Am Fuße des Fernsehturms lädt seit Monatsbeginn die interaktive Modellstadt „Little BIG City Berlin“ als neue Touristenattraktion ein
Ick kieke, staune, wundre mir. Ähnlich wie dem Verfasser dieses alten Berlinerischen Gedichtes wird es sicher vielen ergehen, wenn sie die neue Dauerausstellung „Little BIG City“ am Fuße des Berliner Fernsehturms besuchen. Ganz große Klasse, was die Veranstalter von Merlin Entertainment da in 18 Monaten Bauzeit zuwege gebracht haben: die nunmehr 780 Jahre alte Großstadt Berlin in faszinierendem Kleinformat zu präsentieren.
Besonders beeindruckend: 3D-Modelle bekannter Berliner Bauwerke im Maßstab 1:24, rund 5 000 liebevoll gestaltete Figuren von historischen Personen und Persönlichkeiten, viele Spezialeffekte und Projektionen sowie anregende interaktive Möglichkeiten für die Besucher. Die Ausstellung ist also alles andere als ein dröges Geschichtskabinett, sondern eine facettenreiche, mit Hilfe modernster Technik (33 Projektoren, gesteuert von 20 Computern und Media Playern; Soundanlage mit über 50 Lautsprechern) überaus lebendige Nachzeichnung der nahezu acht Jahrhunderte währenden wechselvollen Entwicklung Berlins von der Stadtgründung um 1237 bis in die Jetztzeit nach Mauerfall und Wiedervereinigung.
Im Sockelgebäude des Fernsehturms am Alexanderplatz können die Besucher der spektakulären Miniaturwelt auf einer Fläche von 1 500 Quadratmetern in rund einer Stunde die prägendsten Ereignisse, die Berlin zu dem machten, was es heute ist, auf eine ganz neue, bisher so nicht gesehene Art erleben.
Geöffnet ist die Schau seit dem 1. Juli. Einen Tag vorher war sie Medienvertretern von General Managerin Anja Nitsch und Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher – also quasi von zwei Berliner Bürgermeisterinnen – mit kurzen Grußworten vorgestellt worden. Die Senatorin lobte den „neuen interessanten Anziehungspunkt für die Berliner und ihre Gäste“ in der Mitte der Metropole; und die Hausherrin sagte: „Ein großes Team hat diese weltweit erste Attraktion ihrer Art auf die Beine gestellt. Nun freuen wir uns auf unsere Besucher und sind gespannt auf ihre Reaktion.“
„Hallöchen, Leute, kommt ‚rein in die neue Sensation!“ So werden die Besucher – ob klein oder groß, jung oder alt – zu Beginn der Ausstellung in einer dreiminütigen lockeren Video-Show von einem Conférencier willkommen geheißen. Dann kann er beginnen, der Rundgang, wobei man zunächst zu einem erhöhten „Aussichtspunkt“ gelangt, der einen Überblick über die gesamte Little BIG City ermöglicht. Das meiste ist – zumindest für Berliner – selbsterklärend, doch an den interessantesten Stellen gibt es auch Info-Tafeln (davon könnten es freilich bei Gebäuden, die nicht so bekannt sind, noch mehr sein). Allerdings stehen auch Mitarbeiter und Statisten des Hauses für Auskünfte und Anleitungen bei den interaktiven Elementen zur Verfügung.
Die Geschichte der Hauptstadt Deutschlands wird – vom Mittelalter bis heute – schwerpunktmäßig in ausgewählten 7 Epochen erzählt, als da sind: die Anfänge Berlins (aus Cölln und Berlin entsteht die Stadt an der Spree); die Industrialisierung (die Moderne hält Einzug); die Weimarer Republik (Glitzer, Glamour und Ganoven); Berlin 1933 (dunkle Wolken ziehen auf); die zerstörte Stadt (Trümmerfrauen und Luftbrücke); die geteilte Stadt (Leben in Ost und West); die moderne Metropole (die Skyline einer werdenden Weltstadt).
Immer wieder sind es nicht zuletzt die zahlreichen reizvollen Details, die dazu beitragen, die historischen Ereignisse überaus plastisch darzustellen. Beispiele: Bei dem vermutlich von den Nazis selbst inszenierten Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wird der angebliche Brandstifter, der Holländer van der Lubbe, vor dem brennenden Bauwerk abgeführt. Der über den Köpfen der Besucher kreisende amerikanische „Rosinenbomber“ erinnert an die Zeit der Berliner Blockade. Die legendäre Rede John F. Kennedys am 26. Juni 1963 vor dem Schöneberger Rathaus („Ich bin ein Berliner“) ist mit Originalton unterlegt. Vor dem Palast der Republik sind zum 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1989 die NVA-Militärparade und die Kundgebung mit Erich Honecker und Michael Gorbatschow nachgestellt. An der gefallenen Berliner Mauer, die in der Ausstellung interaktiv noch einmal zum Einsturz gebracht werden kann, schmettert US-Superstar David Hasselhoff zu Silvester 1989 seinen berühmt gewordenen Song „Looking for Freedom“.
Den Machern der Ausstellung ist es weitgehend gelungen, die umfangreiche Geschichte Berlins mit ihren Hochs und Tiefs an original nachgebauten, einfühlsam und präzise von Hand gestalteten und mit modernster Technik hergestellten Modellen und Figuren sowie mit neuesten Licht- und Soundeffekten gleichsam live nacherlebbar zu machen. Die auf Dauer angelegte Schau dürfte das Zeug haben, ein weiterer Besuchermagnet für Berliner und Touristen in der City zu werden.
General Managerin Anja Nitsch. die auf die Frage, wie viel Besucher jährlich angepeilt werden, mit einem ausweichenden „viele, sehr viele“ antwortete, nannte aber eine andere Erwartung: „Unser tägliches Ziel ist es, dass unsere Besucher das Little BIG City verlassen mit mindestens einer Geschichte, die sie vorher noch nicht über Berlin wussten. Nun ja,
zu kieken, zu staunen und zu bewundern gibt es in der abwechslungsreichen, beeindruckenden Geschichtsschau, die so viele kleine und großen Geschichten erzählt, ja mehr als genug. Also (wieder mal) auf zum Fernsehturm…
Weitere Informationen:
Die gesamte Attraktion ist zweisprachig (Deutsch, Englisch) gestaltet.
Anschrift: Panoramastraße 1A, 10178 Berlin
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 19 Uhr (letzter Einlass 18 Uhr)
Preise: Erwachsene 16 €, Kinder 14 €
Internet: www.littleBIGcityberlin.de
Neben Madame Tussauds, Sea Life & Aquadom, Legoland Discovery Centre und dem Dungeon ist Little BIG City die fünfte Attraktion der Merlin Entertainments Group in Berlin.
Fotos: Manfred Weghenkel