Die Veranstaltungsreihe CTOUR-Medientreff in Botschaften der Hauptstadt führte am 21. Februar in die Vertretung von Tadschikistan. Das Interesse war riesig: Mehr als
100 Journalisten, Touristiker und Gäste kamen in die Perleberger Straße in Berlin.
Ständig mussten neue Stühle herangeschafft werden, viele Interessierte verfolgten die Ausführungen des Botschafters S.E. Sohibnazar Gayratsho, der sehr gut Deutsch spricht, im Stehen. Zuvor hatte CTOUR-Vorstandssprecher Hans-Peter Gaul für die Einladung in die Botschaft gedankt.
Kleinstes Land Zentralasiens, aber viele Superlative
Tadschikistan ist das kleinste der Länder Zentralasiens – und vermutlich das Unbekannteste. Aber es hat eine ganze Reihe von Superlativen zu bieten: den höchsten Berg, den längsten Gletscher, die aufregendste Hochgebirgsstraße und nicht zu vergessen „die herzlichste Gastfreundschaft“, wie der Botschafter betonte.
Kurz zur Geografie: Tadschikistan liegt im Südosten Zentralasiens, umgeben von Usbekistan, Afghanistan, Kirgisistan und China. Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland. Mehr als zwei Drittel der Fläche sind Hochgebirge. Fast die Hälfte des Staatsgebietes liegen auf einer Höhe von 3000 m und höher. Der Osten des Landes wird vom Pamir-Gebirge und dem größten Teil des Pamir-Hochlandes geprägt. Dort befindet sich auch der höchste Berg des Landes, der 7495 m hohe Pik Ismoil Somoni.
Tadschikistan hat 8,6 Millionen Einwohner, die Bevölkerungszahl steigt weiter. Die Geburtenrate pro Frau lag 2016 bei durchschnittlich 2,7 Kindern. Mit 1,1 Millionen Einwohnern leben die meisten Tadschiken in der Hauptstadt Duschanbe (übersetzt „Montag“). Die Bevölkerung ist sehr jung, 32,5 Prozent sind unter 15 Jahren alt. Damit hat Tadschikistan eine der jüngsten und am schnellsten wachsenden Bevölkerungen Asiens. 90 Prozent der Einwohner sind Anhänger des Islam, vorwiegend sunnitisch. Im Land leben auch 230.000 Christen, unter ihnen etwa 1.000 Deutsche. Amtssprache ist „das Tadschikische“, eine persische Sprache.
Lizenzen, Steuerbefreiung, e-Visa
Mehr Touristen ins Land zu holen, hat sich nun sogar der Staat zur Aufgabe gemacht. Er erklärte das Jahr 2018 zum „Jahr des Tourismus“, 2019 bis 2022 ist nun die „Periode zur Entwicklung der ländlichen Infrastruktur und des Tourismus“.
Das Ziel ist klar: Weil der Tourismus zu den Haupteinnahmequellen Tadschikistans zählt, soll dieser Wirtschaftszweig gestärkt werden. Wie das geschieht? „Wir erleichtern die Lizenzvergabe für touristische Unternehmen, fördern öffentliche und private Partnerschaften, stärken die Zusammenarbeit mit touristischen Agenturen, Hotels und Resorts und Reisebüros“, erklärte S.E. Sohibnazar Gayratsho. Dies alles ist Teil des sogenannten „Sonderprogramms zur Tourismusentwicklung 2018 bis 2022“. Erste Erfolge gibt es: Standen 2017 nur 70 Reiseveranstalter bzw. -büros im Land zur Verfügung, so sind es derzeit bereits 160. Die Anmeldung eines touristischen Unternehmens geht inzwischen sehr schnell, zudem sind diese für die ersten fünf Jahre von der Mehrwertsteuer befreit. Das Ziel: Bis 2020 soll sich die Zahl der Touristen auf über eine Million jährlich erhöhen.
