ASISI, LEIPZIGER NEUSEENLAND & TORGAU-IMPRESSIONEN

von Hans-Peter Gaul

Seit Jahren ist Leipzig (hier erschien übrigens 1650 die erste Tageszeitung der Welt) und seine Umgebung ein immer wieder attraktives Ziel auch für CTOUR-Reisejournalisten. In diesem Sommer besuchten CTOURisten auf Einladung der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH die aktuelle Asisi-Ausstellung NEW YORK 9/11 im Panometer, erkundeten das Leipziger Neuseenland (Titelfoto: Der Cospudener See – Hafen am Pier 1) und besichtigten in Torgau die Sächsische Landesgartenschau sowie das Schloss Hartenfels. Wir erlebten eine Region, die nach schweren Pandemie-Jahren wieder erfolgreich durchstartet.

Aktuelles Panorama regt zum Nachdenken an

Unser erstes Ziel in Leipzig befindet sich in der Nähe vom MDR-Sendezentrum und dem Völkerschlacht-Denkmal. Was hier 2003 als Projekt mit dem Rundbild EVEREST 8848 in einem denkmalgeschützten ehemaligen Gasometer in Leipzigs Süden begann hat sich inzwischen zu einem Studio mit Panoramahäusern in derzeit fünf deutschen Städten entwickelt. Seit dem 9. April 2022 präsentiert nun Yadegar Asisi im Panometer Leipzig seine neuste Ausstellung „NEW YORK 9/11 – Krieg in Zeiten von Frieden“.

New York 9/11-Panorama von Yadegar Asisi

„Mit NEW YORK 9/11 möchte ich zeigen, was das Panorama als Kunstform eigentlich kann“, so der Schöpfer monumentaler 360 Grad-Panoramen.

Twin-Towers im Asisi-Panorama

„Es ist ein wirklich sehr emotionaler Kunstraum, der eben auch emotionale Zustände in den Körper hineinbringt und die Besucher, das zeigen mir viele, viele Rückmeldungen, wirklich nachhaltig zum Nachdenken anregt.“

Für Yadegar Asisi stehen existenzielle Fragen nach unserem Umgang mit Krieg und Gewalt in Fokus seiner aktuellen Leipzig-Ausstellung, die chronologisch durch die vergangenen 20 Jahre führt und am Morgen des 11. September 2001 in New York endet – fünf Minuten vor den weltverändernden Terroranschlägen.

Die Ausstellung ist nach LEIPZIG 1813, DIE MAUER und DRESDEN 1945 Yadegar Asisis viertes Anti-Kriegsprojekt und setzt seine Betrachtung der Welt unter besonderem Fokus auf die Kriege der Neuzeit fort. Noch vor seinem 70. Geburtstag 2025 wird im Panometer Leipzig u. a. sein erstes komplett in Öl gemaltes Panorama DIE KATHEDRALE VON MONET“ zu erleben sein.

CTOURisten mit Andreas Schmidt (2. v. l.) und Julia Franke (r.) im Panometer Leipzig

Neuseenland im einstigen Braunkohlerevier

Nur wenige Kilometer sind es vom Panorama-Erlebnis zum Cospudener See, von Leipzigern liebevoll „Cossi“ genannt. Hier macht uns Andreas Schmidt, seit 26 Jahren erfolgreich als Pressechef des Leipzig-Tourismus und guter CTOUR-Partner, mit Christian Conrad bekannt.

Andreas Schmidt (l.), Leiter Öffentlichkeitsarbeit/ PR-Tourismus bei der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH mit Christian Conrad, Geschäftsführer pier 1 GmbH & Co.KG am Cospudener Hafen

Er ist Geschäftsführer und sichtlich stolz auf „seinen“ Cospudener See (Motto: stadtnah.aktiv.familienfreundlich). Mit dem längsten Sandstrand Sachsens gehört der als Korrespondenzprojekt der EXPO 2000 erschlossene See u. a. mit einem Seglerhafen am Pier 1, Schulen für Segeln und Tauchen, Ferienwohnungen, einer Sauna im See sowie einem fast 11 km langen asphaltierten Rundweg um den 4,4 km/2 großen und bis zu 55 m tiefen See zu den beliebtesten der über 20 Seen im ehemaligen Braunkohlerevier um Leipzig. Bis 1992 wurde hier noch Braunkohle abgebaut, seit 1997 erfolgte die Flutung.

