CTOUR-Medientreff: Luftfahrtgeschichte(n) am BUGA-Standort Stölln

Am 11. Oktober 2014 hatte die Reisejournalisten-Vereinigung Berlin/Brandenburg (CTOUR) gemeinsam mit dem Zweckverband BUGA 2015 Havelregion in Kooperation mit dem Otto-Lilienthal-Centrum Stölln zum Medientreff anlässlich des Jubiläums der Landung einer IL 62 auf dem wohl ältesten noch genutzten Flugplatz der Welt in Stölln eingeladen.

 

Rhinow/Stölln erlangte Berühmtheit durch Otto Lilienthal, der am Gollenberg seine letzten Flugversuche durchführte und am 9. August 1896 hier tödlich verunglückte. Auf dem Flugplatz am legendären Gollenberg landete Flugkapitän Heinz-Dieter Kallbach am 23. Oktober 1989 spektakulär, aber sicher eine IL 62. Die Maschine war ein Geschenk der INTERFLUG an das Otto-Lilienthal-Museum und den Verein.

Die vor 25 Jahren in Stölln gelandete IL 62 stand im Mittelpunkt des Medientreffs Foto: Karlheinz Schindler
Die vor 25 Jahren in Stölln gelandete IL 62 stand im Mittelpunkt des Medientreffs
Foto: Karlheinz Schindler

Auf der Gangway berichtete nun Pilot Kallbach beim Medientreff sehr anschaulich über die technischen Herausforderungen vor 25 Jahren, galt es doch, eine Maschine mit einem Leergewicht von rund 70 Tonnen auf einer nur knapp 900 m langen Graspiste sicher zu landen. Normal wäre eine Betonpiste mit mindestens 2000 Metern Länge gewesen. Neben den internen Hürden (das Vorhaben war auch INTERFLUG-intern nicht unumstritten) waren damals vor allem die technischen Herausforderungen zu meistern.

Auf der Gangway der IL 62 begrüßten Flugkapitän Heinz-Dieter Kallbach und Partnerin,BUGA-Pressesprecherin Amanda Hasenfusz, CTOUR-Vorstandssprecher Hans-Peter Gaul, Lilienthal-Vereinsvorsitzender Horst Schwenzer und BUGA-Marketingchef Matthias Ulrich (oben rechts) die Medienvertreter Foto: Karlheinz Schindler
Auf der Gangway der IL 62 begrüßten Flugkapitän Heinz-Dieter Kallbach und Partnerin,BUGA-Pressesprecherin Amanda Hasenfusz, CTOUR-Vorstandssprecher Hans-Peter Gaul, Lilienthal-Vereinsvorsitzender Horst Schwenzer und BUGA-Marketingchef Matthias Ulrich (oben rechts) die Medienvertreter
Foto: Karlheinz Schindler

Dazu wurde die Maschine von allem entbehrlichen Gewicht erleichtert, die Graspiste mehrfach zusätzlich verdichtet, Bäume im Anflug gekürzt und auch die Landung selbst akribisch minutiös geplant. Zwei Probeanflüge sollten vor der finalen Landung zusätzliche Sicherheit verschaffen. Alles wurde geplant…. fast alles! Einmal spielte die Technik nicht mit – der dringend notwendige Umkehrschub funktionierte nicht, was noch rechtzeitig vor dem Flug festgestellt wurde – mehrmals jedochmachte das Wetter dem Projekt einen Strich durch die Rechnung!
Am 23. Oktober 1989 schließlich, nach einigen vergeblichen Anläufen, klappte es und die INTERFLUG konnte das Versprechen einhalten und ihr Geschenk „übergeben“. Nach mehreren Anflügen setzte Flugkapitän Kallbach mit seiner Crew die Maschine punktgenau am Beginn der Graspiste in Stölln auf und brachte sie mit einem spektakulär aussehenden Manöver nach nur gut 800 Metern sicher zum Stehen (der Verfasser der Zeilen war damals persönlich vor Ort). Nachdem sich die Staubwolke verzogen hatte, versuchte die Crew ein letztes Meisterstück, welches zu ihrer eigenen Überraschung gelang und die bereitstehende schwere Technik entbehrlich machte. Sie konnten die Maschine mit eigener Kraft auch noch zu ihrem jetzigen Standort auf den Gollenberg rollen und unter tosendem Applaus aller Anwesenden an die damalige Bürgermeisterin des Ortes Sybille Heling übergeben.

