CTOUR on Tour: Jáchymov und Klinovec jetzt noch näher zusammengerückt

Wintersaison 2014/15 im tschechischen Erzgebirge mit supermoderner Sesselbahn- und Pistenanlage eröffnet

Pünktlich zum Start der diesjährigen Wintersaison kann das am Fuße des Erzgebirges liegende bekannte nordböhmische Kurbad Jáchymov (Joachimsthal) mit einer wichtigen touristischen Neuerung aufwarten: Am ersten Dezember-Wochenende wurde die soeben fertig gestellte moderne und schnelle Seilbahnanlage zwischen Jáchymov und dem höchsten Gipfel des Erzgebirges, dem 1244 m hohen Klinovec (Keilberg), plus eine dazu gehörende neue Abfahrtspiste in Betrieb genommen. Frau Holle spielte zwar noch nicht so richtig mit (Schnee lag nur in der Gipfelzone des Keilbergs), doch der richtige Winter kommt bestimmt. Zudem stehen ja auch die heutzutage üblichen Schneekanonen bereit…

Die neue Sesselbahn von Jáchymov herauf vor der Bergstation auf dem Klinovec. Foto: M. Weghenkel
Die neue Sesselbahn von Jáchymov herauf vor der Bergstation auf dem Klinovec.
Foto: M. Weghenkel

Das Ganze fand im Rahmen eines groß angelegten Opening Events statt – der Jahreszeit entsprechend natürlich mit vorweihnachtlich stimmungsvollem Flair, wie festliche Illumination des Weihnachtsbaumes, Darbietungen von Bläsern und Sängern, Auftritt von Nikolaus, Engel und Teufel am Agricola-Aquacenter. Die in Berlin ansässige deutsche Repräsentanz der Tschechischen Tourismuszentrale ( „CzechTourism“) hatte eine informativ-erlebnisreiche Pressereise organisiert, zu der auch Journalisten aus Berlin und Brandenburg eingeladen waren.

Wegweiser im Zentrum von Jáchymov zu dem 2 Kilometer entfernten neuen Skigebiet. Foto: M. Weghenkel
Wegweiser im Zentrum von Jáchymov zu dem 2 Kilometer entfernten neuen Skigebiet.
Foto: M. Weghenkel

Bisher mussten Skifahrer von Jáchymov aus unter relativ schwierigen Bedingungen, oft unter Einsatz von Schneeketten, über die kurven- und kehrenreiche, 12 Kilometer lange Straße hinauf zum Klinovec fahren, weil es auf der südlichen Seite des Berges keine Seilbahn gab. Diese Unannehmlichkeit, für viele abschreckend, wird nun durch die Anbindung des Keilberg-Gipfels an das Tal von Jáchymov mit der zeitgemäßen, schnellen Sesselbahn mit einer Länge von 2.160 Metern beseitigt. Zur Talstation der neuen Anlage verkehrt vom Kurzentrum in Jáchymov regelmäßig ein Skibus. Geschaffen wurde dort auch ein Parkplatz für einige Hundert Pkw sowie ein Multifunktionsgebäude mit Service-Point, Skiverleih, Skischule, Imbiss und einer Ruhezone für Kinder.

Winterspass am Klinovec. Zum Gipfel führen mehrere moderne Sesselbahnen und Lifte, hinab etliche Pisten. Foto: M. Weghenkel
Winterspass am Klinovec. Zum Gipfel führen mehrere moderne Sesselbahnen und Lifte, hinab etliche Pisten.
Foto: M. Weghenkel

Parallel zur neuen Seilbahn entstand eine fast drei Kilometer lange, zwischen 50 und 100 Metern breite Abfahrtspiste mit einem Höhenunterschied von rund 500 Metern. Diese Piste ist rot; schwierige Abschnitte lassen sich jedoch auf blauen Verbindungen umfahren, so dass sie allen Skifahrern gerecht wird. Die ganz neue Abfahrt wird gemeinsam mit der weiterhin bestehenden ursprünglichen Jáchymovská-Piste von der modernsten Sesselbahn der Tschechischen Republik bedient. Die Gondeln haben 4 Sitze und verfügen über eine orangenfarbige Schutzhaube; sicheres Ein- und Aussteigen ist durch verlangsamtes Tempo in den Stationen gegeben. Übrigens, die neue Sesselbahn ist auf dem Keilberg bereits die zweite ihrer Art. In den letzten Jahren wurde in das Skiareal Klinovec, das größte im ganzen Erzgebirge, überhaupt, viel investiert, als in Zusammenarbeit mit der deutschen Seite die InterSkiregion Fichtelberg – Klinovec entstand. Für grenzenloses Skivergnügen stehen dort jetzt insgesamt 33 Pistenkilometer, 7 Sesselbahnen und 9 Lifte zur Verfügung. Es gibt natürlich auch einen gemeinsamen Skipass, der für beide Areale gilt. Auf jeden Fall kann das erzgebirgische Wintersportparadies durchaus mit einigen Skigebieten der Alpen konkurrieren.

