URLAUB MIT MASKE

CTOUR Ostseetag 2020 in Corona-Zeiten

Wir waren wohl eine der ersten Pressegruppen, die nach der schrittweisen Öffnung der touristischen Destinationen nach Mecklenburg-Vorpommern reisten.
Wir trafen aufmerksame Hotelliers, hellwache Touristiker, zuversichtliche Fischer, einen unterhaltsamen TV-Meteorologen, muntere Schiffskapitäne, freundliche Museums-Arbeiter und viele Urlauber mit Maske.

Die Fähren fahren wieder

Ein Montagmorgen am Hafen in Stralsund. Die Weiße Flotte hat ihren Fahrplan wieder aufgenommen. Dreimal am Tag geht es von der Hansestadt  nach Hiddensee. Vor uns eine lange Schlange von Fahrrad-Touristen  – bereit für einen Tagesausflug auf die Insel. Es ist voll wie in den Jahren zuvor, nur die Familien mit Kindern fehlen, noch sind keine Sommerferien. Dennoch sieht es anders aus und fühlt es sich anders an. Die Wartenden halten Abstand, den Mund-Nasen-Schutz haben sie bereits in der Hand.

Unter Deck ist Maskenpflicht, Plätze sind gekennzeichnet. Oben weisen rote Punkte und grüne Häkchen darauf hin, wo Passagiere sitzen dürfen und wo nicht. Die Bord-Gastronomie hat noch geschlossen. Es ist ruhig, und alle verhalten sich diszipliniert. Aber das wuslige Treiben auf einem Schiff, die entspannte Vorfreude und die gelassene Urlaubsstimmung – das alles vermisst man schon!

Exklusiv bei Wettermann Stefan Kreibohm

Die ndr-Wetterstation in Kloster ist unsere erste Anlaufstelle. Wettermann Stefan Kreibohm hat den schönsten Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann, aus einem Fenster im reetgedeckten Haus am Hafen sieht er hinaus auf den Vitter Bodden, kann die Schiffe von Rügen und Stralsund kommend beobachten. Doch seine Aufmerksamkeit

gilt vor allem den Wolken und der Sonne und in seinem Arbeitszimmer den Wetterkarten, den meteorologischen Diensten, die er auf seinen Bildschirmen verfolgt.

Er pendelt zwischen Hiddensee und Rügen und gibt ehrlich zu, die touristenfreie coronabedingte Zeit genossen zu haben. Jeden Tag produziert er als One-Man-Show den Fernsehwetterbericht für das ndr-Nordmagazin, fährt mit dem Elektrofahrrad über die Insel und freut sich, wenn er seinen Zuschauern immer noch ein „Rätsel“ mitgeben kann, wo genau er auf der Insel diesmal seine Kamera aufgebaut hat. Dazu kommen Informationen und Gespräche für die Radiosender

und andere Medienkollegen.
In den 22  Jahren, seit er diesen – wie er selber sagt „Traumjob“ auf der Insel hat –  ist der Wetterbericht noch nie ausgefallen. Er und ein Kollege teilen sich die

Arbeitstage.
Wenn er davon spricht, dass die Dänen das beste Wetter vorhersagen und dass die besondere Wetterlage an der Küste mit den Bergen in Norwegen und den Hügeln in Schweden zusammenhängen, dann weiß man, dass der Mann sein Handwerk versteht. Trotz seiner Medienpräsenz und Bekanntheit ist Kreibohm, der auch als Buchautor erfolgreich ist, ein bodenständiger und grundsympathischer Mann geblieben.

CTOUR Vorstandsmitglied Fred Hafner überreicht Kreibohm das CTOUR Magazin

Fischbrötchen ist Pflicht

Bei Fischer Hubert Thürke schmecken die Fischbrötchen hervorragend, er verkauft sie direkt von seinem Kutter „Willi“.
Seine Kollegen und er sehen die reduzierten Fischfangquoten pragmatisch. Ein typischer Mecklenburger – „es ist wie es ist“ – aber er freut sich, dass die Touristen wieder kommen, es bleibt sein Geschäft.

Erlebnis OZEANEUM

Die Meeresbewohner, die bei ihm über die Theke gehen, und noch viele weitere sind im Stralsunder OZEANEUM zu bestaunen. Nach 3 Monaten Corona-Zwangspause hat das Museum wieder geöffnet, mit den entsprechenden Hygiene- und Abstandsregelungen und mit einer begrenzten Gästezahl, gleichzeitig dürfen sich nur 391 Gäste im Haus aufhalten. Das sind täglich zwischen 1.000 und 1.500, in den vergangenen Jahren waren es um ein Vielfaches mehr.

Maskottchen Walfred erklärt in kurzen Video-Clips auf der Homepage, was genau das alles heißt. Die Webseite ist überhaupt sehr aktuell und mit allen wichtigen Corona-Informationen bestückt, auch zu den Bereichen, die momentan nicht zu besichtigen oder zu benutzen sind. Natürlich sind die Aquarien mit den Ost- und Nordsee-Museumsreisen zugänglich und die Attraktion des OZEANEUMS – die Riesen der Meere mit den 1:1 großen Wal-Modellen.

