CTOUR auf der ITB: Tunesien will mehr bieten als Sonne, Strand, Kamele (2)

Logo ITBDer neue Slogan „Tunesien – frei alles zu erleben“ verweist auf den Neuanfang in dem nordafrikanischen Land. Und das in verschiedener Hinsicht: Zum ersten Mal in der Geschichte des tunesischen Tourismus lädt eine Frau-Minister zur ITB-Pressekonferenz ein. Die ehemalige Absolventin der Fachrichtung Maschinenbau der Universität Karlsruhe, Amel Karboul, ist mit ihrem Besuch auf der ITB erst seit einem Monat im Amt. Begeistert interpretiert die dynamische Managerin, Unternehmerin und internationale Beraterin die neue Verfassung Tunesiens. In dieser modernen Verfassung seien neben vielen bürgerlichen Rechten der westlichen Welt das Recht auf Kultur und Rechte der Kinder verankert. „Wir finden aber auch unsere eigenen Lösungen. Schließlich haben wir eine andere Geschichte als die westliche Welt und können deshalb nicht in jeder Hinsicht den gleichen Weg gehen“, relativiert die Ministerin, die frischen Wind in den Tourismus ihres Landes bringen will.

Konzepte und Strategiepapiere liegen vor. Nun ginge es ans Umsetzen. Drei wichtige Aspekte sieht die perfekt deutsch sprechende Vierzigjährige: „Arbeit am Image von Tunesien, Umwelt und Sicherheit sowie das Entwickeln neuer Angebote, die das bisherige Sonne-Strand Angebot stark erweitern. Dazu gehören Events wie große Konzerte in der Sahara, Veranstaltungen zum 100jährigen Jubiläum der Tunis-Reise der Maler August Macke, Paul Klee und Louis Moilliet oder ein Event zum 2200. Gründungsjahr des antiken Karthagos. Bestehendes wie die Kultsaga ‚Krieg der Sterne‘ im Süden Tunesiens werde fortgeführt. Allerdings wird ‚Star wars‘ durch eine Düne ‚angegriffen‘, die gebremst werden muss. Die Entwicklung von Beherbergungsmöglichkeiten wie z. B. ‚Bett & Breakfast‘ wird ein weiteres Ziel sein. Warum sollte nicht der Zwei-Wochen-Badeurlaub durch Reisen nach Tunis oder zu kulturellen Stätten über ein verlängertes Wochenende erweitert werden? „Ich denke, die Welt verändert sich. Der Tourismus muss sich auch verändern. Warum nicht mal drei Tage im Urlaub einer Nichtregierungsorganisation (NGO) Erfahrungen über Arbeit austauschen?“, stellt Frau Karboul die rhetorische Frage. Viele Menschen verstünden ihre Reise zunehmend als Entdeckung. Sie wollen Erlebnisse und nicht mehr die Reise komplett durchorganisiert haben. Das sei der neue Trend.
Im tunesischen Tourismus soll aber nicht alles neu aufgebaut werden. Dazu fehlt Tunesien die finanzielle Kraft. „Wir wollen aufbauen, was schon da ist.“, erklärt die Ministerin. Auf dem Gebiet sportlicher Aktivitäten gehören dazu z. B. Golf, Marathonlauf, Kampfsport und Segeln.

Ministerin Amel Karboul: Wir haben Stabilität. Nun besucht uns bitte… Foto: H. Schmidt
Ministerin Amel Karboul: Wir haben Stabilität. Nun besucht uns bitte…
Foto: H. Schmidt

Das Image von Tunesien bildet heute immer noch „Sonne, Strand, Kamele“ ab. Dabei hat doch Tunesien eine dreitausend Jahre alte Kultur. Das belegen viele Ausgrabungen und Baudenkmäler aus verschiedenen Jahrhunderten und von Zivilisationen wie der Phönizier, Römer, Byzantiner, Araber, Mauren… In Tunesien steht zum Beispiel das zweitgrößte römische Kolosseum. „Darüber reden wir zu wenig. Wir müssen mehr reden, was wir tun“, so Ministerin Karboul. Darüber reden verändert das Image. Das gilt für den Aspekt Sicherheit. Darüber wird ebenfalls zu wenig geredet. „Wir hatten zwar zwei politische Morde in jüngster Zeit, aber keine Anschläge. Trotzdem leidet die gesamte Region unter den Anschlägen in Ägypten.
Der deutsche Quellmarkt ist für uns sehr wichtig. Schließlich begann vor Jahrzehnten der Tourismus in Tunesien so richtig mit deutschen Gästen.“ Für die Kontakte auf der ITB habe sie zu Hause sogar eine geplante Kabinettssitzung zum Thema ‚Tourismus‘ verschieben lassen. Frau Karboul spricht es deutlich aus: „Wir haben heute Stabilität und Demokratie in Tunesien. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Nun helft und besucht uns bitte. Demokratie ohne Brot hat ein hohes Risiko…“

Die Ministerin hofft, dass sich die Spirale der Touristenzahlen weiterhin nach oben dreht: 2012 wuchsen die Touristenzahlen aus Deutschland wieder um 52 Prozent im Vergleich zu 2011 – dem Jahr des touristischen Einbruchs. 2013 reisten 3 Prozent Deutsche mehr in das Ferienland Tunesien. Es wird langsam… und durch die Entwicklung der Aspekte Image, Sicherheit und Umwelt sowie neue Angebote sicher schneller…