CTOUR ON TOUR: Größte europäische Wasserlandschaft entsteht

Wie sich die Niederlausitz „neu erfindet“ und die ehemaligen Braunkohlentagebaue renaturiert / Cottbus idealer Ausgangspunkt für Besichtigungs- oder Radtouren

Zwischen Dresden und Berlin entsteht eine spektakuläre Wasserwelt mit mehr als 20 neuen Seen. Einmal längs und einmal quer durch das junge Lausitzer Seenland verläuft die mit Rad oder Schiff zu befahrende Seenland-Route. Allein die Radroute ist 186 Kilometer lang. Und: Zehn Seen werden in den nächsten Jahren durch schiffbare Kanäle miteinander verbunden sein. Was vielen nicht bewusst ist: Das Lausitzer Seenland wächst bis 2018 zur größten von Menschenhand geschaffenen Wasserlandschaft Europas heran. Es entstehen Häfen, Lagunen, schwimmende Häuser – für jeden zu mieten, etwa in Geierswalde.

Das alles ist umso eindrucksvoller, wenn man die Vergangenheit kennt. Denn über mehr als 100 Jahre bestimmte die Förderung der Braunkohle hier das Landschaftsbild. Von den ehemals 17 Tagebauen sind heute noch vier in Betrieb.

"Tagebaugroßgerät" F 60: eineinhalb Stunden Fußweg, 502 Meter lang
„Tagebaugroßgerät“ F 60: eineinhalb Stunden Fußweg, 502 Meter lang

Mit der Eröffnung der ersten Braunkohlengrube Mitte des 19. Jahrhunderts begann für die Niederlausitz der industrielle Aufschwung. Neben der Kohleproduktion florierten vor allem die Tuch- und die Glasindustrie.

Oben hat der Besucher aus 80 Metern Höhe einen imposanten Ausblick auf die Seenlandschaft
Oben hat der Besucher aus 80 Metern Höhe einen imposanten Ausblick auf die Seenlandschaft

Rund 100 Jahre später machte die Braunkohle das „Lausitzer Revier“ zum Energiezentrum der DDR. Die Folgen waren dramatisch: die Landschaft geschunden, viele Orte verschwunden oder umgesiedelt.
Umso engagierter nehmen die Verantwortlichen in der Region in diesen Jahren die Neugestaltung in Angriff. Wem ein Blick aus der Ferne nicht genügt, der kann mit dem Jeep zu Erlebnistouren zu den Baggern in die Kraterschluchten und Tagebaue aufbrechen.

Vier von 17 Tagebauen sind noch aktiv
Vier von 17 Tagebauen sind noch aktiv

Oder einen solchen Stahlgiganten selbst erklimmen! Das Besucherbergwerk F 60 in Lichterfeld bietet zum Beispiel diese Möglichkeit. Während eines eineinhalbstündigen Rundgangs besteigt man die weltweit größte Abraummaschine auf einer Länge von 502 Metern – höher als der Eiffelturm. Am Ende steht der Besucher 80 Meter über der Erde und genießt eindrucksvolle Ausblicke.

In Großräschen entstehen eine Marina, ein Stadthafen und maritimes Flair
In Großräschen entstehen eine Marina, ein Stadthafen und maritimes Flair

Viele dieser ausgedienten Brikettfabriken und alten Kraftwerke haben ein zweites Leben als Museum, Landmarke, Veranstaltungs- oder Ausstellungsort erhalten. Frühere Arbeitswelten, aufwändige Technikgeschichte und das tägliche Leben der Bergmänner kann fast überall „im Revier“ hautnah nacherlebt werden. So führt die Niederlausitzer Bergbautour auf über 500 Kilometern durch alte und neue Landschaften. Vielerorts gibt es Einblicke in die imposante Arbeits- und Privatwelt der Bergleute und deren riesige Tagebaugeräte.

In Geierswalde sind Leuchtturm und Strand schon begehbar ....
In Geierswalde sind Leuchtturm und Strand schon begehbar ….

Ausgangspunkt vieler Touren ist Cottbus. Dabei hat die Stadt selbst Vieles zu bieten – etwa den 600 Hektar großen Fürst-Pückler-Park und das dazu gehörige Schloss Branitz. Seite Generationen gehört das Grün hier zum Stadtbild.

... und schwimmende Häuser zu mieten
… und schwimmende Häuser zu mieten

Cottbus ist mittlerweile – auch das dürfte viele überraschen – eine der grünsten Städte Deutschlands. Besonders dem Weltenbummler und Literaten Pückler ist man zu großem Dank verpflichtet. Idyllische Parks, Alleen und Promenaden knüpfen ein Band entlang der Spree, das durch das Schloss gekrönt wird. Für weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt müssen hier Stichworte genügen: der Altmarkt, das Staatstheater, der Spreeauenpark – entstanden vor 20 Jahren anlässlich der ersten Bundesgartenschau Ostdeutschlands, die Oberkirche St. Nikolai, prächtige Bürgerhäuser, barocke Giebelfassaden, die Sonnenuhr, der Studentencampus, die Stadthalle, die Messe, der Tierpark der Stadt. Und natürlich der Cottbuser Postkutscher! Seit 150 Jahren ist er DAS Wahrzeichen und mit seinem berühmten Satz  („Der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten“) sympathischer Zungenbrecher der Stadt.

Fürst-Pückler-Park und Schloss Branitz in Cottbus Fotos: Fred Hafner
Fürst-Pückler-Park und Schloss Branitz in Cottbus
Fotos: Fred Hafner

Cottbus bietet zahlreiche Hotels und Pensionen, von denen das Radisson Blu das Flaggschiff ist. Selbst hier sind bei höchstem Komfort (Wellness-Oase im 9. Stock hoch über den Dächern der Stadt) die Zimmerpreise moderat.

Die Stadt ist natürlich auch Ausgangspunkt für Kahnfahrten, Rad- und Besichtigungstouren in den Spreewald. Nicht nur von Lübben, Lübbenau oder Burg kann man in den Spreewald starten, sondern auch direkt aus Cottbus.
Aber das ist eine andere Geschichte.

Weitere Infos:
www.lausitzerseenland.de
www.Radissonblu.com/hotel-cottbus
www.iba-tours.de
www.pueckler-museum.de
www.spreewald.de