Berlin bekommt eine Seilbahn – wieder, müsste es heißen, denn 1957/58 schwebten schon einmal anlässlich der „Internationalen Bauausstellung“ 95 Gondeln auf einer 1,4 km langen Strecke zwischen Bahnhof Zoo und Schloss Bellevue. Nun werden es 1,5 km sein – anlässlich der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2017 vom U-Bahnhof Grottkauer Straße über den Kienberg bis zum Blumberger Damm am Eingang der „Gärten der Welt“. Glücklicherweise hat Berlin seit 2004 ein Landesseilbahngesetz, das ja nach dem Willen der EU jedes Land haben muss, ganz gleich ob die Berge nun Dreitausender sind oder gerade mal 114 Meter hoch wie der Große Müggelberg.
Am 27. Februar 2014 unterzeichnete die aus Südtirol stammende LEITNER AG den Vertrag mit der IGA Berlin 2017 GmbH zum Bau der Seilbahn. Demnächst wird das Genehmigungsverfahren für dieses Projekt eingeleitet und es bleibt zu hoffen, dass es nicht den in Berlin üblichen Werdegang von Bauprojekten durchläuft und länger dauert und teurer wird als geplant. Veranschlagt werden rund neun Monate Bauzeit, Start ist 2016.
Mit dem Investor LEITNER AG steht ein weltweit erfahrenes und erfolgreiches Unternehmen als Partner bereit. Sie bauen nicht nur High-Tech Seilbahnen für den Wintersport, sondern auch zu touristischen Sehenswürdigkeiten und für den Personentransport in Städten wie für die Expo 2000 in Hannover oder in Hongkong, eine der größten Seilbahnen der Welt.
Damit bekommen die IGA, die „Gärten der Welt“ und nicht zuletzt Berlin eine zugkräftige, touristische Attraktion. Zwar nur für drei Jahre, danach wird sie woanders wieder aufgebaut und genutzt, aber immerhin wird dieses Highlight Besucher zur IGA und nach Marzahn-Hellersdorf bringen, die sonst wohl eher nicht den Weg dorthin gefunden hätten. „Und wenn dann auch noch die U 5-Verlängerung fertig ist, hat Marzahn-Hellersdorf eine Superanbindung“, freute sich der zuständige Bezirksstadtrat für Wirtschaft und Stadtentwicklung Christian Gräff.
Was auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich scheint, macht bei näherer Betrachtung durchaus Sinn. Laut Statistischem Bundesamt zählen Seilbahnen zu den sichersten Verkehrsmitteln, sie sind vergleichsweise schnell und kostengünstig realisierbar, benötigen wenig Platz und sind vor
allem aus ökologischer Sicht geräuscharm, umweltfreundlich und energieeffizient und zudem barrierefrei.
„Wir haben uns für eine Seilbahn entschieden“, sagte Christoph Schmidt, Geschäftsführer der IGA Berlin 2017 GmbH, „weil diese die vielfältigen Anforderungen am besten erfüllt: Sie verkürzt die Wege und erschließt Ausstellungsbereiche, die für Familien mit kleinen Kindern, ältere Gäste sowie Besuchern mit Handicap sonst nicht zugänglich wären.“ Für Staatssekretär Christian Gaebler steht eher die Bewältigung städtischer Verkehrsprobleme, von denen Berlin ja so einige hat, im Vordergrund: „Die Seilbahn wird ein herausragender Ausstellungsbeitrag zur IGA sein und könnte auch ein mögliches Modell für zukünftige großstädtische Infrastrukturen werden.“
Die IGA-Seilbahn durchläuft drei Stationen, die 65 Kabinen können je bis zu zehn Personen transportieren, zwischen 2500 und 3000 Personen pro Stunde. Dabei überwinden sie bei 6 km/h Fahrgeschwindigkeit bis zu dreißig Meter Höhenunterschied. Die insgesamt sieben Stützpfeiler benötigen an der Basis nur wenig Platz und überspannen das Wuhletal. Nur vor und während der IGA ist die Strecke eingezäunt, der Wuhlewanderweg hingegen ist auch zur IGA frei zugänglich. Die Stationsgebäude mit wellengleich geschwungenen Formen und begrünten Dächern fügen sich harmonisch in die Landschaft ein, betonte Investor Martin Leitner. Für das Design zuständig ist das Büro Kolb Ripke Architekten. Die ca. 14 Millionen Euro Kosten für den Bau und Betrieb der Seilbahn trägt übrigens der Investor, es werden keine öffentlichen Mittel dafür verwendet.