„Seit nunmehr zehn Jahren kann man vom Zentrum der Messestadt auch per Kanu zum Cospudener See kommen“,

freut sich der Seenchef.
Bei einer leckeren Gose vom Fass (obergärige Leipziger Spezialität– ähnlich „Berliner Weiße“) im Pier 1-Biergarten direkt am Gosewanderweg erfahren wir, dass es am Nordstrand ein Strandhaus (Hacienda) als Miet- und Eventlocation sowie einen FKK-Strand am See gibt. Neben Tretmobilen, Fahrrädern, Tandems, Gokarts, Roller, Scooter, Hochräder und Crosstrainer erwartet die Besucher am „Cossi“ noch ein ganz besonderes Boot: das Grinsel. Bei einer Fahrt mit diesem E-Boot kann man den Cospudener See sogar mit einem Grill und kühlem Bier erkunden. Ansonsten starten auch Ausflugsschiffe vom Pier 1. Die historische Hamburger Hafenbarkasse MS Neuseenland kann für private Feiern gechartert werden. Es gibt auch einen Insel-Briefkasten, der in der Saison wöchentlich einmal geleert und dessen Post dann mit Sonderstempel weiterbefördert wird.
www.cospuden.de
www.leipzigseen.de

Per Schiff zum Kanupark

Bei einer Rundfahrt auf dem nahegelegenen Markleeberger See (er bildet seit 2006 zusammen mit dem Cospudener See das touristische Zentrum im Neuseenland) wird einmal mehr deutlich wie sich die einst vom Bergbau geprägte Landschaft zu einer attraktiven Freizeit- und Erholungsregion nicht nur für die Leipziger Einwohner entwickelt hat.

Promenade am Markleeberger See

Nach dem Start an der Seepromenade Markleeberg-Ost nimmt unser modernes Passagierschiff vorbei an Sandstränden Kurs zur Auenhainer Bucht. Hier kann man Boote ausleihen, baden gehen und sich vielfältig sportlich betätigen.

Mit einem Ausflugsschiff auf dem Markleeberger See unterwegs

Zudem lockt in der Nähe auch der Kanupark mit diversen Wildwasserangeboten. Nach den erfolgreichen Titelkämpfen unlängst in Augsburg freuen sich nicht nur in Markleeberg viele schon auf eine mögliche Kanu-Slalom WM 2027 im Kanupark. Während die imposante Kulisse des nahen Bergbau-Technik-Parks grüßt steuert unser Schiff die Getzelauer Insel im (einstigen Tagebau) See an. Im sommerlichen Neuseenland dieser Tage nicht zu übersehen: Werbung für die 3. Mitteldeutsche Segelwoche vom 20. – 28. August 2022.

Im schmucken IntercityHotel am Leipziger Hbf erfahren wir von Direktor Christian Syrotek wie er und das von Touristen wie Geschäftsleuten gut genutzte Hotel bisher durch die Pandemie gekommen sind.

„Unsere Gäste nutzen während ihres Aufenthalts gern das im Übernachtungspreis inkludierte FreeCity-Ticket für den ÖPNV“,

so der Direktor. Das über 1000jährige Leipzig mit einer der ältesten Universitäten Europas und der Deutschen Nationalbibliothek (zentrales Archiv und bibliographisches Zentrum Deutschlands) verfügt über ein sehr gut ausgebautes Nahverkehrssystem. So kommt man mit dem City-Ticket auch schnell und staufrei aus dem Zentrum ins Neuseenland oder zum Asisi-Panometer.

Unseren Weg zur abendlichen Bierprobe im rustikalen „Ratskeller“ des Neuen Rathauses (erbaut auf den Mauern der einstigen Pleißenburg) legen wir per Pedes zurück. Das Alte Rathaus am Markt, die historische Nikolaikirche mit dem Denkmal zur Erinnerung an die friedliche Revolution von 1989 sowie das einstige Städtische Kaufhaus (weltweit erstes Mustermessehaus) waren einige unserer Stationen.

In einer Passage befindet sich hier auch die von Andreas Schmidt konzipierte All-Stars-Ausstellung berühmter Leipziger, eine wahre Fundgrube für Leipzig-Entdecker.

