-Radrundroute eröffnet.
Unterkünfte gibt es zahlreich und preiswert: Besonders ist das Radlerhotel „Zur Post“ in Kell am See, direkt am Ruwer-Hochwald-Radweg gelegen. Inhaber Michael Krämer ist selbst leidenschaftlicher Radler. Er hat sein Hotel entsprechend gestaltet: etwa mit Radlerutensilien in den Zimmern oder seiner „Regio-Box“: Der Automat am Radweg gibt gegen kleines Geld Proviant, Getränke und Radbedarf aus. Es gibt im Hunsrück liebenswert eingerichtete Ferienhäuser wie das „Ruff un Runner“ in Morbach oder auch stilvolle Campingplätze wie die Harfenmühle in Mörschied. Für jeden Geschmack etwas.
Ob Pandemie, weltweites Artensterben oder Klimawandel – nie war es so wichtig, verantwortungsvoll zu reisen. Der Hunsrück-Nationalpark ist nicht überlaufen. Er ist einfach nur schön.
Und das Beste: Er bleibt in guter Erinnerung. Und er bleibt erhalten. Für künftige Generationen.
Zahlen bitte: Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist der 16. deutsche Nationalpark. Er wurde Pfingsten 2015 eröffnet.
2014 hatten sich die Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland „über die Errichtung und Unterhaltung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald“ geeinigt. 2013 hatten die umliegenden Gemeinden zugestimmt. Der Nationalpark ist 10.193 Hektar groß. Das entspricht etwa 14.000 Fußballfeldern. 9.207 Hektar liegen in Rheinland-Pfalz, 986 Hektar im Saarland.
250 Millionen Bäume und 35 Baumarten finden sich im Nationalpark, 28 Ranger*innen arbeiten hier. An 1.680 Punkten im Nationalpark wird die Waldentwicklung beobachtet und dokumentiert.
www.nationalpark-hunsrueck-hochwald.de
www.erbeskopf.de
www.ruwer-hochwald-radweg.de
https://www.hunsruecktouristik.de/
https://www.naheland.net/
Anreise umweltfreundlich: Bahn bis Türkismühle, Idar-Oberstein oder Trier. Dann weiter mit dem Bus.
Anreise Pkw: A61, dann B 327.