Über die erfolgreiche Kooperation informierten auf der Pressekonferenz (v.r.n.l.): Dr. Eduard Bláha, Generaldirektor Heilbad Jáchymov AG, Ing. Petr Zeman und Ing. Martin Piša, Chefs der Ski-Arena Klinovec, und Bc. Jana Havlicová, Direktorin Regionales Operationsprogramm.  Foto: M. Weghenkel
Über die erfolgreiche Kooperation informierten auf der Pressekonferenz (v.r.n.l.): Dr. Eduard Bláha, Generaldirektor Heilbad Jáchymov AG, Ing. Petr Zeman und Ing. Martin Piša, Chefs der Ski-Arena Klinovec, und Bc. Jana Havlicová, Direktorin Regionales Operationsprogramm.
Foto: M. Weghenkel

Das knapp 3.000 Einwohner zählende Städtchen Jáchymov, nur 20 Kilometer nördlich von Karlovy Vary (Karlsbad) gelegen, blickt auf eine mehrere hundert Jahre währende wechselvolle Geschichte zurück. Im frühen 16. Jahrhundert brach dort und in der Umgebung so etwas wie „Silberfieber“ aus. Am steil abfallenden Südhang des Erzgebirges wurden 1516 gewaltige Silbervorkommen entdeckt. Die lokalen Feudalherren, voran die Grafen Schlick, erhielten 1520 vom böhmischen König Ludwig II. das offizielle Münzprivileg. Und Joachimsthal wurde eine freie Bergstadt, in der zeitweise über 18.000 Menschen lebten und vor allem im Bergbau arbeiteten. Nach Prag war Joachimsthal damals die zweitgrößte Stadt im Königreich Böhmen. Reichtum brachten die dort geschlagenen 22 Gramm schweren Thaler oder Taler, im Böhmischen Tolar genannt. Auf diese Bezeichnung gründete sich später auch der Name der amerikanischen Währung Dollar. Das historische Gebäude der Königlichen Münze, zwischen 1534 und 1536 erbaut, beherbergt seit 1964 das über besuchenswerte städtische Museum von Joachimsthal. Gleich daneben befindet sich das imposante Rathaus mit der Tourist-Information.

Nur wenige Jahrzehnte währte der gewinnträchtige Silberbergbau im Tal von Jáchymov. Doch Ende des 18. Jahrhunderts begann dort eine neue Erfolgsstory. Anno 1789 gelang es dem deutschen Chemiker Martin Heinrich Klaproth aus Pechblende, mineralischer Rückstand bei der Silbergewinnung, ein neues Element zu isolieren: Uran. Zunächst entwickelte sich die Uranfarbenherstellung. Auch die polnisch-französische Chemikerin Marie Curie, die spätere Nobelpreisträgerin, experimentierte mit Pechblende, reiste selbst nach Joachimsthal (ein großes Kurhotel trägt dort heute ihren Namen) und entdeckte schließlich 1898 die radioaktiven Elemente Polonium und Radium. Um 1906 stieß man in einem alten Uranschacht auf eine heilbringende Radon-Quelle. Davon ausgehend, wurde Jáchymov zum ersten Radiumheilbad der Welt. Internationalen Ruhm erlangte der Kurort in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, als jährlich rund 9.000 zum Teil prominente Gäste aus vielen Ländern kamen, um ihre Leiden mit Radonwasser heilen zu lassen.

Das Renaissancerathaus und die Königliche Münze gehören zu den historischen Sehenswürdigkeiten von Jáchymov.  Foto: M. Weghenkel
Das Renaissancerathaus und die Königliche Münze gehören zu den historischen Sehenswürdigkeiten von Jáchymov.
Foto: M. Weghenkel

Für einen neuen Aufschwung des Kurwesens nach 1990 sorgte die heutige Heilbad Jáchymov AG, die Hunderte Millionen in die Sanierung und Modernisierung von Gebäuden und Anlagen investierte. Das private Unternehmen betreibt jetzt Bäderkomplexe, Hotels und Pensionen mit einer Kapazität von 1.200 Betten. Das vielfältige Angebot reicht von 3-Sterne-Häusern bis zum neoklassizistischen Luxushotel Radium Palace aus dem Jahre 1912. Großer Anziehungspunkt im Kurzentrum ist seit fünf Jahren das nach dem berühmten Renaissancegelehrten Georgius Agricola (1494 – 1555), der vier Jahre in Jáchymov lebte, benannte „Aquacenter Agricola“. Mit Schwimmbecken, Wasserrutsche, Whirlpool, Sauna, Dampfkabine, Kneippbad, Salzgrotte, Kryokabine und Massageräumen bietet es Wellness und Spa par excellence.

Bislang kommen mehr als 10.000 Besucher jährlich nach Joachimsthal. Traditionell sind das Patienten, die hier die einzigartige Radon-Kur mit hohem Wirkungsgrad bei Erkrankungen des Bewegungsapparates oder bei neurologischen Beschwerden absolvieren. Jahr für Jahr taucht aber auch immer mehr jüngeres, gesundes und aktiveres Publikum auf, so die Wintersportenthusiasten, die in den sich dynamisch entwickelnden umliegenden Skizentren, vor allem die auf dem Keilberg, voll auf ihre Kosten kommen. Diese touristische Klientel ist die neue große Zielgruppe in dem nordböhmischen Erzgebirgsstädtchen. „Kurbetrieb plus Wintersport“ – das gilt jetzt als die zukunftsweisende Erfolgsformel. Der Generaldirektor der Heilbad Jáchymov AG, Dr. med. Eduard Bláha, nannte die jetzige Inbetriebnahme der Vierer-Sesselbahn zum Klinovec stolz ein „Schlüsselereignis und Meilenstein“ für Jáchymov. „Bäderwesen, ergänzt von Skifreuden und Tourismus – das sollte unserer Stadt neues Blut in die Adern gießen.“

Und noch etwas soll Jáchymov/Joachimsthal als Teil der deutsch-tschechischen Montanregion Erzgebirge international bekannter machen: die Anerkennung als UNESCO-Welterbe. Damit sich diese große Hoffnung erfüllt, ist freilich noch einiges zu leisten, so die längst anstehende Modernisierung des Stadtbildes rechts und links der langen Durchfahrtsstraße von und nach Karlovy Vary.

Weitere Informationen:
www.czechtourism.com
www.laznejachymov.cz
www.resortjachymov.com
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zima.klinovec.cz