Andreas Schmidt in der All-Stars-Galerie im Leipziger Zentrum

Auch beim abendlichen Plausch mit Andreas, der als Leiter Öffentlichkeitsarbeit/PR-Tourismus auch für die Region Leipzig zuständig ist, gab’s viel zu erfahren. „Wir freuen uns auf das große Interesse von Touristen, Leipzig erlebt gerade einen wahren Boom“, so unser engagierter Begleiter der Pressetour. Und auch das war an diesem Abend im urgemütlichen „Ratskeller“ ein Thema – ein gemeinsamer Abend für Reisejournalisten und Touristiker zur ITB 2023 in Berlin.

Mit der für Leipzig typischen „Freisitzkultur“ zum Beispiel an der Kneipenmeile „Drallewatsch“ rund um die Barfüßergasse haben wir den Tag stimmungsvoll ausklingen lassen.

Torgau-Impressionen mit LAGA und Schloss Hartenfels

Ideal mit der halbstündlich verkehrenden S-Bahn von Leipzig zu erreichen ist die 9. Sächsische Landesgartenschau (LAGA) in Torgau. Direkt am Bahnhof befindet sich der Haupteingang zu der noch bis zum 9. Oktober geöffneten LAGA.

Julia Franke vom Presseteam der Leipzig Tourismus Marketing begleitet uns durch das 24 Hektar große Gartenschaugelände. Getreu dem Motto „Natur.Mensch.Geschichte“ erinnert Torgau nicht nur an seine bereits zur Renaissancezeit berühmten Gärten, sondern lädt auch in ihre gewachsenen und neu gestalteten Erholungsbereiche ein. Wesentlich geprägt wird das LAGA-Gelände durch die Glacis-Parkabschnitte. So empfängt die Besucher gleich nach dem Haupteingang ein einzigartiges Naturgewässer mit angrenzenden Biotopen. Neue Attraktion ist hier der imposante Kranich-Spielplatz. Vom Ornis-Steg können Vögel beobachtet werden. Eine wahre Kletterlandschaft mit Spiel- und Sportpark u. a. mit einem dem Großen Wendelstein von Schloss Hartenfels nachempfundenen Spielgerüst im Jungen Garten ist bei Groß und Klein beliebt.

LAGA-Spielplatz mit Kletterlandschaft im Jungen Garten

Tipp: mit der App „Actionbound“ kann man sich auf eine informative und erlebnisreiche Familien-Rallye über das gesamte LAGA-Gelände bewegen. Neben einem Fitness-Areal sind auch der Infopunkt Freizeitgartenschau (hier werden Erinnerungen an die weithin bekannten Leipziger Schrebergärten wach) sowie der MDR Sachsen-Garten Anziehungspunkte. Im großzügigen Gastronomiebereich macht sich leider auch für die Besucher der Personalmangel u. a. mit langen Schlangen an den Kassen bemerkbar. Vorbei an Skaterpark, Grünem Klassenzimmer und Naturbühne kommen wir auf dem Naturentdeckerpfad Eichwiese zum neu errichteten Aussichtsturm “Deichgucker“ (mit Riesenrutsche), einem der Wahrzeichen der LAGA.

Aussichtsturm „Deichgucker“ an der Elbe

Von hier aus hat man einen prächtigen Panoramablick auf die Elblandschaft. Nun ist es nicht mehr weit zum Konzertplatz u. a. mit der großen Hauptbühne sowie Gärtnermarkt und Dahlienschau.

Auf dem Konzertplatz der LAGA finden auch Veranstaltungen und Talks statt

Gern besucht auch der Duft- und Tastgarten sowie das Cafe an der Blumenhalle. Und diese präsentierte sich uns Anfang August unter dem Motto „Sommergrüße aus Fernost – Bonsai, Bambus, Ikebana“ leider nicht so farbenfroh wie von einer Blumenhalle erwartet. Bleibt die Hoffnung, das die nächsten der wechselnden Blumenschauen die Besucher mit gewohnt kunstvoll arrangierter Blütenpracht auch in diesem wasserarmen Rekordsommer erfreuen. Neben Konzert-Highlights wird es auf dem Konzertplatz auch noch Talks auf dem Grünen Sofa mit der Sängerin Linda Hesse, mit dem Buchautor und Gartenfan Wladimir Kaminer sowie Schauspieler Wolfgang Stumph geben.

