Hotel „Provocateur“: Wo man die Seele baumeln lässt
Von Wolfgang Weiß
Es ist eines von diesen Häusern im alten und feinen Westen von Berlin, die der 2. Weltkrieg verschont hat. Hier, in der Brandenburgischen Straße 21 im Herzen von Charlottenburg befindet sich ein Hotel ganz besonderer Art: das „Provocateur“. Hinter einer unspektakulären Fassade, die umrahmt von historischen Wohngebäuden ist, fühlt sich der Besucher in eine andere Welt versetzt…
Empathie und Feinfühligkeit
Das beginnt schon im Dämmerlicht der Lobby, die hier „Blauer Salon“ genannt wird. Dunkel gekleidetes Hotelpersonal begrüßt den Gast mit großer Herzlichkeit, die nicht aufgesetzt sondern sehr natürlich wirkt. „Es ist für uns wichtig, ein persönliches Verhältnis zum Gast aufzubauen“, erläutert Julia Himburg, die sympathische und kompetente General Managerin das Konzept des Hauses:
„Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch und legen beim Personal besonderen Wert auf Kommunikationsfähigkeit, auf Empathie und Feinfühligkeit.“
Das entspricht der Philosophie der Gekko Group mit Hauptsitz in Frankfurt/Main, zu der das „Provocateur“ gehört. Die Gründer und Eigner der Gruppe, die neben Hotels auch Restaurants und Boarding Houses in verschiedenen deutschen Städten betreiben, Micky Rosen und Alex Urseanu, haben sich Genuss und Lebensqualität auf ihre Fahnen geschrieben. Ihr „Feel-Good-Konzept“ vom Feiern der schönen Seiten des Lebens mit einer seelenverwandten Community und einer Leichtigkeit des Seins findet auch im „Provocateur“ seine perfekte Umsetzung.
Design von burlesken Zeiten
Das 1912 als Wohnhaus errichtete Gebäude, später unter dem Namen „Savoy“ auch als Hotel genutzt, kam als „Provocateur“ im März 2017 auf den Berliner Beherbergungsmarkt. Aus der Gründerzeit von 1912 stammt auch der eiserne Fahrstuhl, dessen Eingang noch heute eine Uhr mit gossen Metallzeigern ziert, die Auskunft gibt, in welchem Stockwerk er sich gerade befindet. Anne Rommel (entfernt verwandt mit dem „Wüstenfuchs“), Sales und Event Manager, nennt ihn liebevoll „mein Mädchen“, das noch immer knarrend und ächzend seinen Dienst tut. Der historische Fahrstuhl wie auch andere Teile des Hotels dienten wiederholt als Filmkulisse, zum Beispiel bei „Babylon Berlin“.
Das „Provocateur“ soll ganz im Sinne der Gekko-Gruppe als urbanes und gleichzeitig sinnliches Hotel den Gast in das Paris der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts versetzen, so Julia Himburg.
Ganz bewusst wurde beim Design des Hotels an die Burleske jener Zeit angeknüpft, wo in den großen Revue-Theatern der Seine-Metropole, wie dem Moulin Rouge oder den Folies Bergère, in verführerischen Shows die Weiblichkeit und die Schönheit der Frau gefeiert wurden.
links: Flur im „Provocateur“
Die 58 Zimmer des fünfstöckigen Hotels (unterteilt in 8 Kategorien, darunter zwei Suiten) sind 15 bis 65 Quadratmeter groß, in rot oder blau, in Anlehnung an den französischen Boudoir-Stil gehalten und unterscheiden sich alle voneinander. Die Fokussierung und konsequente
Umsetzung einzigartiger Gestaltungsdetails brachte dem „Provocateur“ 2018 den „German Design Award“ in der Kategorie „Interior Architecture“ ein,
einem der anerkanntesten Design-Preise weltweit.
Entsprechend folgerichtig war auch die Aufnahme des „Provocateur“ in die „Member of Design Hotels“, eines Zusammenschlusses privat geführter Hotels, die die von Leidenschaft für kulturell verwurzelte Gastfreundschaft und innovatives Design und Architektur widerspiegeln.
Die Zimmer verfügen über Minibar, Bad mit Regendusche, Flachbild SAT-TV, Bluetooth-Soundbox. In kleineren Zimmern gibt es Spiegel über dem Bett, in der Maison Suite eine runde Badewanne und fast überall die „Provocateur Mode“, vom Bett einstellbarer Beamer mit 20er-Jahre-Motiven. Es gibt allergikerfreundliche und Nichtraucherzimmer. „Wir sind kein auf Business-Gäste ausgerichtetes Hotel“, betont Julia Himburg. Deshalb fehlten auf den Zimmern auch Einrichtungen, wie Schreibtische usw.
