CTOUR vor Ort: Das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ schon jetzt im Fokus der Wartburgstadt Eisenach

Der thüringische Touristenmagnet präsentierte in Berlin sein vielseitiges kulturtouristisches Programm für die Jahre 2016 und 2017

Es ist schon eine schöne Tradition, dass die im Westen Thüringens gelegene geschichtsträchtige Stadt Eisenach – vom großen Reformator  Martin Luther „meine liebe Stadt“ genannt – alljährlich Ende Januar vor hauptstädtischen Journalisten ihre touristischen Vorhaben für die kommende Zeit vorstellt. So auch diesmal wieder geschehen auf einer Pressekonferenz in der Vertretung des Freistaates Thüringen beim Bund.

Markantes Wahrzeichen: die als einzige deutsche Burg zum UNESCO-Kulturerbe gehörende rund 950 Jahre alte Wartburg über Eisenach, wo sich Luther von 1521 bis 1522 aufhielt und die Bibel ins Deutsche übersetzte.
Markantes Wahrzeichen: die als einzige deutsche Burg zum UNESCO-Kulturerbe gehörende rund 950 Jahre alte Wartburg über Eisenach, wo sich Luther von 1521 bis 1522 aufhielt und die Bibel ins Deutsche übersetzte.

Die facettenreiche Kultur- und immer auch noch Industriestadt war hochrangig in der deutschen Metropole vertreten. Die junge Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Die Linke) versuchte den besonderen touristischen Reiz Eisenachs gleich ins rechte Licht zu rücken: „Unsere Stadt mit 42. 000 Einwohnern hat das Kulturangebot einer Großstadt.“

Die gut besuchte Pressekonferenz in der Thüringischen Landesvertretung beim Bund in der Berliner Mohrenstraße.
Die gut besuchte Pressekonferenz in der Thüringischen Landesvertretung beim Bund in der Berliner Mohrenstraße.

Dem Eisenacher Stadtoberhaupt informations- und auskunftsfreudig zur Seite standen: Andreas Volkert, Veranstaltungsleiter der Wartburg-Stiftung; Dr. Jochen Birkenmeier, Kurator und Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Lutherhaus; Dr. Jörg Hansen, Direktor des Bachhauses und Heidi Günther, Geschäftsführerin der Eisenach-Wartburgregion Touristik sowie Petra Lürtzing, Leiterin der städtischen Pressestelle, die den gut besuchten Journalisten-Treff moderierte.

Präsentierten die Wartburgstadt Eisenach in Berlin (v. r. n. l.): OB Katja Wolf, Tourismuschefin Heidi Günther, Dr. Jochen Birkenmeier (Lutherhaus), Gästeführerin Ina Conrad, Dr. Jörg Hansen (Bachhaus), Andreas Volkert (Wartburgstiftung).
Präsentierten die Wartburgstadt Eisenach in Berlin (v. r. n. l.): OB Katja Wolf, Tourismuschefin Heidi Günther, Dr. Jochen Birkenmeier (Lutherhaus), Gästeführerin Ina Conrad, Dr. Jörg Hansen (Bachhaus), Andreas Volkert (Wartburgstiftung).

Für zwei unterhaltsame Einlagen sorgte die historisch kostümierte Gästeführerin Ina Conrad, die als Magd Johanna aus dem Hause Cotta – dem späteren Lutherhaus – die Zeit witzig und anekdotisch um rund 500 Jahre zurückspulte.

Die Eisenacher Gästeführerin Ina Conrad bewies kurzweilig, dass sie in Lutherscher Manier "den Leuten aufs Maul" zu schauen versteht.
Die Eisenacher Gästeführerin Ina Conrad bewies kurzweilig, dass sie in Lutherscher Manier „den Leuten aufs Maul“ zu schauen versteht.

Für das Jahr 2016 – das neunte Jahr der Lutherdekade – werden in Eisenach und auch in der Wartburgregion wieder zahlreiche kultur-touristische Angebote vorbereitet. Im letzten Jahr vor dem großen Jubiläum „500 Jahre Reformation“ stehen in der Wartburgstadt bereits erste Ausstellungen und Veranstaltungen zu diesem Ereignis auf dem Programm.