Am 25. Oktober 2014 wird es ab 12 Uhr im Fliegerpark eine Festveranstaltung mit Programm anlässlich des 25. Jahrestages der Landung geben. Im Mittelpunkt werden dann die IL 62 (Lady Agnes) und das Otto-Lilienthal-Centrum in Stölln stehen.
Heinz-Dieter Kallbach nutzte die Gelegenheit, während des Medientreffs auch auf Aktivitäten des Fördervereins Rosinenbomber hinzuweisen, dessen Ehrenpräsident er ist. Als langjähriger DC-3 Pilot des Air Service Berlin liegt ihm der Erhalt und die Wiederherstellung der Flugfähigkeit des vor einigen Jahren verunfallten historischen Fluggerätes sehr am Herzen.
Der Förderverein www.rettet-den–rosinenbomber.de baut die Maschine gegenwärtig mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft wieder auf und will ihre Flugfähigkeit schnellstmöglich erreichen. Unterstützer und Spender sind herzlich willkommen.

Flugkapitän Heinz-Dieter Kallbach Foto: Karlheinz Schindler
Flugkapitän Heinz-Dieter Kallbach
Foto: Karlheinz Schindler

Horst Schwenzer, Vorsitzender des Otto-Lilienthal-Vereins Stölln, lud die Reise- und Fliegerjournalisten zum Besuch des Otto-Lilienthal-Centrums ein und machte sie dort mit den historischen Fluggeräten, darunter der Flugapparat Nr. 11 „Stölln“, bekannt. In der Dauerausstellung sind auch historische Nachbauten und Modelle der Familie Wernicke zu sehen. Ein neu angelegter Fliegerpfad verbindet das Museum mit der IL 62, in der sich auch ein INTERFLUG-Museum sowie ein einzigartiges und gern genutztes Standesamt befindet.

2015 wird Rhinow/Stölln zu einem ganz besonderen Standort der BUGA Havelregion. Wildrosen, Steppenstauden, Kakteen u. a. prägen dann entsprechend ausgewählter Farbkonzepte – auf Steppengleitern scheinbar schwebend – den Naturerlebnispfad „Gangway“ rund um die Il 62. Außerdem wird es eine Drachenwerkstatt für kleine Flugpioniere geben. BUGA-Pressesprecherin Amanda Hasenfusz: „MUT ist das Motto dieses Standorts unserer Bundesgartenschau für die Mutigen, die Vordenker sowie kleine und große Abenteurer mit Ideen“. Mit der einzigartigen Kombination aus IL 62 als Symbol für Reise und Fernweh und offener Landschaft mit weiten Trockenrasenflächen könnte dieser Ort nach Vorstellung der Macher zu einer der auffälligsten und interessantesten BUGA-Kulissen werden. Iris Hoffmann, Bürgermeisterin der Gemeinde Gollenberg, freut sich schon auf die nachhaltige Investition, die auch lange nach dem BUGA-Zeitraum Bestand haben soll.

Das Lilienthal-Centrum hält die Erinnerung an den Flugpionier Otto Lilienthal wach Foto: KarlHeinz Schindler
Das Lilienthal-Centrum hält die Erinnerung an den Flugpionier Otto Lilienthal wach
Foto: KarlHeinz Schindler

BUGA-Marketingchef Matthias Ulrich: „Erstmals findet eine Bundesgartenschau an fünf Standorten und in zwei Bundesländern statt. Wir erwarten vom 18. April bis zum 11. Oktober 2015 etwa 1,5 Millionen Besucher“. Die Eintrittskarten berechtigen übrigens während der gesamten Dauer zum jeweils einmaligen Besuch aller fünf Standorte. Unter dem Motto „Von Dom zu Dom – das blaue Band der Havel“ bietet die BUGA in Brandenburg, Premnitz, Rathenow, Rhinow/Stölln und Havelberg mehr als 30 Hallenschauen (erstmals auch in Kirchen) und 50 Themengärten sowie über 1000 kulturelle Veranstaltungen.

Impressionen und weitere Informationen vom CTOUR-Medientreff „Luftfahrtgeschichte(n) am BUGA-Standort Stölln vermittelt unser Video mit Gesprächen mit Flugkapitän Heinz-Dieter Kallbach, BUGA-Pressesprecherin Amanda Hasenfusz; BUGA-Marketingchef Matthias Ulrich und dem LilienthaL-Vereinsvorsitzenden Horst Schwenzer
www.buga-2015-havelregion.de
www.otto-lilienthal.de