DENKWÜRDIGE REISE IN DIE SAISON

MS „Sans Souci“ zum letzten Mal vom Heimathafen ausgelaufen

Von Peer Schmidt-Walther

Mukrena an der Saale oberhalb von Bernburg, Überwinterungsliegeplatz des Flusskreuzfahrtschiffes „Sans Souci“. Das Flaggschiff von Sachsen-Anhalt hat  kürzlich zum letzten Mal dort abgelegt, um wie immer Anfang März in die neue Saison zu starten.

Einen Tag lang dabei bis Magdeburg waren rund 100 Tagesgäste aus der Region, die die Fahrt bei frischem Wind und wärmendem Glühwein genossen.

Rettungsübung auf dem Sonnendeck

Von einer Brücke in Magdeburg hing ein großes Plakat: „…auf zur letzten Saison…we love you crew ´Sans Souci`“.

Verabschiedung durch zwei Fans in Magdeburg

Das haben ihre langjährigen Fans Rita und Uwe gebastelt. Peter Grunewald stoppte und bedankte sich mit dröhnendem Schiffstyphon. Per Flaschenpost-Leinenmanöver – 4,5 Liter Whiskey von oben, Champagner von Deck – wurde die Show noch getoppt. Ein Abschied der besonderen Art, wie es ihn so wohl auch noch nicht gab. Beifall brandete auf, vielhändiges Winken und Rufen zu den beiden auf der Brücke. Die konnten aus privaten Gründen nicht an Bord sein und bedauerten das mit Tränen in den Augen.

Bleiben durften indes rund 40 private Gäste von Kapitän und Eigner Peter Grunewald samt Partnerin Jana, der Hausdame des Schiffes, die den 4. März 2023 feierten: Vor 16 Jahren wurde die „Sans Souci“ von „Europa“ auf ihren jetzigen Namen umgetauft.

Diesmal war die Stimmung besonders fröhlich an Deck, waren doch die vergangenen zwei Jahre überschattet von Corona und den unseligen Folgeerscheinungen.

Schloss Bernburg voraus

„Zum Glück hat sich der Trend umgekehrt“, freut sich Grunewald,  „die Menschen wollen endlich wieder verreisen, ohne jegliche Einschränkung“.

Rekordhalter in M-V

Die erste Reise des Jahres führte traditionell über Saale, Elbe und Havel nach Berlin-Spandau, wo das beliebte Schiff nach drei Tagen sowie 380 Fluss- und Kanalkilometern zur ITB, der Internationalen Tourismusbörse, festgemacht hat.

Die Fahrtroute von MS SANS SOUCI zwischen Mukrena und Berlin

Als schwimmendes Hotel am dortigen Kreuzfahrtterminal verdient die „Sans Souci“ ihr Geld bis zur ersten Abfahrt am 17. März. Die führt von Berlin-Tegel über den Oder-Havel-Kanal zur Oder und die mit mehreren Zwischenstationen bis hinauf nach Breslau und zurück.

Kapitän macht sich unter der Brandenburger Schleusenbrücke ganz klein

„Wir können froh sein“, weiß Grunewald, „dass der Wasserstand des deutsch-polnischen Flusses günstig ist, sonst hätten wir eine Alternativroute wählen müssen“. Diese und die nächste Reise durch Brandenburg nach Schlesien sind ausgebucht. „Wie überhaupt“, ergänzt Ulrike Grunewald, Kapitänstochter und Kreuzfahrtdirektorin, „haben wir bis zum Saisonende nur noch wenige freie Plätze“. Nicht umsonst wird MS „Sans Souci“ im Flusskreuzfahrtranking an vierte Stelle geführt wegen der familiären Atmosphäre, dem guten Essen und der abwechslungsreichen Routen, die von größeren Schiffen nicht angelaufen werden können. „Das will schon was heißen bei der Konkurrenz!“, meint eine befreundete Reisebüro-Mitarbeiterin. Obwohl das Schiff, so ist weiter zu vernehmen, neben vielen anderen Routen allein zehn Mal auf der Strecke Berlin-Stralsund-Rügen-Hiddensee-Berlin unterwegs ist – damit hält es den Flusskreuzfahrtschiff-Anlauf-Rekord   der Region -, seien auch diese Reisen sehr nachgefragt.

Weiter unter anderer Regie

Nicht zuletzt ist die hohe Auslastung aber auch dem Kapitän geschuldet.

Dessen Persönlichkeit, die in seinem gästefreundlichen, offenen und humorvollen Wesen begründet liegt, sorgt für viele Wiederholer. Sie alle wollen unbedingt mit „ihrem“ Kapitän fahren. Das bedeute für ihn ständige Präsenz an Bord.

Bild rechts: Kapitän Peter Grunewald dirigiert seine Matrosen vom Außensteuerstand

„Man wird ja auch nicht jünger“, meint der hochgewachsene 56- Jährige, und ergänzt nach seinem Alter befragt schlagfertig wie immer: „Im Ausweis oder gefühlt?“ Für ihn und sei nach 30 Jahren Kapitän die Zeit gekommen, davon 16 im Steuerhaus der „Sans Souci“, um am Jahresende das Ruder abzugeben: „Das Leben bietet auch noch andere Seiten als ständig Verantwortung für Crew, Schiff und Betrieb tragen zu müssen“. Die „Sans Souci“ wird natürlich weiterhin für den Bremer Veranstalter Plantours fahren, nur unter einer anderen Regie. Ob das denn nicht zu früh sei? „Bei der Bundeswehr geht man doch auch mit 55 in Pension“, gibt er zu bedenken, „und wenn ich´s mir leisten kann, ist das allein meine Entscheidung“. Seine Jana und er haben noch viel vor: eine Häusle an der brandenburgischen Havel zu bauen und viele Reisen zu unternehmen.

Fotos: Peer Schmidt-Walther

INFOS
MS SANS SOUCI – Baujahr: 2000 in Nijmwegen/Niederlande als EUROPA; 2007/08 modernisiert und in SANS SOUCI umgetauft; Renovierung: 2014; Länge: 82 m; Breite: 9,50 m; Tiefgang (max.): 1,60 m; Vermessung: 1000 Tonnen; Antrieb: 2 x 600 PS (Neumotorisierung 2012); Crew: 25; Passagiere: 82 (max.); Restaurant: 1; Passagierdecks: 2 + Sonnendeck; 41 Außenkabinen (13 qm) mit nicht zu öffnenden Panoramafenstern; Sauna: 1 (gegen Gebühr); Treppenlift zwischen Haupt- und Panoramadeck; 1 Restaurant (1 Essenszeit); Bar: 1; Boutique: 1; Unterhaltung: TV mit Videoempfang, Bibliothek, Tanzmusik; Preis/Nacht: 211 Euro (durchschn.); Heimathafen: Peissen/Saale; Flagge: deutsch.
www.ms-sanssouci.de
Buchungen: www.plantours-partner.de;