Der Freistaat Thüringen wird am 10. November mit einer zentralen Veranstaltung in Eisenach das Reformationsjubiläum 2017 eröffnen. Verbunden ist offizielle Festakt in der zentral am Markt gelegenen Georgenkirche mit dem traditionellen Martinsumzug, zu dem alljährlich Hunderte Kinder mit Lampions den Heiligen Martin von der Georgenkirche durch das Stadtzentrum zum Lutherdenkmal auf dem Karlsplatz begleiten. Zudem wird im Rahmen der Eröffnungsfeier ein Eisenacher Martini-Markt veranstaltet und gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Eisenach auf dem Lutherplatz der Europäische Stationenweg eröffnet. Dies ist ein Projekt der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen Europas. Die Wartburgstadt wird am 5. Mai 2017 eine wichtige Station dieses Weges in Thüringen sein.

Die touristischen Hauptanziehungspunkte Eisenachs – die Wartburg, das Bachhaus, das Lutherhaus und das Thüringer Museum – präsentieren 2016 bedeutende Ausstellungen, die wieder andere Aspekte der Reformation aufgreifen.

Das Lutherdenkmal am Karlsplatz in Eisenach wurde 1895 zur Ehrung des großen Reformators eingeweiht.
Das Lutherdenkmal am Karlsplatz in Eisenach wurde 1895 zur Ehrung des großen Reformators eingeweiht.

So wird im Mai auf der Wartburg die Sonderausstellung „Luther und die deutsche Sprache“ eröffnet. In der Geschichte der deutschen Sprache nahm die Wartburg gleich zwei Mal einen prominenten Platz ein: Landgraf Hermanns Liebe zur höfischen Dichtung setzte am mittelalterlichen Musenhof den Grundstein für die deutsche Nationalliteratur, und durch Luthers Bibelübersetzung wurde der Ort drei Jahrhunderte später zur Wiege des modernen Hochdeutsch. Zugleich wird eine neue Schaubibliothek in der Vogtei der Wartburg eröffnet. Überhaupt: Baulich ist die Wartburg bestens gerüstet und präsentiert sich seit Ende 2015 den Besuchern erstmals ohne (!) Gerüste. Abgeschlossen sind die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im Ritterhaus und in der Vogtei. Auch ein neuer, großzügiger Museumsladen sowie ein neuer Besucherservice laden zum Saisonbeginn die Gäste ein.

Nach der erfolgreichen Wiedereröffnung des Lutherhauses Eisenach im September 2015 nimmt das neue Museum Kurs auf das Reformationsjubiläum 2017 – mit einer neuen Dauerausstellung, spannenden Sonderausstellungen und einem runderneuerten museumspädagogischen Programm. So wird ab Ende April die Ausstellung „Die Bibel in Bildern von Julius Schnorr von Carolsfeld“ im Lutherhaus Eisenach zu sehen sein. Die Exposition entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Die Georgenkirche am Markt, wo einst Martin Luther predigte. Dort wird mit einem offiziellen Festakt das Reformationsjubiläum 2017 eröffnet.
Die Georgenkirche am Markt, wo einst Martin Luther predigte. Dort wird mit einem offiziellen Festakt das Reformationsjubiläum 2017 eröffnet.

In seiner zweiten Sonderausstellung „Leben nach Luther. Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses“ knüpft das Lutherhaus ab September an die frühere Dauerausstellung des alten Lutherhauses an. Mit dem Start in die neue Saison kann das Lutherhaus zugleich ein Doppeljubiläum feiern: 60 Jahre Museum (1956–2016) und 660 Jahre Lutherhaus (1356–2016). Nach der jüngsten Sanierung ist das älteste Thüringer Fachwerkhaus zugleich das modernste – und bestens vorbereitet auf 2017.

