Mit „MS Babelsberg“ rund um die Müggelberge
Trotz Winzerfest und Bundesligastart des 1. FC Union Berlin in Köpenick – das wahre Sommerfest am Abend des 18. August fand auf 300 exklusiven Quadratmetern statt: Die Berliner Wassersport und Service GmbH (BWSG) hatte die Reisejournalisten-Vereinigung CTOUR Berlin Network an diesem Sonntagabend auf die „MS Babelsberg“ eingeladen. Auf dem Salonschiff der BWSG begrüßte Geschäftsführer Frank Westphal, auch namens der beiden Eigentümer Angela Schreier-Buhl und Thomas Strauß sowie der gesamten Besatzung, annähernd 70 CTOURisten mit Begleitung sowie zahlreiche Ehrengäste.
Kontakte zwischen CTOUR und der Berliner Fahrgastschifffahrt im Allgemeinen sowie der BWSG im Speziellen gibt es bereits seit vielen Jahren. Immer wieder haben CTOUR-Reisejournalisten an Veranstaltungen an Bord der Schiffe teilgenommen und darüber in zahlreichen Medien berichtet. Seit 2018 gibt es nun einen engeren Kontakt zur BWSG, „der maßgeblich Schuld daran ist, dass wir heute hier mit Ihnen in See stechen“, so Frank Westphal.
Wobei das mit dem „in See stechen“ so eine Sache war: Nicht nur der plötzlich aufkommende peitschende Regen beim Ablegen sorgte für eine Überraschung. Auch, dass das Schiff nach nur 50 Meter Fahrt eine rasante 180-Grad-Drehung hinlegte, ließ viele staunen. Der Grund war simpel: Zwei Zuspätkommer winkten sehnsuchtsvoll am Steg – und die BWSG agierte einmal mehr äußerst kundenaffin. (Der Vorgang des Wiederanlegens wiederholte sich dann sogar noch ein zweites Mal, wobei die Namen der Zu-Spät-Kommer hier natürlich nicht verraten werden …)
Die BWSG hatte ganz bewusst in die Marina Wendenschloss eingeladen. Denn diese Marina ist ihr Firmensitz. Hervorgegangen aus der Yachtwerft Köpenick, arbeitet die Zentrale der BWSG seit 1998 hier in der Wendenschlossstraße 350-354. In der Yachtwerft wurden u.a. solche Schiffe gebaut wie die „MS Babelsberg“, auf der das diesjährige CTOUR-Sommerevent dann seinen erwarteten, sehr kontaktreichen und produktiven, aber ebenso entspannenden und heiteren Ablauf nahm.
Der Regen verzog sich rasch, die Abendsonne kam hervor und bescherte später einen prächtigen Sonnenuntergang mit Karibik-Feeling. Begleitet wurde die Sommertour von einem sorgsam ausgewählten Büfett und einer Getränkeauswahl, die keine Wünsche offenließ.
Aber das Beste an diesem Abend war sicher die Fahrtroute! Denn sie wurde und wird so im Liniendienst von keiner Reederei angeboten: über die Dahme vorbei an der Großen Krampe zum Seddinsee, dann durch den Gosener Kanal zum Dämeritzsee. Schließlich über Müggelspree mit Klein-Venedig und Müggelsee zurück bis zum inzwischen hellerleuchteten Schloss Köpenick. Eine Wasserstrecke der Superlative – um diese Jahreszeit, zu dieser Uhrzeit!
Kleiner Exkurs für die Schifffahrtsexperten
Der Gosener Kanal ist nur 2,8 Kilometer lang und benötigt keine Schleuse, weil es zwischen den beiden zu verbindenden Seen kaum Höhenunterschiede gibt. Er wurde für Schiffe nach dem sogenannten „Plauer Maß“ gebaut, war 2,25 Meter tief, hatte eine Sohlenbreite von 16 Meter und eine Wasserspiegelbreite von 30 Meter. 1993 wurde eine einseitige Verbreiterung des Kanals mit Uferspundwänden und eine Vertiefung auf 3,00 m abgeschlossen.
Bereits 1872 gab es den Plan, einen Schifffahrtskanal zwischen beiden Seen im Zuge des Gosener Grabens herzustellen. Ein Ausbau des Wasserweges 1891 gemeinsam mit dem Oder-Spree-Kanal konnte nicht realisiert werden. Bei einer späteren Planung verlegte man die Kanaltrasse westlich des Gosener Grabens in den städtischen Berliner Dauerwald, um einer Entschädigung von über 100 Grundstücksbesitzern bei einem Ausbau des Gosener Grabens zu entgehen. Mit ersten Rodungsarbeiten zur Vorbereitung des Kanalbaues wurde Anfang der 1920er Jahre begonnen. Infolge der Hyperinflation mussten die Arbeiten aber eingestellt werden. Erst im August 1933 wurde dann offiziell der erste Spatenstich durchgeführt. Ende Januar 1936 wurde der Verkehr freigegeben und die amtliche Benennung Gosener Kanal durch das Reichsverkehrsministerium verfügt.