LAGA Beelitz-Werbung auf dem Konzertplatz der LAGA Torgau

Vergleicht man die von uns besuchte LAGA Brandenburg in Beelitz (mit inzwischen über 350 000 Besuchern) mit der LAGA in Torgau, so fallen auch die unterschiedlichen Öffnungszeiten auf. Während Beelitz vom 14. April bis 31. Oktober seine Besucher aus nah und fern empfängt ist das in Torgau nur vom 23. April bis zum 9. Oktober möglich. Einmal mehr bestätigt sich aber, dass Landesgartenschauen ein Erfolgsmodell sind, für Nachhaltigkeit und Heimatverbundenheit stehen, und den jeweiligen Gastgeberstädten auch interessierte Touristen sowie viele bleibende Parklandschaften für die Bewohner bringen.

Vom Denkmal der Begegnung zum Schloss Hartenfels

Wer Torgau besucht wird auch immer an den 25. April 1945 erinnert. So haben auch wir uns mit Stadtführerin Birgit Wöste am Denkmal der Begegnung an der Elbe getroffen.

Das vom Kiewer Architekt Abraham Milezkij 1945 geschaffene Monument erinnert an das historische erste Treffen sowjetischer und amerikanischer Vorausverbände 1945 an der Elbe in Torgau wenige Tage vor dem in Berlin besiegelten Ende des zweiten Weltkriegs. Mit dem „Elbe Day“ wurde dieses Ereignisses gedacht.

Denkmal der Begegnung am Elbufer

Weithin sichtbar über der Elbe erhebt sich Schloss Hartenfels, einziges erhaltenes Schloss der deutschen Frührenaissance. Wer über 164 Stufen auf den Hausmannsturm klettert hat eine perfekte Aussicht über die geschichtsträchtige Stadt und die Elbe.

Blick von den ehem. Kurfürstlichen Gemächern im Schloss auf die Elbe
Schloss Hartenfels mit dem Hausmannsturm

Unsre Stadtführerin hat uns mit dem imposanten Schloss-Ensemble bekanntgemacht, dessen über 500jährige Geschichte u. a. mit Persönlichkeiten wie Kaiser Karl V., Martin Luther, Napoleon, Zar Peter I. und Lucas Cranach verbunden ist.

Stadtführerin Birgit Wöste in den Kurfürstlichen Gemächern

Eine besondere Sehenswürdigkeit ist der „Große Wendelstein“ im Schlosshof. Er wurde mit Treppe ohne innere Stützpfeiler erbaut -. eine architektonische Meisterleistung.

Das Treppenhaus „Großer Wendelstein“ (Mitte) ist eine besondere Sehenswürdigkeit im Schlossinnenhof

In den ehemaligen Kurfürstlichen Gemächern befindet sich heute die Dauerausstellung „Standfest. Bibelfest. Trinkfest“. Mit digitaler Unterstützung wird hier am historischen Ort nochmals die Zeit von Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige und Gemahlin Sibylle von Kleve lebendig. Der letzte Ernestiner Kurfürst (1532 – 1547) gilt als Wegbereiter der Lehre von Martin Luther und begründete somit Torgaus Bedeutung als ein Machtzentrum der Reformation. Am 5. Oktober 1544 hatte Martin Luther die Torgauer Schlosskapelle als Vorbild für weitere evangelische Kirchenbauten persönlich eingeweiht.

Blick in die Schlosskapelle mit Orgel

Noch heute finden hier regelmäßig Gottesdienste und Orgelkonzerte statt und am ersten Oktober-Wochenende erinnert das Stadtfest „Torgau leuchtet“ an das historische Ereignis. Wer das Schloss Hartenfels in Richtung Stadtzentrum verlässt kommt auch an dem seit 1425 genutzten Bärenfreigehege vorbei. Im nahen Rosengarten wurden dieser Tage erstmals einige hundert Safran-Knollen (teuerstes Gewürz) gepflanzt. Sie stammen aus dem thüringischen Altenburg. Die sächsische Kreisstadt hat viel zu bieten. Sie zählt mit ihren über 600 baulichen Einzeldenkmälern zu den bedeutendsten Renaissancestädten Deutschlands. Wir kommen gern wieder.

www.leipzig.travel
www.leipzig.de
www.asisi.de
www.tic-torgau.de
www.laga-torgau.de

Fotos: Hans-Peter Gaul