CTOUR vor Ort: Ägypten im Umbruch – Impressionen aus dem Reiseland am Nil

Einsame Weltwunder am Nil (Teil 2)

Luxor und seine Tempel
Wie zum Empfang eines Staatspräsidenten war alles vorbereitet. Auf dem Vorplatz vom Flughafen in Luxor haben sich trotz mitternächtlicher Stunde einige Dutzend Ägypter eingefunden, Musik im Rhythmus von Trommeln, einige kleine deutsche Fähnchen werden geschwenkt, Kinder überreichen Blumen, rundherum freundliche und fröhliche Gesichter. Aber es kommt kein Staatspräsident mit Gefolge, sondern die hier versammelten Menschen empfangen für sie viel wichtigere Passagiere. Eine Gruppe von deutschen Reiseveranstaltern und Reisejournalisten – wie sie hoffen, die Vorboten vieler Tausender Touristen. Denn ohne die Touristen können sie nicht überleben.

Empfang am Flughafen Luxor
Empfang am Flughafen Luxor

Die siebentägige Reise wurde von der ägyptischen Botschaft und dem Fremdenverkehrsamt Ägyptens in Deutschland organisiert. Insgesamt umfasste die Gruppe 52 Teilnehmer, die sich vor Ort ein eigenes Bild über die weltweit beliebte Urlaubs-Region machen wollen, trotz der politisch angespannten und teilweise unübersichtlichen Situation im Land. Angesichts von Bedenken zu Reisen nach Ägypten durch das Auswärtige Amt in Berlin war die Teilnahme keine Selbstverständlichkeit. Doch die Reisegruppe vertraute den ägyptischen Veranstaltern, die die Sicherheit garantierten.

Krise Ägyptens auch eine neue Chance?
Erste Station der Reise ist das Hotel Sonesta, das sich direkt am Ostufer des Nils befindet, nur wenige Minuten vom Luxor -Tempel und dem Luxor -Museum entfernt. Hier erwartet uns am Vormittag Dr. Tarek El Awady. Er war Chef einer der bekanntesten Einrichtungen seines Landes – des Ägyptischen Museums in Kairo. Unmittelbar gelegen im Zentrum der größten Stadt der arabischen Welt am Tahrirplatz wurde das mehr als hundert Jahre alte Gebäude durch Brände gefährdet und einige Auslagen sogar geplündert. Die geringen Besucherzahlen in den letzten zwei Jahren machten es möglich, das Haus der Kulturschätze grundlegend zu renovieren. So wurden beim Säubern von Wänden überstrichene Malereien von früheren Rekonstruktionen wieder frei gelegt. Auch alte gereinigte Glasscheiben an den Deckengewölben erhellen wieder die Kunstwelt. Kann diese Krise in Ägypten, so fragte Dr. El Awady, so wie in seinem Museum, auch neue Chancen für die Zukunft des Landes eröffnen?

Der Traum von tausenden Touristen
Bei einem Treffen im Hotel begrüßt uns eine kleine Gruppe ägyptischer Männer. Sie sprechen fließend die deutsche Sprache. Allesamt Fremdenführer, die auf deutsche Touristen warten. Anmed Adrian schwärmt von seinem Oberägypten, wo ein Drittel aller Denkmäler des Landes versammelt sind. Er zählt Tempel, Grabstätten und den Nasser-Stausee auf, alle an Orten, die wir auf der kleinen Rundreise noch besuchen werden. Anmed erzählt davon, dass er einen Traum hat. Tausende Besucher kommen wieder zu den Kunstschätzen Ägyptens. „Ich habe diesen Traum. Ohne Gäste können wir nicht leben.“

Eine Kutschfahrt durch Luxor zeigt das ganze gegenwärtige Dilemma. Wie das Nachbarhotel „Steigenberger“ sind sehr viele Hotels komplett geschlossen oder haben nur eine Etage offen. Die Auslastung der Hotels in dieser einst pulsierenden Stadt soll bei zwei Prozent liegen. Der junge ägyptische Kutscher bahnt sich mit seinem Gefährt einen Weg direkt durch die schmale Basargasse. Einige wenige Einheimische treten zur Seite, sehen sie die ausländischen Fahrgäste, winken einige spontan, genauso wie auch der eine oder andere Händler im Basar. An einer Straßenkreuzung steht ein Schützenpanzerwagen, auf dem drei junge Soldaten ohne Helm und Waffen sitzen und in die Sonne blinzeln. Die Szene wirkt wenig bedrohlich.

Antike Schönheit in Tempeln und Gräberfeldern
Unsere Reisegruppe taucht ein in die Kulturschätze des alten Ägyptens. Wir steigen in eines der großen überdachten Touristenboote, die zu vielen Dutzenden leer am Ufer stehen, überqueren den Nil und steigen in den Bus. Hier am Westufer des Nils in Theben West befindet sich ein Terrassentempel aus Kalkstein, der in einen Felsen hinein gebaut wurde. Es ist der Totentempel von Hatschepsut, eine der ganz wenigen weiblichen Pharaonen in der Geschichte Ägyptens. Die prächtige Anlage stammt aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. Sie wird durch die offenen Pfeilerhallen geprägt. Beeindruckend die Reliefs, auf denen nach 3500 Jahren immer noch gelbe und rote Farben erkennbar sind. Unser Reiseführer Abdel Nasser erklärt die Haltbarkeit der Farben über tausende von Jahren damit, dass sie im antiken Ägypten aus Steinmehl, Oxiden und Pflanzen gemischt mit Eiweiß, Milch und Vogelblut hergestellt wurden.