Im letzten Jahr vor dem Reformationsjubiläum zeigt das Bachhaus Eisenach ab Ende April die Ausstellung „Bach und die Juden“. In einem Teil geht es um Luthers Judenfeindlichkeit und dessen Nachwirken bis in Bachs Zeiten und auch um die immer wiederkehrende Frage, ob Bachs Passionen judenfeindlich seien. Ein zweiter Teil widmet sich am Beispiel der Mendelssohn-Familie sowie von weiteren Persönlichkeiten der Bach-Pflege im jüdischen Bürgertum des 19. Jahrhunderts. Mit zwei kleineren Ausstellungen präsentiert sich das Bachhaus außerdem im Berliner Dom sowie auf dem Bach-Festival in Jerusalem.

Der Marktplatz mit Stadtschloss und Rathaus (rechts) - die "gute Stube" von Eisenach.
Der Marktplatz mit Stadtschloss und Rathaus (rechts) – die „gute Stube“ von Eisenach.

Die Stadt Eisenach veranstaltet in diesem Jahr eine Sonderausstellung mit dem Titel „Face to face – Martin Luther und Martin Luther King“. Sie wird am 11. Juni im Stadtschloss des Thüringer Museums Eisenach eröffnet und ermöglicht mit Bildern, Fotografien und Skulpturen außergewöhnliche Blicke auf die zwei Reformatoren. Sie entstand in Kooperation mit dem Martin Luther King-Zentrum Werdau.

Im Thüringer Museum zeigt die Stadt außerdem ab 13. November eine besondere Fotoausstellung, mit der sie den Reigen der großen Ausstellungen in Thüringen anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 beginnt. Unter der Überschrift „Geweiht – Geduldet – Gesammelt. Mittelalterliche Schnitzkunst aus Thüringer Kirchen – Eine fotografische Annäherung“ wird ein fotokünstlerisches und kulturwissenschaftliches Projekt zweier Eisenacher Künstler präsentiert, das die Kunstwerke der Sammlung Mittelalterliche Schnitzkunst des Thüringer Museums einem größeren Publikum zugänglich machen soll. Das Reformationsjubiläum bietet eine hervorragende Chance, dieses historische Erbe in moderner Form neu vorzustellen und zu betrachten.

Zum Eisenacher Jahresprogramm 2016 gehören weitere hochkarätige Veranstaltungen. So wird die Wartburg wieder eine einzigartige Kulisse sein für attraktive Konzerte und Veranstaltungen wie das Musikfestival „MDR-Musiksommer“, die Wartburgkonzerte von Deutschlandradio Kultur und zahlreiche Sonderkonzerte. Erneut gehören sicherlich wieder die Aufführungen von Wagners „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ zu den Höhepunkten des Jahres. Wagnerfreunde können das besondere Erlebnis am authentischen Ort in den Monaten Mai, Juni, September und Oktober 2016 genießen. Seit nunmehr drei Jahren erfreut sich auch die Fassung für Kinder wachsender Beliebtheit.

Das nach aufwendiger Sanierung im Herbst 2015 wiedereröffnete 660 Jahre alte Lutherhaus wird in Eisenach auch die "Talstation der Wartburg" genannt.  Foto: bbsmedien/thamm
Das nach aufwendiger Sanierung im Herbst 2015 wiedereröffnete 660 Jahre alte Lutherhaus wird in Eisenach auch die „Talstation der Wartburg“ genannt.
Foto: bbsmedien/thamm

Der Eisenacher Sommergewinn widmet sich am 5. März dem Jubiläum „120 Jahre Fahrzeugbau in Eisenach“. Seit 1896 in der Stadt die Fahrzeugfabrik gegründet wurde, war die traditionsreiche Fahrzeugbau-Geschichte zahlreichen Änderungen unterworfen. Im Thementeil des Festumzuges soll sich die Geschichte der Fahrzeugfabrik, ergänzt durch Automobile und weitere Fahrzeuge, wiederfinden und dem Besucher ein eindrucksvolles Bild vermitteln.