Gründe für den Kanalbau gab es viele. Der wichtigste: die Umgehung der Regattastrecke in Berlin-Grünau für die Zeit der Olympischen Spiele 1936. Denn möglicherweise wäre es zu Entschädigungsforderungen von Binnenschiffern bei einer Sperrung der Wasserstraße während der Zeit der Spiele gekommen. Das wollte man unbedingt vermeiden.
Zurück zum Gastgeber des Abends
Die BWSG ist eine Berliner Reederei und betreibt im Kerngeschäft Linien- und Charterfahrten. Dafür hat sie permanent vier Fahrgastschiffe (zwei Charter-, zwei Linienschiffe: Babelsberg, Casino, BärLiner, Belvedere) im Einsatz.
Darüber hinaus verfügt die BWSG in der Marina Wendenschloss über drei Motorboote zum Verleih, 70 Sportbootliegeplätze, zehn Wohnmobilstellplätze, eine Marina-Gaststätte (Skippers) inkl. Catering außer Haus.
Schließlich betreiben die Kollegen sogar einen Bootshandel mit Motor- und Schlauchbooten.
Klar, Linie und Charter sind die beiden wichtigsten Umsatzbringer der BWSG. Saison ist von April bis Oktober an insgesamt 219 Einsatztagen. 2.409 Touren auf der Spree, vor allem durch Berlins Mitte werden pro Saison gefahren, davon 2.190 einstündige Stadtrundfahrten durch das Zentrum Berlins und 219 sogenannten East-Side-Touren. Dazu kommt etwas Besonderes: 14 sogenannte ArchitekTouren. Das sind KombiTouren aus Schifffahrt und Landgang mit verschiedenen architektonischen Führern.
Charterfahrten mit dem Salonschiff Babelsberg und der Motoryacht Casino finden ganzjährig statt.
Insgesamt ist der Wettbewerb auf Berlins Gewässern herausfordernd: 36 Reedereien mit 140 Fahrgastschiffen müssen sich den „Kuchen“ teilen. Die Touren sind fast immer die gleichen (Spree, Havel, Dahme, Wannsee, Müggelsee). Auch die Schiffe sind sehr ähnlich. Am Ende entscheidet oft die Lage der Anlegestelle im Netz.
Die BWSG hat zwei eigene Anlegestellen (Alte Börse und Marina Wendenschloss), ist an drei anderen über den Reederverband beteiligt (Paul-Löbe-Haus/Regierungsviertel, Weidendamm/Friedrichstraße und East-Side-Gallerie/Ostbahnhof) und hat über eine Partnerschaft mit der Stern- und Kreisschifffahrt teilweise Zugang zu deren Netz.
Viel Gesprächsstoff
Klimawandel und Schadstoffbelastung sind zwei Stichworte, die für die zukünftige Geschäftsentwicklung der Reederei, aber auch der gesamten Berliner Fahrgastschifffahrt, eine große Rolle spielen werden.
Diese und weitere Themen diskutierten die Gäste des CTOUR-Sommerfestes in kleinen Gruppen sehr intensiv an diesem lauen Sommerabend.
Während der fast vierstündigen Rundfahrt gab es viele interessante Gespräche und neue Kontakte, die sicher auch für künftige Aktivitäten von CTOUR und BWSG von Interesse sind.
Sofortbilder des CTOUR-Mitglieds und Fotografen Frank Pfuhl hielten viele Momente an Bord als Erinnerung an dieses stimmungsvolle CTOUR-Sommerevent fest.
Die Organisatoren des Sommerevents Margrit Manz und Hans-Peter Gaul vom Vorstand freuen sich indessen über das anhaltend positive Echo vieler Mitglieder und Gäste unserer sommerlichen Schiffstour, über die auch die „Märkische Oderzeitung“ vom 21. August berichtet hatte.
„Wir sind damit auf einem guten Kurs in das 30jährige CTOUR-Jubiläumsjahr 2020“,
so Vorstandssprecher Hans-Peter Gaul beim Abschied auf MS Babelsberg.
Fotos: Frank Pfuhl (8), Hans-Peter Gaul, BWSG