„Unsere Gäste sind meist zwischen Mitte 20 und 50 Jahre alt und kommen vor allem aus Deutschland, den USA und Nordeuropa. Sie sollen hier loslassen können vom Alltagsstress und sich einfach nur wohl fühlen.“
Wenn Paris Shanghai trifft
Ganz wesentlich geprägt wird das Hotel durch sein Restaurant „Golden Phoenix“, dessen französisch-chinesische Küche die Handschrift von The Duc Ngo trägt. Der vietnamesische Meisterkoch, Freund und Partner der Gekko Group, geboren in Hanoi und 1979 als Flüchtlingskind mit Familie nach Westberlin gekommen, hatte die Küche des „Provocateur“-Restaurants als eine neue Herausforderung übernommen. Seine beruflichen Stationen hatten ihn zuvor über das „Kuchi“ in Berlin, das berühmte „Moriki“ in den Deutsche-Bank-Türmen von Frankfurt/Main und das „893“ in der Berliner Kantstraße geführt. In der Fusion Cuisine des „Golden Phoenix“ führte er die traditionelle französische Finesse mit den komplexen Aromen der chinesischen Küche zusammen. Dank Ducs Kochkunst trifft sich hier im „Provocateur“ Paris mit Shanghai.
Auch heute noch, so Anne Rommel, schaue der Meisterkoch gelegentlich vorbei, um zu sehen, wie seine Ideen in der offenen Küche umgesetzt werden. Das Restaurant mit seiner eleganten Einrichtung verspricht einen extravaganten Abend in einzigartiger Atmosphäre.Schon längst kein Geheimtipp mehr ist die Bar des „Provocateur“, in die nicht nur die Hotelgäste sondern immer mehr auch Berliner Locals kommen. Es hat sich herumgesprochen, dass man hier niveauvoll den Tag ausklingen lassen kann. Schon ein Jahr nach Hoteleröffnung verbuchte das „Provocateur“ einen Doppelerfolg.
Es wurde im Rahmen des „Mixology Bar Awards“ zur „Hotelbar des Jahres“ und das Personal zum „Bar Team des Jahres“ gekürt.
rechts: „Mixology Bar Awards“: Begehrte schwarze Glastrophäen
Damit gehört die Bar im „Provocateur“ zu den besten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Die hier herrschende besondere Atmosphäre, die einzigartige Bar-Kultur spiegeln sich auch in der Bar-Karte wider, die einem künstlerisch gestaltetem Bildband über Berlin gleicht. Allen 12 Stadtbezirken ist hier jeweils eine Zeichnung mit typischen Merkmalen (Marzahn-Hellersdorf mit den Gärten der Welt) gewidmet, denen ein spezieller, von den Barkeepern entwickelter Cocktail zugeordnet wurde, wie Dennis Keiner, Bar Manager, erklärt. Der von Treptow-Köpenick zum Beispiel heißt „King Pückler II“ und besteht aus Gin, Tonic Strawberry und Chocolate. „Unser Ehrgeiz besteht darin, dass kein Gast länger als vier Minuten auf seinen Drink warten muss,“ betont Dennis.
„La Cave“, ein im Keller des „Provocateur“ gelegener fensterloser Eventraum mit eigenem Einlass wird vor allem von Firmen und für größere Privatveranstaltungen genutzt. Seine 120 Quadratmeter bieten viele Gestaltungsvarianten und seine technische Ausrüstung dürfte auch verwöhnten DJ`s genügen. Hier kann man gänzlich ungestört vom übrigen Hotel in Party-Atmosphäre feiern.
Sehr beliebt in den Sommermonaten ist auch der kleine Innenhof des Hotels, wo es an Wochenenden auch schon mal recht lebhaft zugehen kann.
Derzeit sorgen 43 Mitarbeiter, darunter zwei Azubis, für das Wohl der Gäste. Ein digitales Feedback-System – ein Tag vor der Abreise werden die Gäste um ihre Meinung gebeten – hilft die Qualität zu verbessern.. Bliebe noch zu sagen: Das besondere A-la-carte-Frühstück kostet 25 Euro (ab 01.09.23), die Zimmerpreise hängen von der Größe und der Saison ab (Durchschnittsrate beträgt 160 Euro).
Fotos: Frank Pfuhl
ÜBER DEN „HOTELTREFF“
Die CTOUR-Mitglieder Margot David, Prof. Jörg Soller und Frank Pfuhl organisieren mit dem „Hoteltreff“ regelmäßig exklusive Begegnungen in Hotels.