Am großen Festumzug, Höhepunkt eines jeden Sommergewinns, nehmen alljährlich mehr als 1200 Mitwirkende, zahlreichen Kapellen und Spielmannszügen teil. 120 Pferde ziehen die Festwagen und Kutschen durch die Straßen der Stadt. Der Festzug beginnt in Eisenachs Weststadt und läuft bis zum Marktplatz. Jede Jahr verfolgen bis zu 70.000 Zuschauer den Festumzug, das anschließende Streitgespräch zwischen Frau Sunna und Herrn Winter sowie die symbolische Verbrennung des Winters in Form einer Strohpuppe. Der Eisenacher Sommergewinn ist deutschlandweit einzigartig und zählt zu den größten Frühlingsfesten überhaupt.

Das Museum „automobile welt eisenach“ präsentiert die 120-jährige Fahrzeugbau-Geschichte der Wartburgstadt in einem authentischen Industriegebäude. Im Jahreskalender des Museums werden außerdem das 100. Gründungsjubiläum von BMW und der Start der Serienproduktion des Pkw „Wartburg 353“ vor 50 Jahren zu den Höhepunkten zählen. Das Automobilmuseum befindet sich heute in einem 1936 von BMW errichteten authentischen Industriegebäude; der Zweitakt-Pkw war das am Längsten in Eisenach gefertigte Auto und prägte wie kaum ein anderes das Straßenbild der DDR.

Höhepunkte aus dem abwechslungsreichen Spielplan des Eisenacher Landestheaters sind die erneute Aufführung des Kultmusicals „The Rocky Horror Show“ (3. März 2016) und die Ballett-Uraufführung „Broken Dreams“ (23. April 2016), in der die Company des Landestheaters zu Songs von Tom Waits und anderen Musikern unerfüllte Träume tänzerisch illustriert. Zu sehen sind unter anderem auch Arthur Schnitzlers Schauspiel „Liebelei“, ein neues Stück des Eisenacher Jugendtheaters mit dem Titel „Dorfdisco“ (Premiere 22. März 2016), ein neuer Ballettabend im Oktober sowie die beliebten Sinfoniekonzerte der Landeskapelle Eisenach.

Ein Mekka für Musikfreunde aus aller Welt: das dem in Eisenach geborenen Komponisten Johann Sebastian Bach gewidmete Bachhaus, eine Symbiose aus Alt- und Neubau. Fotos: M. Weghenkel
Ein Mekka für Musikfreunde aus aller Welt: das dem in Eisenach geborenen Komponisten Johann Sebastian Bach gewidmete Bachhaus, eine Symbiose aus Alt- und Neubau.
Fotos: M. Weghenkel

Weitere interessante Veranstaltungen und Angebote – darunter die Thüringer Bachwochen, Europas größter Crosslauf, der GutsMuths-Rennsteiglauf, die KinderKulturNacht, die Telemann-Tage, das Eisenacher Lutherfest und das Wartburgfahrer-Treffen „Heimweh“  – ergänzen das pralle Jahresprogramm, das Eisenach zweifelsohne auch 2016 wieder zu einem attraktiven Ziel für Touristen macht. Wichtig dabei auch die günstige Verkehrsanbindung der Stadt in der Mitte Deutschlands über Autobahn und Schiene. So wurde z. B. betont, dass die Stadt ICE-Halt bleibt und der Busbahnhof modernisiert wird. Das Hotelangebot mit derzeit 2.000 Betten wird durch ein neues Touristen- und Tagungshotel erweitert.

Alles in allem vermittelte der Pressetermin die Gewissheit, dass Eisenach „trotz schwieriger Haushaltssituation“ (OB-Originalton) topfit in Richtung Reformationsjubiläum geht und den vielen nationalen und internationalen Besuchern ein guter Gastgeber sein wird.

Weitere Informationen:
Eisenach-Wartburgregion Touristik GmbH
Tel.: 03691/7923-0
E-Mail: info@eisenach.info
Internet: www.eisenach.info