Per Kutsche durch den Basar
Per Kutsche durch den Basar

Anschließend steht der Besuch im Tal der Könige auf dem Programm. Es ist das berühmteste Gräberfeld Ägyptens mit insgesamt 63 Gräbern, zehn davon sind für Besucher offen. Hier finden sich an den Wänden der unterirdischen Stollen und Grabräumen vielfältigste Abbildungen, die ebenfalls teilweise ihre ursprüngliche Farbe noch erhalten haben. Wir besichtigen die Grabstelle von Ramses dem VI. und danach von Ramses dem III. Die Grabkammer des Tut-anch-Amun lag vor Grabräubern unter einem anderen Grab verborgen. Deshalb fanden Archäologen im Jahr 1922 darin die bisher größten Schätze.
So viel antike Schönheit und Weltwunder, jede Menge spannende Geschichten über die Pharaonenzeit und ihre Entdecker. Doch nur sehr wenige Touristen verlieren sich in der weitläufigen Anlage. In Spitzenzeiten, so erinnert sich Reiseführer Nasser, kamen täglich bis zu 8.000 Besucher ins Tal der Könige und auf dem Parkplatz standen dann etwa 200 Busse.

General Manager Urs Umbricht
General Manager Urs Umbricht

Schweizer Hotelier fordert faire Berichte
Vier Kilometer südlich von Luxor entfernt liegt die Hotelanlage Maritim jolie ville, die sich malerisch auf einer Halbinsel ausstreckt und nur per Boot erreichbar ist. Friedlich und sorgenfrei sei es auf der 660.000 Quadratmeter großen Insel inmitten des Nils, so beschreibt der General Manager, Urs Umbricht (Foto links), sein Ferien-Resort. Hier ist vom einfachen Zwei-Bett-Zimmer bis zur Suite und einzeln stehenden Bungalows alles im Angebot. Der Schweizer Hotelier schwört darauf, mit seinen insgesamt 600 ägyptischen Angestellten seine Gäste sehr individuell zu behandeln, eben von Mensch zu Mensch und er kann auf eine Stammkundschaft bauen. Aber zu viele von ihnen bleiben jetzt zu Hause in Europa. Manager Umbrich ist enttäuscht, denn in der Region Luxor ist es aus seiner Sicht im Unterschied zu Kairo und Alexandria seit Jahren ruhig und friedlich geblieben wie auf seiner Insel.
„Wir wollen nur eine faire Behandlung in der Berichterstattung über die Situation in Oberägypten – mehr nicht“ gibt er den Journalisten noch mit auf den Weg.

TUI-Reiseführer Abdel Nasser im Tal der Könige
TUI-Reiseführer Abdel Nasser im Tal der Könige

Der Skarabäus und die Prophezeiung
Wer Gast in Luxor ist, darf auf keinen Fall den Besuch des Karnak-Tempels versäumen. Unser Fremdenführer Abdel Nasser hat über die berühmte Tempelstadt wieder viel zu erzählen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde die weit verzweigte Anlage, deren Wege durch Überschwemmungen des Nils mit Schlamm und Müll bedeckt waren, wieder renoviert und zugänglich gemacht. Hier haben sich alle großen Pharaonen vor zweitausend Jahren ein Denkmal gesetzt. Immer wieder wurde das Heiligtum um weitere Höfe und Tempel erweitert. Besonders beeindruckend sei die größte Säulenhalle der Welt, in die bequem in der Breite der Kölner Dom passe, wagt Fremdenführer Nasser einen Vergleich mit christlicher Monumental-Architektur. Genauso faszinierend der Große Amun-Tempel, den Ramses II errichten ließ, auf dessen Pylon in vielen Motiven an seine Heldentaten erinnert wird. Der Weg durch die verschiedenen Tempelbezirke von Reichsgott Amun und Chons führt zum heiligen See. Hier steht erhöht auf einem Podest aus Granit in seiner vollen Pracht ein Skarabäus, der Glückskäfer in der ägyptischen Mythologie. Erzählt wird die Prophezeiung, dass jedermann, der sieben Mal in Uhrzeigersinn um die Figur herum läuft, einen Wunsch frei hat. Tatsächlich probieren Besucher aus, ob diese Legende stimmt. Man wünscht sich, dass das ganze Land den Skarabäus umrundet, um auch mit dem nötigen Quäntchen Glück seine Probleme schnell zu lösen.

Info
www.egypt.travel
www.PhoenixReisen.com

Fotos: Ronald Keusch (4), Hans-Peter Gaul (3), FVA (Nikolai Rehart)