Parallel hat Tadschikistan das e-Visa eingeführt. Reisende aus inzwischen 140 Ländern können so über das Internet schnell an ein Visa für das aufstrebende Land kommen. Es gilt für bis zu 45 Tage und kostet rund 50 US-Dollar. Die Visaerteilung solle innerhalb „weniger Stunden“ möglich sein. Ein Besuch der jeweiligen Botschaft sei nicht mehr nötig, dieser Weg bleibt aber offen, heißt es.
Zahlen belegen das wachsende Interesse an Tadschikistan. Während 2010 nur 160.000 Touristen das Land in Zentralasien besuchten, waren es 2017 bereits 440.000 Gäste, 2018 erstmals eine Million. Diese Zahl soll nun mindestens gehalten und möglichst weiter gesteigert werden. Zu hören war das Ziel von zwei Millionen Besuchern jährlich bis 2030.
Hochwertigen, keinen Massentourismus
Das Problem: Aus Europa könnten es mehr Touristen sein. 2018 kamen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nur 20.000 Besucher. Deutsche sind vornehmlich Rucksack-, Wander- oder Motorradtouristen. Österreicher kommen gern als Bergsteiger und die Schweizer als Jäger nach Tadschikistan.
Um gerade die Besucher aus dem deutschsprachigen Raum zu steigern, warb der Honorarkonsul Tadschikistans für Hamburg und Schleswig-Holstein, Kourosh Pourkian, für Investitionsmöglichkeiten in dem zentralasiatischen Land. Insbesondere an den touristischen Hotspots, wie dem Pamir-Gebirge, böten sich „hervorragende Möglichkeiten für deutsche Unternehmer, in Hotels, Resorts und Restaurants zu investieren“, so Pourkian. Das Land strebe nach mehr Besuchern, wolle aber einen „hochwertigen und keinen Massentourismus.“
Die Besucher der Botschaft waren sehr interessiert. Auf entsprechende Fragen antworteten die Gesprächspartner der tadschikischen Botschaft konkret: Mietwagen gibt es, allerdings bisher nur mit einheimischem Fahrer. Das sei der Topografie und der Sicherheitslage speziell an der Grenze zu Afghanistan geschuldet, heißt es. Künftig sollen auf bestimmten Routen (aber nicht im Grenzgebiet zu Afghanistan zum Beispiel) auch Selbstfahrer möglich sein. Mobilfunk sei flächendeckend ausgebaut, allerdings nicht im Hochgebirge über 4.000 Metern. Das Land sei sicher, Überfälle auf Touristen seien die absolute Ausnahme, eine eigene „Touristenpolizei“ sorge für die Sicherheit der Besucher, Diebe würden verurteilt.
Bei tadschikischen Spezialitäten wurde an diesem Abend noch lange diskutiert. Mit dabei auch Dr. Alexander Heiser, Vorsitzender der Deutsch-Tadschikischen Gesellschaft e. V. sowie Legationsrätin Isabella Johanna Maria Neisinger vom Auswärtigen Amt sowie Holger Kretzschmar und Lektorin Corinna Grulich vom Trescher-Verlag Berlin. Ihr bereits in dritter Auflage erschienener Reiseführer „Tadschikistan“ fand auch beim Medientreff viele Interessenten. Botschafter S.E. Sohibnazar Gayratsho zog ein optimistisches Fazit: „Wir freuen uns sehr über das wachsende Interesse an unserem Land. Von Beginn unserer Unabhängigkeit an haben wir die `Politik der offenen Türen´ erklärt und sind bereit, mit allen Ländern der Welt gut zusammenzuarbeiten.“
Auf der weltgrößten Reisemesse, der ITB in Berlin, ist Tadschikistan in Halle 3.1/623 mit einem Stand vertreten.
Fotos: Frank Pfuhl (facephul.de)
www.botschaft-tadschikistan.de