Stadt mit Natur

Cheftouristiker André Kretzschmar nimmt uns später noch zu einem kleinen Abendspaziergang durch die Altstadt Stralsunds mit. Auch er freut sich darüber, dass es fast schon wieder „normal“ aussieht mit den Gästen seiner Stadt. Spaziergänger sind in den Straßen der Weltkulturerbe-Stadt unterwegs, die Plätze in den Cafés sind gut besetzt, Besucher bestaunen die Fassade des hanseatischen Rathauses.

Das Stadtrecht bekam Stralsund 1234 (endlich mal ein Gründungsdatum, das man sich in der Ziffernfolge 1-2-3-4 merken kann), die Straßenzüge, die damals angelegt wurden, und die Bebauung sind noch gut erkennen. Besonders am Markt sieht man die unterschiedlichen Baustile: schwedisch, gotisch, DDR-Zeit. Die norddeutsche Backsteingotik ist typisch für die Kirchen. Aber auch am Rathaus, das immer wieder umgebaut und erweitert wurde, sind die Geschichte der Stadt und die Geschichte der Architektur bis heute nachvollziehbar.
Touristisch war das ganze Land im Frühjahr 2020 – so wie andere Bundesländer auch – auf Null heruntergefahren.

Mecklenburg-Vorpommern lockerte aber als eines der ersten Länder, fährt ein zügiges Tempo mit dem Aufschwung des Tourismus. Wie viele von den 3.000 Betten in Stralsund und den

gewohnten 380.000 Übernachtungen jährlich tatsächlich am Ende dieses Jahres in der Statistik auftauchen, kann Kretzschmar (l.) nicht vorhersagen.

Seine Stadt wirbt mit dem Motto „Stadt mit Natur“. So dicht hat der Tourist es selten beieinander: eine städtische Struktur und Natur mit Rügen, Hiddensee, Fischland-Darß, Meeres-Strandbad, Segel-Tourismus und vielem mehr.

Die Stadt vom Wasser aus sehen

Wer Stralsund besucht, sollte in jedem Fall eine Hafenrundfahrt mitmachen. Seit 20. Mai 2020 ist das wieder möglich. Stündlich laufen die Schiffe aus, und die begleitende Moderation an Bord gibt es noch live vom Kapitän, der vorher an der Kaimauer seine Gäste begrüßt hat. Auch hier sind die Plätze gekennzeichnet, welche mit den Abstandsregelungen benutzt werden können und welche nicht.
Die Stadt von der Wasserseite zu sehen, zeigt nochmal den ganzen Reiz dieser maritimen Stadt. Die drei großen Kirchen – Nikolai, St. Jakobi und Marien – scheinen dicht beieinander, das Schiff unterquert die große neue Rügenbrücke, man erfährt die Werften- und Hafen-Geschichte, umquert den Dänholm – die Insel zwischen Stralsund und Rügen – und hat einen wunderbaren Blick auf Altefähr, den ersten Ort auf der Insel Rügen.

Hotels „können“ Corona

Unser gastgebendes Hotel – das Romantikhotel Scheelehof in der Fährstraße – ermöglichte uns kurze Wege zum Hafen, in die Altstadt oder in die älteste Stralsunder Kneipe „Hanni – Zur Fähre“ und einen hautnahen Einblick in ein unter Corona-Bedingungen geführtes Vier-Sterne-Haus.
Alle Mitarbeiter tragen Maske, die Benutzung der Aufzüge geht maximal zu zweit,  in den Zimmern liegt kein überflüssiger Schnickschnack rum, der Wellness-Bereich ist geschlossen. Für das Frühstück allerdings braucht man viel Geduld. Obwohl die Auswahl am Abend vorher über den Zimmer-Laptop ganz einfach möglich ist, dauert die frische Zubereitung und das Servieren am Tisch doch seine Zeit. Wer es eilig hat oder sein Schiff nicht verpassen möchte, sollte sich einen Puffer einplanen.

Seine Übernachtungspreise hat der Scheelehof – wie andere Stralsunder Häuser auch – nicht angezogen. Mit einer Prognose, wie das 2020er Jahr läuft, ist man aber auch hier vorsichtig.

Das Fazit unseres Ostseetages: Urlaub an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern kann man guten Gewissens empfehlen, die Gastgeber sind freundlich, umsichtig und lassen den Gast die „erschwerten“

Bedingungen schnell vergessen. Als Gast selber sollte man alle Regeln einhalten und dieses Urlaubsjahr als das nehmen, was es ist: ein BESONDERES.

www.stralsundtourismus.de
www.seebad-hiddensee.de

Fotos: Frank Pfuhl, Sylvia Acksteiner